20 Beobachtungen in Kanada

(1) Trinkwasser gibt es allerorts kostenfrei: In jedem Lokal ungefragt auf den Tisch, im Zug vom Servicepersonal, an Wasserspendern in Parks und vor öffentlichen WCs.
(2) Toronto und Montreal haben richtig gute Fahrradständer: Einbetonierte Stangen mit kleinen Bügeln. Nehmen wenig Platz weg, man kann sehr flexibel das Rad positionieren und am Rahmen anschließen. Und davon gibt es massig, also von Fahrrädern und den Bügeln. In Montreal haben die Fahrradanlehnbügel an Straßen eine Doppelfunktion: Sie zeigen auch an, ob und wann und für wie viel Autos am Straßenrand parken dürfen.

(3) Crocs sind in Quebec erfunden und entwickelt worden. Von Foam Creations Inc.. Zum Massenprodukt und zur Marke hat sie dann eine US-Firma gemacht.
(4) Quebec hat zweieinhalb mal mehr Fläche als Frankreich und ein Siebtel der Einwhohner.
(5) Der Winter ist sechs Monate lang, dunkel und kalt. In Innenstädten der Metropolen verbinden unterirdische Tunnel Büros, U-Bahnen, Wohnhäuser und öffentliche Einrichtungen, oft 30 Kilometer und länger. Viele Tunnel und U-Bahnhöfe haben irgendwo Glasdächer und Lichtschächte, damit etwas Tageslicht reinfällt. Der Lichtmangel macht ca. 15% der Bevölkerung in leichten Formen eines „Seasonal Affective Disorder“ zu schaffen.
(6) Die Provinz New Brunswick ist nach dem welfischen Fürstenhaus Braunschweig benannt.
(7) Nur in Quebec (und im französischsprachigen Norden von New Brunsick) heißt Kentucky Fried Chicken: Poulet Frit Kentucky (PFK).

(8) Kanadas größte Café-Kette Tim Horton hat den Slogan „Canada's Favourite Coffee“. Außer in Quebec, hier ist es „Le café préféré des gens d'ici“, der Lieblingskaffee der Leute hier, worunter man Quebec verstehen kann und nicht Kanada verstehen muss.
(9) Dépanneur ist kein Handwerker, bzw. Pannen-Notdienst wie in Frankreich, sondern ein kleiner Ladenwie Spätis oder 7-Eleven.
(10) Auf Stopschildern steht in Quebec nicht Stop wie in Frankreich, sondern Arrêt.
(11) 31 der 34 kritischen Rohstoffe auf der Liste der EU finden sich auf der Liste der kanadaischen Regerung kritscher Mineralien mit belastbarer Wahrscheinlichkeit der Herstellung in Kanada.
(12) Kanada hat die größten erkundeneten und bezifferten Vorkommen Seltener Erden, aber bislang kaum aktive Förderung.
(13) Kanada ist größter Produzent von Kaliumkarbonat weltweit, Nr. 2 bei Uran (OECD-NEA, Uranium 2024, S. 129), Nr. 4 bei Gold.
(14) Strom in Quebec wird zu 99 % aus erneuerbaren Quellen erzeugt (94% Wasserkraft, 5% Windenergie). Die Preise des staatlichen Stromanbieters Hydro Quebec für Privatkunden umgerechnet: 4,4 Euro-Cent / kWh für die ersten 40 kWh jeden Tag, 6,8 Euro-Cent für jede kWh darüber hinaus.
(15) In Quebec verkauft ein staatliches Unternehmen Cannabis an Über-21-Jährige, inkl. Beratung und Aufklärung, zertifiziertem Anbau in Kanada, Same-Day-Delivery usw..
(16) Man kommt super schnell mit Leuten ins Gespräch, im Laden, in der Bahn, im Park. Mit etwas Offenheit, davon ist nämlich viel vor Ort. Das finden auch die Leute gut, mit denen ich gesprochen habe und die seit ein paar Jahren erst da sind auf Frankreich oder Albanien. Kanada ist offener, Kanda ist pragmatisch, hier ist Dynamik in der Wirtschaft und im ganzen Land geht es weiter. Die Bevökerkung Kanadas ist von 30 Millionen in 2000 auf 40 Millionen 2023 gewachsen.
(17) Die Ampeln für Fugänger sind weiß, wenn man gehen kann. Und die Ampeln für Autos stehen an Kreuzungen an der gegenüberliegenden Seite.
(18) 5% der Gesamtbevölkerung (1,8 Millionen Menschen) indentifizieren sich als „Indigenous people“ heute. 60% bis 90% der ursprünglichen Einwohner sind im 17. Jahrhundert vor allen an den von den Europäern eingeschleppten Krankheiten gestorben. Sie wurden vertrieben, die Lebensgrundlagen zerstört, die Kinder in Internaten zwangsbeschult und von den Eltern entfremdet. Das McCord-Museum in Montreal zeigt diese Geschichte. WIrklich krass ist: Erst 2017 hat Montréal sein Stadtwappen überarbetet und eine weiße Kiefer als fünftes Symbol für die First Nations nach der Schwerlilie für die Franzosen, der Rose für die Briten, der Distel für die Schotten und dem Shamrock für die Iren ergänzt.
(19) In Montreal gibt es rund 4000 ruelles, Sträßlein hinter den Häusern. Wenn Nachbarn sich zusammentun, zusagen etwas zu pflegen und pflanzen, dann gibt es Förderung von der Kommune für Begrünung. Besonders gestaltete ruelles erhalten das Prädikat ruelle verte, gut 400 gibt es schon davon, voller Bänke, Beete, Bücherschränke und Engagement.
(20) Seit 2007 läuft in Montreal das Mural Festival. Stadt, Provinz, Sponsoren fördern, Hausbesitzer melden freie Wände, Kuratoren wählen Orte und beauftragen Künstler. Die Stadt ist voller Kunst, junge Künstler kommen jedes Jahr aus der ganzen Welt. Vergleichbar in Deutschland: Das auf drei Jahre angelegte UKW-Projekt in Wuppertal, das Hagen Mural Project von 2021.