Achtmal mehr Aufmerksamkeit fürs Hochwasser als für den Hochwasserschutz
In der aktuellen Berichterstattung über Hochwasserstände habe ich das Bauchgefühl, dass es fast nur um Pegelstände geht. So gut wie nie um Ursachen, Folgen und vor allem Lösungen und Linderungen. Um das Bauchgefühl zu prüfen, hier eine Do-It-Yourself-Empirie. Ich habe die Artikel in der GENIOS-Pressedatenbank (300 Pressequellen) für den Zeitraum 5.12.2023 bis 5.1.2024 nach ein paar Begriffen durchsucht, die aus meiner Sicht für verschiedene Aspekte des Themas stehen. Hier die Treffer in absoluten Zahlen:
- Hochwasser: 16250
- Hochwasserschutz: 2241
- Pegelstand: 1386
- Entsiegelung: 252
- Klimafolgenanpassung: 117
- Schwammstadt: 116
- Elementarschadenversicherung: 102
Klar, das sind nur ein paar Begriffe, die für mich mit verschiedenen Aspekten verbunden sind. Mit Pre-Test, qualitativer Analyse und vielleicht auch mit etwas ausgefeilter Textanalyse per Software könnte man verlässlicher sagen, welche Begriffe mit welchem Fokus der Berichterstattung einhergehen.
Meine gar nicht so steile These: Wir sehen hier das permanente Jetzt. Eine Haltung zur Wirklichkeit, die irgendwie aus digitalen Medien in die Presse geschwappt ist. Selbst wenn ein Thema Konjunktur hat, haben es damit verbundene Ideen, Optionen, Lösungen kaum - sprich: die Zukunft und Vergangenheit eines Themas. Jetzt lieber als morgen oder gestern, Mikro lieber als Makro, eine Geschichte lieber als Analyse, individuelle Betroffenheit lieber als volkswirtschaftliche Analyse, Protagonisten lieber als Ideen und Konzepte.
Und so schnell die Aufmerksamkeit da und groß war, so schnell ist sie auch wieder verflogen. Merkt man heute, am 6.1.2024 schon. Ich lese kaum noch etwas zu Pegelständen.