Die Zeitungskrise ist bislang Regional- und Boulevardkrise
Ich probiere gerade die Auswertungssoftware Tableau aus. Zum Experimentieren schaue ich mir in den nächsten Wochen Zahlen zur Medienwirtschaft an. Als erstes habe ich Auflagenzahlen nach Mediengruppen (wie sie der BDZV festlegt) analysiert. Interessante Erkenntnis aus einer Heatmap, auf der ich die Auflagenverluste im Vergleich zu 2000 visualisiere (mehr Platz gibt es bei der hier gehosteten Version): Boulevard und Regionalzeitungen verlieren am stärksten:
- Den überregionalen Abozeitungen geht es besser als allen anderen Mediengruppen. Sie haben Anfang des Jahrtausends sogar verkaufte Auflage gewonnen und verlieren immer noch sehr wenig im Vergleich zu 2000. Die Verluste werden langsam größer – aber wir sind hier bei einem Verfall wie ihn die Regionalzeitungen 2003 hatten.
- Am stärksten verlieren Kaufzeitungen (sprich: Bild).
- Die starken Verluste bei den Sonntagszeitungen sind vor allem auf Bild am Sonntag zurückzuführen. FAS und Welt am Sonntag halten sich gut, wachsen sogar (ich mache später eine detaillierte Auswertung dazu). Wir haben also eine Boulevardzeitungskrise (was die Verkäufe angeht, Einbruch bei Anzeigenumsatz trifft alle, auch das später einmal genauer).
- Regional- und Lokaltageszeitungen verlieren massiv Auflage, weit stärker als Wochenzeitungen oder überregionale. Gerade das Medium, dem Fernsehen und Netz nicht so viel entgegensetzten können (sagten Verleger und manche Medienexperten jahrelang) verliert. Das ist interessant: Entweder interessiert Lokales immer weniger oder es interessiert, aber die Angebote der Tageszeitungen werden für die Zielgruppen immer unattraktiver.
Und hier noch als Bild, sollte Ihr Endgerät nicht mit Iframes zurechtkommen:
Hier die absoluten Auflagen im Zeitverlauf:
Hier meine Quellen.