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Die Emanzipation des Staates von seinen Bürgern

Konrad Lischka
Konrad Lischka
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Eine interessante These von Alexander Etkind zur Entwicklung bestimmter Herrschaftformen in Staaten, die vor allem Öl exportieren (aus einer Rezension im Times Literary Supplement): Zur Ölförderung braucht man wenige, oft aus dem Ausland kommende Spezialisten, die an entlegenen Orten arbeiten. Etkind erwähnt Gas  merkwürdigerweise nicht, aber da ist es ähnlich. Aus dieser Verschiebung der BIP-Mehrung zu anderen, kleineren, spezialisierten Gruppen folgt:

If in the coal economy the key figure was the miner and the major threat was the strike, in the oil economy the central figure  is the security guard and the main threat is terrorism. This is why security personal occupy the top positions of Russia’s hyper-extractive state.

Der Rest der Bevölkerung verliert an Bedeutung für die Gewinner in dieser besonderen Rohstoffwirtschaft. Etkind fasst das schön zusammen:

From being the state’s source of wealth, the population turns into its object of charity. (….) This mechanism of the emancipation of the state from its people is the essential truth of Putinism.

Das ist etwas unterkomplex, es fehlt beispielsweise eine Erklärung der Situation in Norwegen (Demokratie trotz Gas) oder der in China (die günstig arbeitende Bevölkerung war bis jetzt die Quelle des Wachstums, ihr Einfluss auf den Staat ist geringer als anderswo). Und was sagt Etkinds These eigentlich übertragen auf die Finanzindustrie in Großbritannien aus (wenige Spezialisten, hoher Anteil am BIP)? (TLS, 2.11.2012, S. 26)

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Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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