gelesen & gelernt: japanische Schriften, niederländisches Entpflastern, intelligente Hühner & Maschinen
Inhaltsverzeichnis
Warum Japanisch einzigartig ist
Dieser Essay gibt einen anschaulichen Einblick in die Einzigartigkeit der japanischen Sprache. Als im 5. Jahrhundert die chinesische Schrift nach Japan kann, gab es dort eine seit Jahrhunderten gesprochene, weit ausdifferenzierte Sprache. Die chinesischen Schriftzeichen sind Logogramme. Jedes Zeichen trägt eine Bedeutung, nicht nur einen Klang. Diese Logik passte gar nicht zu den vielfältigen Ausdrücken des gesprochenen Japanisch. Und doch wurden die Schrift (kanji) und das gesprochene Japanisch passend gemacht. Später kamen weitere silbenbasierte Alphabete (hiragana und katakana) dazu. Deshalb ist Japanisch heute außergewöhnlich: Ein geschriebenes Wort kann ein Dutzend unterschiedliche Aussprachen und Bedeutungen haben. Wer liest, weiß bisweilen nicht, wie man es spricht. Deshalb gibt es für seltene Aussprachen es eine weitere ergänzende Schrift, furigana. Und umgekehrt kann dieselbe Aussprache unterschiedliche Schreibweisen und Bedeutungen haben. Das gesprochene „toru“ kann bedeuten, dass man erntet, etwas nimmt, ein Foto macht, etwas aufnimmt, isst oder stiehlt.
Der nutzerorientierte Blick auf Volkswirtschaften
Die Financial Times hat in einem Kommentar zur Zinspolitik eine erfrischende Sicht: Es geht doch in einer Volkswirtschaft eigentlich darum, dass wir die Dinge herstellen, die wir brauchen. In ausreichendem Maß. Dafür braucht es nicht nur günstiges Kapital, sondern auch gut ausgebildete Menschen, bezahlbares Wohnen und so weiter. Vieles davon ändern Zinserhöhungen oder Senkungen nicht. Das muss schon Bildungs-, Wohnungs-, Steuerpolitik leisten. Lesenswert.
"The problem with all the frantic repricing is that it bestows an incisiveness on monetary policy that it does not possess — particularly at this stage of America’s inflation battle. Rate-setting has become the focal tool to guide economies. Fiscal policy is politicised and limited by budget constraints, and supply-side reforms take longer than the electoral cycle to bear fruit — although both are arguably sharper instruments. Tax and spend decisions can be targeted — and their impact on demand is faster. Land, labour and capital reforms can boost long-run supply."
Und um den Gedanken noch einmal weiter zu führen: Der bange Blick auf Exporte und Außenhandelsüberschüsse ist ebenso einseitig. Erstmal geht es darum, dass die Menschen die Dinge herstellen, die die Menschen brauchen. In sehr vielen Fällen können das nur Menschen vor Ort für Menschen vor Ort. Bildung, Pflege, Jugendhilfe, Handwerk, Nahverkehr, Ausbau und Aufbau von Infrastruktur. All das brauchen wir hier vor Ort bei uns und all das geht nur vor Ort. Und wenn es da mehr Menschen braucht, muss man Produktivität in anderen Bereichen erhöhen, die mehr Automatisierung vertragen und die Volkswirtschaft so gestalten, dass die Dinge vor Ort betriebswirtschaftlich hergestellt werden können, die es vor Ort braucht.
Gutes aus den Niederlanden: Tegelwippen
Ich bin begeistert: In den Niederlanden gibt es einen Wettbewerb im Tegelwippen, also dem rausprokeln von Pflastersteinen aus Gärten. Warum? Entsiegelte Flächen sind grüner und bei Hitze daher kühler, außerdem versickert Wasser im Boden, was sonst die Kanalisation unnötig füllt. Beim Tegelwippen 2024 führt unter den Großstädten (es gibt drei Ligen!) derzeit Venlo mit rund 46000 gewippten Tegels und einem TPI-Index von 451,36 (entfernte Pflastersteine je Einwohner). Was wäre eine treffende deutsche Übersetzung fürs Tegelwippen? Pflaster lüpfen? Hier ein paar Ideen aus der Diskussion:
KI-Ironie
Was Menschen besser können als Software („KI“)? Die Tauglichkeit von Software für bestimmte Nutzungsszenarien beurteilen. Informatiker Aidan Gomez in der FT:
„Instead, he recommended that businesses should build “an internal test set, which only needs hundreds of examples, not thousands. „We always say that human evaluation is the best,” he added. “It’s the most high-signal, representative way of judging performance.“
Fun Fact: Hühner bauen Brütmaschinen
Fun Fact: Das Thermometerhuhn baut zum Brüten eine Heizung. Erst kommt Kompost in eine Grube, dann Sand drauf, dann wird mit dem Schnabel die Temperatur regelmäßig gemessen, Material entfernt oder hinzugefügt, bis die Wärme stimmt. Und dann wir gebrütet: Eier auf den Sand, Sand drauf, warten und prüfen.