Zum Inhalt springen

Pressezensur in China - der verschwundene Brief an Yiyi

Konrad Lischka
Konrad Lischka
1 minuten gelesen

Die chinesische Wochenzeitung “The Economic Observer” ( 经济观察报) hat am Samstag trotz der verschärften Zensur einen regierungskritischen Kommentar zum Zugunglück von Wenzhou veröffentlicht. Die Zeitungsseite ist inzwischen von der Website des Blatts verschwunden, hier die Version der Seite im Google Cache. Der Text steht auf Chinesisch weiterhin auf der Website des “Economic Observer“.

Der Kommentar ist als Brief an das Mädchen Yiyi formuliert, dessen Eltern bei dem Zugunglück gestorben sind:

Yiyi, one day you might pass by this place again. When the train whistle once again startles this silent land, will we reluctantly tell you about all the hypocrisy, arrogance, rashness and cruelty behind this tragic story?

Inzwischen tauchen Kopien des Textes in Chinesisch und in Englisch im Web auf. Es scheint, dass Redakteure des “Economic Obsever” sich den Zensuranordnungen widersetzten. Hier haben sie eine Reihe kritischer Texte auf Englisch veröffentlicht.

Einige Auszüge:

  • An oral account of the crash from the perspective of the head of a large railway station: “The natural disaster cause explanation is bullshit. It is absolutely caused by human error. The rail departments always clear the scene the day after accidents, and it always thinks firstly about how to shift the responsibility to others. That’s their common practice and the only difference this time is that the train crash got huge media coverage.”
  • “In 2008, it was expected that the Ministry of Railways would come under control of the Ministry of Transport, which would have required the business operations to be separated out from its administrative functions.~ However, those expectations were never realized, since, according to one railways official, the plan was opposed by Liu Zhijun, who was then Minister of Railways and believed the proposal would complicate rail financing, construction and operation.”

via Feature: Wenzhou Train Disaster – Economic Observer News- China business, politics, law, and social issues.

Blog

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
Immer gut: Newsletter abonnieren


auch interessant

Kreisschlüssel und NUTS-3-Codes für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte

Der Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung 2024 ist ein echter Datenschatz: Indikatoren für alle 400 Kreise und Städte in Deutschland und dazu noch repräsentative Umfrageergebnisse ebenfalls kreisscharf aufgeschlüsselt. Leider ist die grafische Aufarbeitung auf Grafiken in einem PDF beschränkt. Da sind die Kommunen deutschlandweit so klein aufgelöst, dass man wenig vergleichen und

Kreisschlüssel und NUTS-3-Codes für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte

Wenn Gott geht, bleibt das Geld

These: Die verbreitete und emotionale Ablehnung von Erbschaftssteuern hängt damit zusammen, dass es a) das Tabuthema Endlichkeit und Tod trifft und b) in der Makroperspektive mangels Glauben und Religiosität für viele eine befriedigende Antwort auf das danach fehlt.  Deshalb ist das Vererben der Weg zur Unsterblichkeit. Wer keinen Bezug zu

Wenn Gott geht, bleibt das Geld

Fun Facts: Vermeer, Jira, Rubens

Vermeer verkaufte die meisten Bilder an seine Nachbarn Klar, das Mädchen mit dem Perlenohrring! Hier etwas unnützes, weniger verbreitetes Wissen: Johannes Vermeer hat zeitlebens vielleicht 50 Bilder gemalt, 37 davon sind bis heute erhalten und 21 Gemälde hat er an seine Nachbarn in Delft verkauft, an Maria Simonsdr de Knuijt

Fun Facts: Vermeer, Jira, Rubens