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Sind für Twitter alle Organisationen männlich?

Konrad Lischka
Konrad Lischka
2 minuten gelesen
Sind für Twitter alle Organisationen männlich?

Bei den mittlerweile für nahezu jeden Nutzer zugänglichen Twitter-Statistiken hat ein Detail meine Neugier geweckt: Die demographische Analyse teilt die gesamte Anhängerschaft eines Kontos in männlich und weiblich ein. Oder besser: in “männlich” und “weiblich”. Bei meinem kleinen Twitter-Konto dingemitgesicht zum Beispiel sind laut Twitter von den 170 Followern insgesamt 110 “männlich” und 60 “weiblich”. So sieht die Verteilung laut Twitter aus:

twitterstat

Demographie der Twitter-Follower von dingemitgesicht laut Twitter:
männlich: 66%weiblich: 34%

Moment! Was ist denn die Basis für diese Zuordnung durch Twitters Statistiktool (beziehungsweise durch die Entwickler dieses Tools)? Einmal abgesehen davon, dass dieses “männlich”-“weiblich”-Schema nicht zur Lebenswirklichkeit vieler Menschen passt: Es gibt doch auch eine Menge Konten, die Marken, Medien und anderen keinem Geschlecht zuzuordnenden Organisationen gehören. Meine Vermutung ist: Twitters Statistiktool wertet diese Accounts als männlich. Zumindest bei meinem überschaubaren Spielkonto mit 170 Follower wirkt das so.

Ich habe die Twitter-Konten und Profil-URLs mit einem Scraper in eine Tabelle gepackt und selbst kodiert und zwar in männlich, weiblich, Organisation und unklar. Bei eindeutigen Namen in den Profilen habe ich danach kodiert, bei Unklarheiten zusätzlich nach Profilbild und Hinweisen in den auf den ersten Blick sichtbaren Profilbeschreibungen / Tweets (hier die Daten). Das Ergebnis ist etwas anders als das von Twitters Statistikdienst:

Demographie der Twitter-Follower von dingemitgesicht nach eigener Codierung:
Organisation: 6,55%männlich: 40,48%unklar: 16,07%weiblich: 36.9 %

Hier die absoluten Zahlen und meine Schlussfolgerungen:

  • Twitter macht unter den Dingemitgesicht-Followern 60 „weibliche“   und 170 „männliche“ aus.
  • Ich selbst habe 62 nach Namen und Profilinformationen weiblich auftretenden Einzelpersonen unter den Follower ausgemacht. Soweit kein Widerspruch zu den Twitter-Daten.
  • Ich habe 11 Konten von Organisationen gezählt, darunter so eindeutige wie der eines Universitätstheaters, eines Fachverlags und einiger Blogs.
  • Selbst wenn alle von mir als unklar kategorisierte Konten (27) von Twitter als männlich gewertet werden, kommt man nicht auf 110 insgesamt.
  • Ich sehe dafür eine plausible Erklärung: Die Konten des Universitätstheaters, der Fachverlage usw. werden in Twitters demographischer Analyse männlich. Und das erscheint mir seltsam.

Habt ihr eine andere Erklärung? Ähnliche Beobachtungen?

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Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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