Zum Inhalt springen

Verschwindet gerade das Mitmach-Netz?

Konrad Lischka
Konrad Lischka
1 minuten gelesen
Verschwindet gerade das Mitmach-Netz?

Die Bibliothekarin Phoebe Ayers arbeitet im Kuratorium der Wikimedia Foundation und zieht in ihrem Blog aus aktuellen Nutzungsdaten der Wikipedia einige beunruhigende Schlussfolgerungen:

  1. Mehr Menschen als je zuvor nutzen das Netz, doch die Nutzung der größten Wissenssammlung der Welt wächst nicht im selben Maß mit.
  2. Mobile Nutzung wächst enorm, insbesondere südlich des Äquators.
  3. Aufmerksamkeitsvermittler wie der Google Knowledge Graph nutzen Informationen aus der Wikipedia, um Nutzerfragen zu beantworten, schicken aber keinen Traffic rüber.
  4. Die mobile Nutzung und die neue Rolle von Knowledge Graph & Co sind mittelfristig ein Problem für ein selbstverwaltetes, von Freiwilligen geschaffenes Werk wie die Wikipedia. Denn je weniger Menschen überhaupt die Chance haben am Projekt mitzuarbeiten, desto weniger Aktive kommen nach.

Ayers hat die berechtigte Hoffnung, dass mit den richtigen Angeboten (Software!) Menschen auch auf Smartphones die Wikipedia editieren und ergänzen werden. Das denke ich auch. Allerdings ist das schnittstellenbedingt ein anderes Mitarbeiten. Ich frage mich, ob das ein Zeichen eines größeren Trends ist: Das große wunderbare Versprechen des Mitmach-Netzes mit selbstorganisierten, nicht-kommerziellen Medien aus den Nuller-Jahren wirkt heute wie eine Nische weit abseits des Mainstreams.

Heute sind mehr Nutzer im Netz aktiv als je zuvor, aber eben nicht in Wikis, in Themen-Gemeinschaften wie Metafilter oder Salon, nicht in Blogs, sondern in Netzwerken, in denen man in Sekunden ein Foto postet, eine Ein-Klick-Meinung oder eine Ein-Satz-Meldung abgibt. Ich bewerte das nicht, ich frage mich nur: Liegt das an der neuen Mainstream-Demographie? Liegt das an den Schnittstellen? Liegt es am Design von Facebook usw., das zwecks Refinanzierung wie Anzeigen auf hohen Content-Durchsatz angewiesen ist? Und warum haben wir in einem so vielfältigen Medienraum mit so vielen Möglichkeiten der Querverweise (erinnert sich jemand an Webringe?) eine derart große Konzentration bei wenigen Verteilern, die weniger verteilen und mehr und mehr zu Medien werden?

Verschwindet da gerade das Mitmach-Netz?

Blog

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
Immer gut: Newsletter abonnieren


auch interessant

Wenn Gott geht, bleibt das Geld

These: Die verbreitete und emotionale Ablehnung von Erbschaftssteuern hängt damit zusammen, dass es a) das Tabuthema Endlichkeit und Tod trifft und b) in der Makroperspektive mangels Glauben und Religiosität für viele eine befriedigende Antwort auf das danach fehlt.  Deshalb ist das Vererben der Weg zur Unsterblichkeit. Wer keinen Bezug zu

Wenn Gott geht, bleibt das Geld

Fun Facts: Vermeer, Jira, Rubens

Vermeer verkaufte die meisten Bilder an seine Nachbarn Klar, das Mädchen mit dem Perlenohrring! Hier etwas unnützes, weniger verbreitetes Wissen: Johannes Vermeer hat zeitlebens vielleicht 50 Bilder gemalt, 37 davon sind bis heute erhalten und 21 Gemälde hat er an seine Nachbarn in Delft verkauft, an Maria Simonsdr de Knuijt

Fun Facts: Vermeer, Jira, Rubens

ChatGPT sagt Unternehmensgewinne besser voraus als Analysten

Drei Forscher der University of Chicago haben mit eigenen Prompts GPT4-Turbo die Bilanzen und Erfolgsrechnungen von 15,401 US-Unternehmen zwischen 1968 und 2021 analysiert. Die Daten waren ... * pseudonymisiert (keine Firmennamen) * standardisiert (die Bilanzdaten liegen für jedes Unternehmen im gleichen Standardformat vor) * und um Jahreszahlen bereinigt (aus 2021 wird z.B.

ChatGPT sagt Unternehmensgewinne besser voraus als Analysten