Zum Inhalt springen

Warum läuft eigentlich noch die Wettervorhersage im Fernsehen?

Konrad Lischka
Konrad Lischka
2 minuten gelesen
Warum läuft eigentlich noch die Wettervorhersage im Fernsehen?

Gestern habe ich mir um Punkt acht Uhr live die Tagesschau angeschaut – auf dem Tablet. Zwischendurch klingelt das Telefon, ich stoppe die Sendung, rede, dann lasse ich die Tagesschau weiterlaufen und aus der Live-Sendung ist ohne Bruch eine zeitversetzte geworden. Und dann kommt die Wettervorhersage zum Schluss, ich sehe die Deutschlandkarte, viel Bewegung und weiß am Ende immer noch nicht, ob es nun in Düsseldorf regnen wird oder nicht und wenn ja, wie viel.

Warum gibt es eigentlich noch diese Wettervorhersage? Oder überhaupt die Institution Wettervorhersage im Fernsehen? 

Meine Erklärungsversuche:

  1. Informationsbedarf, der nur so gestillt werden kann. Wir haben zwar 44+ Millionen Smartphone-Nutzer in Deutschland, 63,1 % der Bevölkerung nutzen täglich das Internet und 79,5 % zumindest gelegentlich – aber das Wetter ist doch für alle wichtig und deshalb gehört es prominent in eine Nachrichtensendung – auch wenn man am Ende nicht so genau weiß, wie nun das Wetter am Wohnort wirklich wird.
  2. Ritual. Die Wettervorhersage ist jeden Tag gleich, aber etwas anders, sie gibt Kontinuität, Halt und etwas gefühlt dem Alltag ganz Nahes am Ende der schlechten Nachrichten, die so ganz weit entfernt erscheinen. Das Wetter beruhigt zum Ausklang.
  3. Identitätsstiftung. Wir sehen die Deutschlandkarte und wir erfahren, ob die Menschen im Norden, Süden oder Westen morgen Glatteis fürchten müssen. Eigentlich egal, aber durch die Wettervorhersage gefühlt relevant – wie es Menschen im Bayerischen Wald geht, ist für alle wichtig.
  4. Tradition. Die Wettervorhersage gab es schon, als man nicht schneller und genauer erfahren konnte, wie es denn nun wirklich vor Ort wird morgen (obgleich: das bot und bietet die Lokalzeitung auch) – warum sollte das heute anders sein?
  5. simulierter Service. Es ist ein eingespieltes, vergleichweise einfach zu recherchierendes und nicht konfliktträchtiges Format, das den Zuschauern das Gefühlt gibt, hier Lebenshilfe zu erhalten (auch wenn man nicht unbedingt weiß, was man eigenltich am nächsten Tag anziehen soll). Recherchierte Servicestücke a la: Was muss ich tun, um das Klima zu retten? wären vielleicht lebensnäher aber ungleich aufwendiger. (vielen Dank an @ballkultur der mich auf den Gedanken brachte mit dem Vergleich: “Weil in unserer Lokalzeitung noch die günstigen Telefonvorwahlen für “Ferngespräche” stehen, glaube ich! “)

Ein Vergleich von Torsten: “Noch nerviger: Halbstündliche Verkehrsnachrichten im Radio-Stream.”

Ideen? Meinungen? Ich stehe vor einem Rätsel.

Blog

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
Immer gut: Newsletter abonnieren


auch interessant

Wenn Gott geht, bleibt das Geld

These: Die verbreitete und emotionale Ablehnung von Erbschaftssteuern hängt damit zusammen, dass es a) das Tabuthema Endlichkeit und Tod trifft und b) in der Makroperspektive mangels Glauben und Religiosität für viele eine befriedigende Antwort auf das danach fehlt.  Deshalb ist das Vererben der Weg zur Unsterblichkeit. Wer keinen Bezug zu

Wenn Gott geht, bleibt das Geld

Fun Facts: Vermeer, Jira, Rubens

Vermeer verkaufte die meisten Bilder an seine Nachbarn Klar, das Mädchen mit dem Perlenohrring! Hier etwas unnützes, weniger verbreitetes Wissen: Johannes Vermeer hat zeitlebens vielleicht 50 Bilder gemalt, 37 davon sind bis heute erhalten und 21 Gemälde hat er an seine Nachbarn in Delft verkauft, an Maria Simonsdr de Knuijt

Fun Facts: Vermeer, Jira, Rubens

ChatGPT sagt Unternehmensgewinne besser voraus als Analysten

Drei Forscher der University of Chicago haben mit eigenen Prompts GPT4-Turbo die Bilanzen und Erfolgsrechnungen von 15,401 US-Unternehmen zwischen 1968 und 2021 analysiert. Die Daten waren ... * pseudonymisiert (keine Firmennamen) * standardisiert (die Bilanzdaten liegen für jedes Unternehmen im gleichen Standardformat vor) * und um Jahreszahlen bereinigt (aus 2021 wird z.B.

ChatGPT sagt Unternehmensgewinne besser voraus als Analysten