Zum Inhalt springen

Wir müssen über Peering reden – sieben Thesen zur Netzneutralität

Konrad Lischka
Konrad Lischka
16 minuten gelesen
Wir müssen über Peering reden – sieben Thesen zur Netzneutralität

Wer das Netz zu einem Onlinedienst mit Einspeisegebühren umbaut, gibt das Prinzip auf, dem wir Wikipedia, soziale Netzwerke und den freien Kommunikationsraum Internet insgesamt verdanken. Sieben Thesen zu Netzneutralität und Vielfalt von NRW-Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann und Konrad Lischka. (English Version below)

(Veröffentlicht unter CC BY-ND 3.0 DE (Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland)

Ein Server mit der nahezu kompletten Netflix-Filmbibliothek sieht unspektakulär aus: graues Metallgehäuse, 45 Kilo schwer, 58 Zentimeter breit und bestückt mit 72 Festplatten á 3 Terabyte. Solche Rechnersysteme stellt der US-Videodienst Netflix Internetprovidern mit vielen Videoabrufen kostenlos zur Verfügung. Die Netflix-Kisten symbolisieren, wie der Boom von Videos im Netz die Infrastruktur insgesamt verändert: Inhalteanbieter versuchen, Server mit zwischengespeicherten Inhalten möglichst nah bei Endkunden zu platzieren. Netflix und Google machen das in Eigenregie, kleinere Medienanbieter beauftragen Firmen wie Akamai (tätig unter anderem für ARD und ZDF). Akamais gut 150.000 Server stehen in 92 Staaten in mehr als 1200 Providernetzen.

Der Grund dafür: Je länger die Routen der Datenpakete durchs Netz sind, je mehr Zwischenstationen sie passieren, desto fehleranfälliger und langsamer ist die Übertragung. Gerade bei Videostreams fällt das Zuschauern schnell unangenehm auf: Es ruckelt, Artefakte stören im Bild und so weiter.

Während Firmen weltweit Milliarden für eine schnellere, zuverlässige Auslieferung ihrer Angebote im Netz zahlen, verhandelt der Rat der Europäischen Union über Netzneutralität. Ist das ein Widerspruch? Ist Netzneutralität als Prinzip angesichts der Veränderungen hinfällig? Es ist es an der Zeit, die Argumente in der Neutralitätsdebatte zu präzisieren. Sieben Thesen dazu:

1. Das Terminierungsmonopol bei Endkunden bleibt – deshalb sind offene Netze wichtig

Auslieferungsdienste wie Akamai haben an einer aus medienpolitischer Sicht entscheidenden Tatsache nichts geändert: Ein Inhalteanbieter kann über viele Netze ausliefern. Doch auf dem letzten Abschnitt müssen die Pakete von Online-Mediatheken, Wikis oder On-Demand-Filmportalen durchs Netz eines bestimmten Endkunden-Providers. Auf dieser letzten Wegstrecke zum Endkunden gibt es keinen Wettbewerb alternativer Routen. Ein normaler Internetnutzer kann nicht für die Mediathek Provider X und für E-Mail Provider Y wählen. Ein Haushalt hat einen Internet-Anschluss und somit keinen unmittelbaren Vergleich, wie die Abrufqualität bestimmter Dienste bei anderen Providern ist. Deshalb und wegen des hohen Aufwandes ist es wenig wahrscheinlich, dass jemand den Provider nur deshalb wechselt, weil ein Dienst wie YouTube ruckelt.

Das Ziel von Netzneutralität ist ein offenes Netz. Offen muss es für das größtmögliche Angebot an Medien und Diensten sein, aus denen der Bürger wählt – und nicht der Provider aufgrund seiner Schlüsselposition.

2. Die Infrastruktur des freien Netzes insgesamt ist die Vielfaltsreserve, nicht bestimmte Inhalte

Medienvielfalt im Netz ist untrennbar mit einer Besonderheit der ursprünglichen Netzarchitektur verbunden: Die grundlegenden Protokolle (TCP/IP) folgen dem sogenannten Ende-zu-Ende-Prinzip. Diese ursprüngliche Internetarchitektur ist neutral. Den Übermittlern der Datenpakete ist es nicht möglich, einzelne Anwendungen an den Endpunkten des Netzes auszuschließen. Jeder Anbieter kann jeden Empfänger über das Netz erreichen. Zudem kann jeder Empfänger zugleich Anbieter sein. Es gibt keine zentrale Instanz, die Innovation und Nutzung kontrolliert.

Dieser innovationsfördernden Architektur ist die Vielfalt im Netz zu verdanken. Zentral gesteuerte Onlinedienste wie Minitel, Compuserve oder BTX existieren heute nicht mehr. Das freie Web hat hingegen ganz neue Medienformen hervorgebracht, Angebote ohne strikte Rollentrennung von Sendern und Empfängern, einige ohne kommerziellen Hintergrund: Die Wikipedia, unzählige Stadt- und Spezialwikis, Aufmerksamkeitsverteiler wie das Usenet, Slashdot, Reddit oder Twitter. Und Webvideomacher und Blogger, die immer wieder auch neue Themen in klassischen Massenmedien bringen.

Daraus folgt für Medienpolitik: Der freie Kommunikationsraum Internet ist insgesamt für die Meinungsbildung besonders relevant, weil hier Vielfalt durch das Ende-zu-Ende-Prinzip gesichert ist. Vielfaltssicherung im Netz muss bei offener Infrastruktur insgesamt ansetzen, nicht bei einer abschließenden Auswahl vorab definierter Angebote.

3. Offene Netze widersprechen nicht differenzierten Angeboten

Ein offenes Netz auf der Wegstrecke zum Endkunden schließt nicht aus, dass Provider ihre Zugangsangebote differenzieren. Wenn der Kunde freie Wahl hat, kann er auch einen Dienst seines Providers wählen. Für den offenen Internetzugang zum Beispiel: höhere Bandbreite, unbegrenztes Datenvolumen, Fastpath – solche zusätzlichen Angebote eines Providers schränken Vielfalt nicht ein, wenn sie für alle Inhalte gelten. Das Kundenwachstum bei VDSL und Internetzugängen von Kabelanbietern spricht dafür, dass Menschen mehr Geld für eine bessere Anbindung zahlen, um das freie Internet zu nutzen. Die innovationsfördernde Architektur des offenen Netzes steigert hier die Attraktivität schneller Zugänge.

In einem offenen Netz herrscht Wahlfreiheit, nicht Gleichmacherei: Nicht die Betreiber der Infrastruktur, sondern Kunden und Inhalteanbieter bestimmen die Übertragungsqualität – und bezahlen dafür. Ein Volumentarif ist an sich nicht problematisch. Wenn aber der Infrastrukturanbieter bestimmt, dass einzelne Angebote von diesem Volumen ausgenommen sind, schränkt das Offenheit und Vielfalt ein.

4. Der Vorschlag des EU-Parlaments ist eine gute Basis für Provider und Medien

Der Jurist Tim Wu hat Anfang der Nuller Jahre das Konzept Netzneutralität entwickelt. Sein Grundsatz war: Endkunden-Provider sollen generell keinen Einfluss auf die durch ihre Netze übertragenen Inhalte nehmen. Zulässig sollen Eingriffe nur in klar und abschließend vorab definierten Ausnahmefällen sein. Wu hat aber schon vor dem Webvideoboom erkannt, dass Inhalte wie Videos ein Sonderfall sein können. Wu schrieb 2005, dass Dienste, bei denen Paketverluste oder Verzögerungen zu drastischen Qualitätsverlusten führen, in einer inhalteneutrale Architektur gegenüber anderen Diensten benachteiligt sein können.

Wu schlug vor, dass weitere Ausnahmen vom Prinzip der Netzneutralität erlaubt sein sollten, wenn dies keinen Einfluss auf die Qualität des offenen Internetzugangs hat. Um einen Einfluss zu vermeiden, sollte es Ausnahmen nur in geschlossenen Netzen („private networks“) geben. Als konkretes Beispiel führte Wu IPTV-Angebote auf. Solche Dienste gibt es bereits. Das Fernsehangebot der Telekom T-Entertain zum Beispiel entspricht Wus Definition.

Der vom Europäischen Parlament im April 2014 angenommene Text zur Netzneutralität entwickelt die von Tim Wu vorgeschlagene Systematik weiter. Er formuliert ein klares Diskriminierungsverbot im Internetzugangsdienst und einige eng umrissene Ausnahmetatbestände. Der Text beschreibt Netzneutralität als Recht der Endkunden gegenüber Internet-Providern. Das Parlament folgt der von Wu vorgedachten Zweiteilung in den Internetzugangsdienst und sogenannte Spezialdienste.

Der Ansatz ist richtig: Es kann eine fürs Gemeinwohl nützliche Koexistenz von offenem Internetzugang und geschlossenen Spezialdiensten geben. Voraussetzung ist, dass die Spezialdienste nicht auf Kosten des freien Netzes gehen. Frei ist ein Netzzugang, wenn Menschen Videoangebote in Mediatheken oder Dokumentationen auf Vimeo in der nötigen Qualität sehen können. Wer einen Netzzugang mit 10 Mbit/s hat, sollte ein Vimeo-Video mit dieser Bandbreite sehen können, wenn parallel nicht weitere Dienste abgerufen werden. Der Endkunde muss entscheiden, ob für den IPTV-Dienst eine bestimmte Bandbreite reserviert wird.
Die Qualität des freien Netzzugangs soll mitwachsen, der Internetzugang darf nicht marginalisiert werden, um Menschen zur Buchung von Spezialdiensten in bestimmten Qualitätsklassen zu drängen.

5. Neue Geschäftsmodelle für Provider sind wichtig, zweiseitige Märkte für Inhalte kritisch.

Die Abgrenzung von Internetzugangsdienst und Spezialdienst in dem vom Europäischen Parlament verabschiedeten Text bietet genug Raum für einen Interessenausgleich. Sie schützt den offenen Kommunikationsraum Internet und bietet Raum für neue Dienste der Provider.

Viele von Providern beispielhaft angeführte Ideen sind mit den Prinzipien eines offenen Netzes vereinbar:
IPTV-Angebote wie T-Entertain erfüllen Anforderungen an einen Spezialdienst: Das virtualisierte Netz ist vom Internetzugang getrennt, der Benutzerkreis geschlossen, das Angebot repliziert nicht im offenen Internet vorhandene Dienste, sondern etwas Neues. Wenn ein derart erfolgreicher Spezialdienst nicht gegen die vom Europäischen Parlament formulierten Anforderungen verstößt, spricht dies für die kommerziellen Aussichten der Provider.

Als buchbare Spezialdienste sind auch einige der von Providern beispielhaft genannten Anwendungen aus den Bereichen E-Health, IP-Telefonie oder Videokonferenzen vorstellbar. Bei der Diskussion über die Verordnung sollten solche konkreten Beispiele aufgenommen werden.

Problematisch wären Versuche, zweiseitige Märkte aufzubauen. Ein Endkunden-Provider mit Terminierungsmonopol könnte von Inhalteanbietern Zahlungen für eine bestimmte Durchleitungsqualität verlangen. Die abrufenden Endkunden bezahlen für den Internet-Zugang, die Inhalteanbieter zahlen auch für die Übertragung an die abrufenden Endkunden. Ein solcher Markt würde dazu führen, dass im schlimmsten Fall nicht mehr Endkunden darüber entscheiden, was sie in welcher Qualität abrufen, sondern Verträge zwischen Providern und Plattformen.

Inhalteanbieter bezahlen im Netz heute für die Auslieferung ihrer Daten in einer garantierten Qualität. Es gibt einen Unterschied zwischen Zahlungen an Auslieferungsdienste wie Akamai und etwaige Zahlungen an Endkundenprovider: Bei der Auslieferung existieren Alternativen. Auf der letzten Etappe zum Endkunden müssen die Daten in jedem Fall durchs Netz eines bestimmten Providers. Wegen des Terminierungsmonopols müssen Verträge zwischen Inhalteanbietern und Endkunden-Providern im Hinblick auf Medienvielfalt anders bewertet werden.

6. IP-Zusammenschaltung und Peering sind Themen für die Medienpolitik.

Der Videoboom im Netz macht die Debatte über offene Netze komplizierter. Ein Bereich der Datenübertragung, der bislang kaum öffentlich diskutiert wird, gewinnt an Bedeutung: Wie kommen die Daten eigentlich in die Netze der Endkunden-Provider? Um die Rahmenbedingungen bei dieser Übergabe ringen in den USA derzeit Inhalteanbieter und Provider.

Ein Beispiel: Im Februar 2014 schloss Netflix ein Abkommen mit dem US-Internet-Provider Comcast. Netflix zahlt, um Comcast-Kunden besser zu erreichen. Vor dem Vertragsabschluss sanken die Netflix-Transferraten bei Comcast drastisch, danach verbesserten sie sich enorm – das Problem lag beim Datenübergabepunkt. Darüber, wer die Schuld dafür trägt, streiten die Unternehmen.

Für Mediennutzer und Inhalteanbieter ist die Qualität der Datenübergabe genauso wichtig wie Übertragungsqualität innerhalb des Netzes eines Providers. Denn die Wirkung ist dieselbe, wenn Inhalte wegen fehlender Übergabekapazitäten oder aufgrund von Trafficmanagement im Provider-Netz schwer erreichbar sind.

Bei der IP-Zusammenschaltung wirkt das Terminierungsmonopol der Endkunden-Provider: Peering und die Platzierung von Servern mit zwischengespeicherten Inhalten in den Providernetzwerken sind die technisch überlegenen Verfahren zu Übertragung von Videodaten. Und bei diesen Zusammschaltungen haben Inhalteanbieter keine Alternativen zu Endkunden-Providern. Ein Kunde ist immer nur über ein Netz zu erreichen. Deshalb ist IP-Zusammenschaltung ebenso wie Netzneutralität ein Thema der Medienvielfalt. William B. Norton, Autor des Internet Peering Playbook, dem Standardwerk der Branche, urteilt: „Wenn Sie Videos ausliefern, gibt es aus praktischer Sicht keine Alternative dazu, Paid Peering bei den Endkunden-Providern zu kaufen.“
Der Markt für IP-Zusammenschaltung ist nicht transparent. Wann wofür gezahlt wird, warum manche Übertragungen ruckeln, woher die Probleme etwa zwischen Netflix und Comcast kommen – all das können Außenstehende nicht nachvollziehen. Zu den Außenstehenden zählen auch Endkunden. Wenn es ruckelt, können Kunden heute nicht nachvollziehen, woran das liegt.

Wir brauchen als Diskussionsgrundlage mehr Transparenz bei IP-Zusammenschaltung. Auf dieser Basis müssen wir darüber streiten, ob und wann es richtig ist, dass Provider Zahlungen für Peering verlangen. Und wie ist das bei Diensten zu bewerten, die für Inhalteanbieter gegen Bezahlung Daten in Providernetze ausliefern (sogenannte content delivery networks, kurz CDNs)? Den Endkunden könnte ein nutzerfreundliches Monitoringtool helfen, das zeigt, wo genau im Netzwerk zwischen ihnen und dem Inhalteanbieter eigentlich Übertragungsprobleme auftreten.

7. Ausbaudebatte und Vielfaltsfrage trennen.

Ein Argument ist in Diskussionen über Netzneutralität immer wieder zu hören: Es werden immer mehr Daten übertragen, davon profitieren Inhalteanbieter, deshalb sollen sie sich an Ausbaukosten beteiligen.

Dieses Argument ist nicht ganz falsch, aber nicht präzise genug für eine Auseinandersetzung. Man muss differenzieren: Auf welcher Wegstrecke sollen Inhalteanbieter den Ausbau mitfinanzieren? Für die Übertragung bis zur Übergabe in die Netze der Endkunden-Provider zahlen Inhalteanbieter heute bereits und das ist gut so. Es ist unklar, ob hier höhere Beiträge nötig sind. Von gravierenden Engpässen und fehlenden Investitionen auf diesen Wegstrecken ist bislang nichts zu hören.

Mit Netzausbau ist in der öffentlichen Debatte derzeit der Bedarf in bestimmten Regionen bei der Infrastruktur der Endkunden-Provider gemeint. Sollen hier Inhalteanbieter zahlen? Sollen sie für eine Übertragungsqualität zahlen, die Kunden des Providers einkaufen? Würde es das Gemeinwohl steigern, wenn man hier trotz Terminierungsmonopol eine Abkehr vom Ende-zu-Ende-Prinzip des Netzes als neue Geschäftspolitik akzeptiert? Ob der Netzzugang offen ist, ob eine zentrale Instanz Innovation kontrolliert – das sind in erster Linie Fragen des Geschäftsmodells von Endkunden-Providern.

Was für ein Netz man ausbauen will, sollte klar sein, bevor man darüber diskutiert, wie man dieses Netz ausbaut. Die offene Infrastruktur des freien Netzes gehört heute zur kommunikativen Grundordnung der Bevölkerung. Es ist nicht möglich, diese offene Infrastruktur zu opfern, um sie in schlecht versorgten Gebieten auszubauen. Zugespitzt: Wer das Netz zu einem Onlinedienst mit Einspeisegebühren umbaut, gibt das Prinzip auf, dem wir Wikipedia, soziale Netzwerke und den freien Kommunikationsraum Internet insgesamt verdanken.

Beitragsbild: Bell telephone magazine, 1922, gemeinfrei


Seven theses on net neutrality: We need to talk about peering

Those who want to transform the internet into an online service where content providers pay to play are sacrificing the principle that we owe to the likes of Wikipedia, social networks, and the free communication space of the internet as a whole. Seven Theses on net neutrality and diversity by NRW Media Secretary Marc Jan Eumann and Konrad Lischka.

(Published under CC BY-ND 3.0 DE)

A server containing the almost complete Netflix video library looks rather unspectacular: encased in grey metal housing, weighing 45 kilos, 58 centimetres wide, and equipped with 72 hard drives of 3 terabytes each. US-based online streaming video service Netflix provides these systems free of charge to companies that give Netflix lots of traffic. The Netflix boxes symbolize the way digital videos have changed the network infrastructure: content providers are trying to place their servers with cached content as close as possible to their end customers. Netflix and Google do it on their own, smaller media providers (such as German TV networks ARD and ZDF) outsource this to companies like Akamai. Akamai has 150,000 servers housed in 1,200 provider networks in 92 countries around the world.

Why? The longer the route a data packet has to take over the internet and the more intermediate stations it passes, the more error-prone and slower the transmission will be. This is not well received by users, especially by those who are trying to stream video only to be faced with jerky images and artifacts disrupting the picture.

While companies around the world are paying billions for faster, more reliable delivery of their services online, the Council of the European Union is negotiating over net neutrality. Is that a contradiction? Is net neutrality as a principle at risk in the face of these changes? It’s time to clarify the arguments in the neutrality debate. Seven theses on this matter:

1. The termination monopoly among end users remains, which is why open networks are important

From a media policy perspective, delivery services like Akamai have not one key fact: content providers can deliver their content via many networks. But on the last section of the route to the end user, packages from online libraries, wikis and on-demand movie portals need to pass through the network of the user’s ISP. It is this last stretch where there is no competition from alternative routes. Normal internet users cannot select provider X for their media libraries and provider Y for their email. Households typically have only one internet connection and can therefore make no direct comparison of the delivery provided by other ISPs. As a result, it is unlikely that someone will change ISPs just because YouTube videos are jerky.

The goal of net neutrality is an open network. It needs to be open for the widest possible range of media and services for users to select from and not for ISPs to select based on its key position.

2. The total infrastructure of the free internet is a reserve for diversity, not specific content

Media diversity online is inextricably linked to a particular feature of the original network architecture: the basic protocols (TCP/IP) follow the so-called end-to-end principle. This original internet architecture is neutral. Transmitters of data packets cannot exclude individual applications at the end points of the network. Each vendor can reach each recipient over the internet. In addition, each receiver can also be a provider. There is no central authority that controls innovation and use.

This innovation-promoting architecture is what has led to the diversity of content we see on the web. Centrally managed online services such as Minitel, Compuserve and BTX no longer exist. The free web has, however, spawned whole new forms of media where there is no strict separation of roles between senders and receivers, some even without commercial intent, such as Wikipedia, countless urban and special wikis, attention distribution channels such as the Usenet, Slashdot, Reddit or Twitter. And makers of web videos and bloggers who are always bringing up new issues not covered in traditional mass media.

When it comes to media policy, the free communication space that is the internet is particularly relevant for shaping opinion, because diversity is secured by the neutral, end-to-end principle of the web. Ensuring diversity online has to start with an open infrastructure as a whole, not by making final selections of predefined services.

3. Open networks do not contradict differentiated offerings

An open network on the path to the end customer does not prevent ISPs from differentiating the access they offer. If customer have free choice, they must also be able to choose a service from their ISP. For the open Internet, for example, higher bandwidth, unlimited data volume, fastpath. Such additional offers from an ISP do not restrict diversity, if they apply to all content. Growing numbers of VDSL and cable broadband customers suggest that people are paying more money for a better connection to use the free Internet. The innovation architecture of the open network increases the attractiveness of faster access.

In an open network, there is freedom of choice, not egalitarianism. It is not the operators of the infrastructure, but customers and content providers who determine the transmission quality and pay for it. A volume tariff is not problematic in and of itself. But if the infrastructure provider determines that individual websites are excluded from this volume, this restricts the openness and diversity of the internet.

4. The EU Parliament’s proposal is a good basis for ISPs and media

Lawyer Tim Wu developed the concept of net neutrality in the early years of the new century. His principle was that retail ISPs should generally have no influence on the content transmitted through their networks. Intervention would be permitted only in clearly predefined exceptions. Even before the boom in online videos, Wu recognized that content such as videos might represent a special case. In 2005, Wu wrote that services in which packet losses or delays lead to drastic losses in quality may be at a disadvantage in a content-neutral architecture over other services.

Wu suggested that further exceptions to the principle of net neutrality should be permitted if this does not affect the quality of open internet access. To avoid such an impact, exceptions would only be permitted in private networks. Wu presented IP television services (IPTV) as a concrete example. Such services already exist. For example, the Deutsche Telekom’s T-Entertain fits Wu’s definition of an IPTV.

The text adopted by the European Parliament in April 2014 concerning net neutrality takes Wu’s definition further. It stipulates a clear ban on discrimination in the provision of internet access, with some narrowly defined exceptions. The text describes net neutrality as end-user rights from ISPs. The Parliament follows Wu’s distinction between the provision of internet access and so-called special services.

The approach is right: an open internet and closed special services can co-exist in a way that benefits the common good. This depends on the special services not come at the expense of the free internet. Access to the internet is “free” if people can view videos in media libraries or documentation on Vimeo in the necessary quality. Anyone with network access of 10 Mbps or higher should be able to watch a Vimeo video if no other services are being accessed at the same time. The end user must be able to decide whether a certain bandwidth should be reserved for IPTV.

The quality of free access to the internet should continue to grow and access to the internet must not be marginalized to push people to book special services in certain quality classes.

5. New business models are important for ISPs and critical for bilateral markets for content.

The definitions of internet access provision and special services in the text adopted by the European Parliament provides enough room for a balance of interests. It protects the internet’s role as an open space for communication and provides space for the ISPs’ new services.

Many of the ideas mentioned by ISPs are consistent with the principles of an open network:
IPTV services such as T-Entertain meet the definition of a special service: the virtualized network is segregated from the internet, the circle of users is restricted, the service does not replicate existing services on the open internet, but instead offers something new. If a successful special service like does not breach the requirements formulated by the European Parliament, this speaks for the commercial prospects of the ISP.

Some ISPs have suggested that such special services might include applications in the fields of e-health, IP telephony, and video conferencing. In the discussion of the regulation, such concrete examples should be included.

More problematic would be any attempt to create bilateral markets. An end customer with termination monopoly could require content providers to make payments for a specific transmission quality. The end customers would pay for the internet access while the content providers would also pay for the transmission of the content to their end customers. In a worst-case scenario, such a market would take away a consumer’s right to choose the quality of their service, instead placing the decision in the hands of ISPs and content providers.

Online content providers already pay for the delivery of their data in a guaranteed quality. But there is a difference between payments to delivery services such as Akamai and any payments to end-customer ISPs: there are options when it comes to choosing a delivery service. But on the last leg of the journey to the end customer, the data must pass through the network of the customer’s ISP. Due to the termination monopoly, agreements between content providers and ISPs need to be evaluated differently in terms of their impact on media diversity.

6. IP interconnection and peering are relevant topics for media policy.

The boom in online videos has made the debate over open networks more complicated. A kind of data transmission to date almost never discussed in public is becoming increasingly important: how does the data actually get to consumers’ ISPs? Content providers and ISPs in the United States are currently haggling over the details of this transfer.

For example, in February 2014, Netflix signed an agreement with Comcast, a leading ISP in the US. Netflix pays Comcast for better access to the latter’s customers. Before the contract was signed, the Netflix transfer rates had fallen dramatically on Comcast, they have since improved enormously, the problem being the data transfer point. But the companies continue to argue over who was to blame.

For media users and content providers, the quality of data transfer is as important as transmission quality within an ISP’s network. Because the effect is the same if contents are difficult to reach due to lack of capacity or due to traffic management in the ISP’s network.

The retail ISP’s termination monopoly has its full effect in IP interconnection. Peering and the placement of servers with cached content in provider networks are the technically superior method for transmitting video data. And with these interconnections, content providers have no alternatives to retail ISPs. A customer is always only accessible via a network. Therefore, IP interconnections like net neutrality are issues of media diversity. William B. Norton, author of the Internet Peering Playbook, the standard reference work in the industry, says: “When you deliver video, there is in practical terms no alternative but to buy paid peering from retail ISPs.”
The market for IP interconnection is not transparent. When what is paid, why some transfers stutter, where the problems between Netflix and Comcast come from, these can’t be readily understood by outsiders. These outsiders also include end customers. If the video is jerky, customers today can’t understand why.

We need more transparency in IP interconnections as the basis for our future discussions. We can then argue whether and when it is right for ISPs to demand payments for peering. And how is that to be evaluated by CDNs, content delivery networks that deliver data to ISPs on behalf of content providers for a fee? End users might find helpful a user-friendly monitoring tool that shows the exact location of transmission problems in the network between them and the content providers.

7. Separate the expansion debate and diversity issues.

One argument that’s heard again and again in discussions on net neutrality: more and more data is being transferred, which benefits content providers, so they should have to share in the costs of expanding the available bandwidth.

This argument is not entirely wrong, but not detailed enough to address. One has to differentiate: the expansion of which part of the path are content providers supposed to co-finance? Content providers already pay to transfer data across the internet until it reaches the portal of the retail ISPs and that’s a good thing. It’s not clear if higher fees are necessary here. There hasn’t been any talk of severe shortages or lack of investment on these parts of the internet.

The debate on network expansion in certain regions concerns ISP infrastructure. Should content providers have to pay for this? Should they pay for a transmission quality that the customers also have to buy from ISP? Would it increase the common good if, despite the termination monopoly, there would be a move away from the internet’s end-to-end principle? Whether the network access is open, whether a central authority controls innovation, these are primarily questions concerning ISPs’ business model.

It should be clear what kind of network one wants to expand before discussing how to go about it. The open infrastructure of the free internet is now part and parcel of human communication. It will not be possible to sacrifice this open infrastructure in order to expand it in poorly served areas. To put it bluntly: those who want to transform the internet into an online service where content providers pay to play are sacrificing the principle that we owe to the likes of Wikipedia, social networks, and the free communication space of the internet as a whole.

Picture: Bell telephone magazine, 1922, public domain

PortfolioBlogNetzneutralität

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
Immer gut: Newsletter abonnieren


auch interessant

Kreisschlüssel und NUTS-3-Codes für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte

Der Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung 2024 ist ein echter Datenschatz: Indikatoren für alle 400 Kreise und Städte in Deutschland und dazu noch repräsentative Umfrageergebnisse ebenfalls kreisscharf aufgeschlüsselt. Leider ist die grafische Aufarbeitung auf Grafiken in einem PDF beschränkt. Da sind die Kommunen deutschlandweit so klein aufgelöst, dass man wenig vergleichen und

Kreisschlüssel und NUTS-3-Codes für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte

Wenn Gott geht, bleibt das Geld

These: Die verbreitete und emotionale Ablehnung von Erbschaftssteuern hängt damit zusammen, dass es a) das Tabuthema Endlichkeit und Tod trifft und b) in der Makroperspektive mangels Glauben und Religiosität für viele eine befriedigende Antwort auf das danach fehlt.  Deshalb ist das Vererben der Weg zur Unsterblichkeit. Wer keinen Bezug zu

Wenn Gott geht, bleibt das Geld

Fun Facts: Vermeer, Jira, Rubens

Vermeer verkaufte die meisten Bilder an seine Nachbarn Klar, das Mädchen mit dem Perlenohrring! Hier etwas unnützes, weniger verbreitetes Wissen: Johannes Vermeer hat zeitlebens vielleicht 50 Bilder gemalt, 37 davon sind bis heute erhalten und 21 Gemälde hat er an seine Nachbarn in Delft verkauft, an Maria Simonsdr de Knuijt

Fun Facts: Vermeer, Jira, Rubens