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Canon S90 und G11: Edel-Kompaktknipsen protzen mit Pixel-Abzug (Spiegel Online, 6.11.2009)

Konrad Lischka
Konrad Lischka
10 minuten gelesen

Canon S90 und G11

Edel-Kompaktknipsen protzen mit Pixel-Abzug

Weniger Auflösung, bessere Bildqualität – die Edel-Kompaktkameras S90 und G11 von Canon sollen mit weniger Bildrauschen trotz kleines Bildsensors Käufer locken. Außerdem gibt es pfiffige Bedienelemente wie Schwenkdisplays und Einstellringe. SPIEGEL ONLINE hat die Fotozwerge ausprobiert.

Spiegel Online, 6.11.2009

Neue Digitalkameras – jetzt endlich mit weniger Auflösung als das Vorgängermodell!

Vor einem Jahr hätte wohl kein Kamerahersteller so eine Neuerung gewagt, jetzt reduziert Canon bei der neuen Vorzeige-Kompaktknipse G11 die Auflösung gegenüber dem Vorgänger von 14 auf zehn Megapixel.

Na endlich. Der Kompaktkamera-Wettbewerb lief lange Zeit in eine merkwürdige Richtung: Die Hersteller quetschten mehr Funktionen und Megapixel in kleine Gehäuse – an der technischen Grundlage für das Kernproblem der Bildqualität dieser Fotoknirpse verbesserte aber keiner der großen Hersteller Wesentliches. Die Bildsensoren, die aus dem einfallenden Licht digitale Bilder machen, blieben so klein wie eh und je. Und je höher man die Auflösung schraubte, desto größer wurden die Bildstörungen und die nötigen Eingriffe zum Entrauschen.

Das Spiel hat sich inzwischen geändert: Hersteller wie Olympus und Panasonic haben Kompaktkameras mit großen Bildsensoren entwickelt und werben mit deren überlegener Bildqualität. Und bei den günstigeren Kompaktkameras mit kleinem Bildsensor hat sich die Panasonic LX3 zu einem Liebling der Kunden entwickelt, weil sie mit einer Mischung aus mäßiger Auflösung und kleinem Bildsensor für diese Geräteklasse überdurchschnittliche Bildqualität liefert.

Canon reagiert auf diesen Wandel mit zwei neuen Kompaktmodellen: Die leichte S90 und die klobige G11 haben beide kleine Bildsensoren wie eh und je – dafür fotografieren die Kameras mit einer vergleichsweise kleinen Auflösung und haben einige nette Extras bei der Bedienung.

Weniger Megapixel, mehr Bedienkomfort – was taugen die neuen Kompaktkameras? SPIEGEL ONLINE hat die S90 und G11 ausprobiert.

Bedienung – cleverer Einstellring

In beiden Canon-Kameras arbeitet derselbe Bildsensor, drumherum ist bei der G11 allerdings fast doppelt so viel Metall und Kunststoff – diese Kamera kann man kaum kompakt nennen, so klobig und schwer (400 Gramm) ist sie. Die Systemkameras EP1 von Olympus und GF1 von Panasonic sind mit einer Festbrennweite fast ebenso schwer und groß – diese Fotoapparate haben aber erheblich größere Bildsensoren und Wechselobjektive.

Die größere Oberfläche, auf der man eigentlich weit mehr Bedienelemente unterbringen kann, kommt der G11 im Vergleich zur viel kleineren S90 nicht besonders zugute. Sicher, die doppelt so schwere Kamera hat eigene Drehrädchen zum Einstellen der ISO-Empfindlichkeit und für die Belichtungskorrektur. Will man aber manuell Blendenweite und Belichtungszeit einstellen, muss man mit einem Drehrad an der Rückseite arbeiten und zum Wechseln der Belegung einen Knopf drücken.

Das ist bei der viel kleineren, leichteren und wirklich kompakten S90 besser gelöst: Hier sitzt an der Vorderseite um das Objektiv herum ein großes Drehrad, ähnlich wie der Blendeneinstellring an Objektiven, der sich als Einstellwerkzeug für alle möglichen Funktionen programmieren lässt – Empfindlichkeit, Belichtungszeit, Blendenwert. Zusammen mit dem Drehrad an der Rückseite der Kamera kann man bei der S90 sehr schnell und bequem die wesentlichen Einstellungen von Hand vornehmen – sogar etwas leichter als bei der erheblich größeren G11.

Bei beiden Kameras können Fotografen alle Einstellungen von Hand vornehmen, wenn sie wollen. Die Bedienung ist bei beiden Geräten recht gut gelöst. Dabei überrascht allerdings, dass die erheblich größere und schwerere G11 trotz eines zusätzlichen Einstellrädchens und einiger Extraknöpfe nicht viel leichter zu bedienen ist als die kleinere S90. Allein die Zoom-Wippe ist bei beiden Kameras recht schwammig – man hat nicht das Gefühl, präzise die Brennweite einstellen zu können.

 

Ausstattung – 500 Euro, aber nur SD-Video

Was die S90 und die G11 von vielen Kompaktkameras unterscheidet: Beide können Aufnahmen im Rohdatenformat aufnehmen, was bei der Bildbearbeitung viel mehr Spielraum ermöglicht und je nach Werkzeug und Können des Bildbearbeiters Digitalfotos mit höherem Kontrastumfang und geringerem Bildrauschen ermöglicht, als bereits in der Kamera bearbeitete Aufnahmen.

Dieser Spielraum, wie auch die vielen manuellen Einstellmöglichkeiten, richten sich an Fotografen, die eine Kompaktkamera nicht nur für Schnappschüsse verwenden, sondern aus dem Bildmaterial bei guten Aufnahmen auch mehr machen wollen. Bildqualität und Flexibilität sind da wichtig und beides bieten die S90 und G11 so gut es eben bei Kompaktkamera mit kleinem Bildsensor geht.

Ein paar nette Extras als Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz bietet die klobige G11 aber noch: Einen Standard-Blitzschuh und einen optischen Sucher zum Beispiel. Theoretisch ist der Sucher hilfreich, um etwa bei starkem Licht zu arbeiten. In der Praxis gibt der G11-Sucher aber allenfalls eine grobe Ahnung von dem Bildausschnitt, den man wählt – auf den Aufnahmen ist weit mehr zu sehen als auf dem Sucherbild.

Das dreh- und schwenkbare Display der G11 ist hingegen ein Alleinstellungsmerkmal: Man kann damit Aufnahmen gut kontrollieren, bei denen man die Kamera weit über dem Kopf, ganz nah am Boden oder weit weg vom Körper hält. Man kann sich sogar selbst aus der Hand fotografieren und den Bildausschnitt am entsprechend zu sich gedrehten Display kontrollieren.

Das Objektiv der S90 ist nicht ganz so zoomstark die das der G11 (Brennweite bis 105 statt bis 140 mm), dafür ist die Blendenöffnung im Telebereich größer – f/2.0 statt f/2.8, was mehr Lichtstärke bedeutet: Je weiter die Öffnung, desto mehr Licht fällt auf den Bildsensor. Im Telebereich ist allerdings die G11 etwas lichtstärker als die kleine S90 (f/4.5 bei der G11, f/4.9 bei der S90).

Ein Manko beider Kamera ist der Videomodus – während viele anspruchsvollere Kompaktkameras Videoclips in HD-Auflösung aufnehmen, liefern beide Canon-Kameras trotz Verkaufspreisen von ungefähr 450 beziehungsweise 500 Euro nur SD-Qualität.

 

Bildqualität – ordentlich, für eine Kompaktkamera

Die ausreichende, aber im Vergleich etwa zur G10 reduzierte Auflösung auf zehn Megapixel tut der Bildqualität beider Kameras ganz gut: Da beide mit demselben Bildprozessor arbeiten, sind die Unterschiede zwischen der S90 und der G11 kaum auszumachen. Bis zu einer ISO-Empfindlichkeit von 400 fallen Bildstörungen beim Betrachten der Fotos nicht besonders störend auf, bei einem Wert von 800 schon, aber auch solche Fotos dürften für einen Druck bis A5 kein Problem sein.

Die Objektive beider Kameras produzieren im Weitwinkel eine auffällige Tonnenverzeichnung (gerade Linien biegen am Rand weg). Wenn man die Aufnahmen als JPGs von der Kamera speichern lässt, korrigiert die Bildverarbeitung bei beiden Geräten diesen Abbildungsfehler, nimmt man Rohdaten auf, ist man davon abhängig, dass die eingesetzte RAW-Software diese Fehler für das eingesetzte Kameramodelle ausgleichen kann.

Das überrascht nicht – aus der Bildqualität, die ein kleiner Bildsensor liefert, können auch die besten Bildverarbeitungs-Chips und Algorithmen in der Kamera keine Wunder herausholen. Das lichtstarke Objektiv der S90 hilft sicher dabei, bei Schummerlicht das Bildrauschen kleiner zu halten. Wunder schaffen diese Kompaktknipsen nicht, allerdings sind die Bilder bei Schummerlicht dank der moderaten Auflösung, recht lichtstarker Objektive, behutsamer Rauschunterdrückung und Aufnahmen im Rohdatenformat oft brauchbarer als die günstiger Kompaktkameras.

 

Fazit – der Rohdaten-Zwerg begeistert

Die Vorgänger der G11 waren bei Fotografen ein Kultobjekt – Rohdatenformat, viele Einstellmöglichkeiten und für eine Kompaktkamera recht brauchbare Bildqualität. Dem aktuellen Modell wird der Kultstatus wohl nicht so leicht zufallen. Es gibt inzwischen Kameras (Olympus EP1 und Panasonic GF1) in derselben Größe, die mit Objektiv zwar 300 Euro mehr kosten, aber dafür dank größerer Bildsensoren eine beachtliche Abbildungsleistung liefern.

Der Markt ist durch diese neue Konkurrenz sehr unübersichtlich geworden. Wer sich eine neue, kleine Kamera kaufen will, muss gut überlegen, wofür er sie eigentlich nutzen will. Für wen die Kamera einfach nur möglichst klein sein und dennoch so gute Foto liefern soll, wie es bei dieser Größe geht, wird mit der recht leichten und kleinen S90 glücklicher sein als mit der G11. Für die klobige Schwester spricht vor allem das dreh- und schwenkbare Display. Ob man dafür einen kleinen Klotz in der Tasche mitschleppen will, erfährt man nur durch Ausprobieren im Fotoladen.

Um für eine Kamera wie die G11 mehr als 500 Euro auszugeben, muss man schon sehr viel Wert auf ein dreh- und schwenkbares Display legen. Reizvoller ist da die S90: Neben der Panasonic LX3 (die im Handel knapp hundert Euro weniger kostet und in HD-Qualität filmt) ist das eine der kleinsten und leichtesten Kompaktknipsen, die mit einem ziemlich lichtstarken Objektiv im Rohdatenformat fotografieren. Der neuartige Einstellring macht die Bedienung der vielen Optionen erheblich leichter. Das ist die Kamera, die man für die Hemdtasche haben will, auch wenn man damit nachts wohl kaum druckbare Fotos machen kann.

 

Datenblatt

Digitalkamera: Die Olympus E-P1 im Überblick
Kamera Canon S90 Canon G11 Panasonic Lumix LX3 Olympus EP1
günstigster Preis im deutschen Online-Handel(laut geizhals.at, Stand 3.11.2009)
457 502 365 701 *
Gewicht (ca. mit Akku in Gramm) 
220 400 260 485*
Maße (mm) 10 x 5,8 x 3,1 11,2 x 7,6 x 4,8 10,9 x 6 x 2,7 12 x 7 x 3,5
Auflösung (Megapixel) 10 10 10 12,3
Blenenöffnung F/2,0 ** – 4,9 F/2,8 ** – 4,5 F/2,0 – 2,8
Sensorgröße (cm²) 0,43 0,43 0,36 bis 0,4   2,24
* inkl. Objektiv M.Zuiko digital 17mm 2.8 Pancake und Aufstecksucher ** nicht im Telebereich


FOTOTECHNIK: DIE FACHBEGRIFFE KURZ ERKLÄRT
Brennweite
Die Brennweite gibt eine Entfernung innerhalb des Objektivs einer Kamera an. Genauer: Die Brennweite ist der in Millimetern angegebene Abstand zwischen der Mittelachse der Linse und der Stelle, wo das einfallende Licht auf Sensor oder Film trifft. Relevant ist das für die Bildgestaltung so: Je höher die Brennweite, desto näher wird das abgebildete Objekt herangezoomt.
Die Brennweite verändert auch die Bildwinkel der Aufnahme. Hier spielen aber auch die verschiedenen Aufnahmeformate (sprich: wie groß ist das auf den Sensor der Kamera einfallende Bild) eine Rolle. Deshalb geben Hersteller meistens die sogenannte kleinbildäquivalente Brennweite (Equiv.135) an.
Kleinbildbrennweiten werden mit Werten wie zum Beispiel 24-60 mm bei digitalen Kompaktkameras angeben. Wenn ein solches Objekt den Bereich zwischen 17 und 35 mm umfasst (siehe Foto: links 35 mm, rechts 28 mm), sind Weitwinkelaufnahmen möglich (hilfreich, um zum Beispiel Menschengruppen oder Bauwerke aus nicht allzu großer Entfernung aufzunehmen), ab 50 mm ist man schon im leichten Telebereich.
Blendenöffnung
Für eine Kamera ist die Blende, was die Iris für das Auge ist: Diese Öffnung hat eine veränderbare Größe und je größer sie ist, desto mehr Licht fällt ein. Bei kompakten Digitalkameras kann die Blende manchmal, bei Spiegelreflexkameras meistens auf Wunsch manuell eingestellt werden. Angegeben wird sie dabei mit der sogenannten Blendenzahl (wie um Beispiel 8, 5,6 oder 2,8).
Je größer die Blendenzahl (oft angegeben mit f/Blendenzahl), umso kleiner ist die Blendenöffnung. Konkret: Bei der Blendenzahl 4 ist die Blendenöffnung doppelt so groß wie bei der nächst höheren Blendenzahl 5,6. Die Blendenzahlen beruhen auf einer mathematischen Formel, nach der sich die sogenannte Blendenreihe berechnet. Hier verkleinert sich von Stufe zu Stufe die Blendenöffnung (0,5 / 0,7 / 1 / 1,4 / 2,8 / 4 usw., siehe SPIEGEL WISSEN).
Mehr Licht durch eine große Blendenöffnung ermöglicht eine kürzere Verschlusszeit. Eine möglichst kurze Verschlusszeit ist nötig, um sich schnell bewegende Objekte möglichst scharf aufzunehmen. Wer zum Beispiel einzelne Szenen eines Basketball-Spiels einer nicht allzu hell beleuchteten Sporthalle aufnehmen will, kann eine kleinere Blendenzahl (also eine größere Blendenöffnung) wählen und dafür die Verschlusszeit verkürzen. Als Richtwert gilt dabei: Ein Stufe abwärts in der Blendenreihe erlaubt eine gleichzeitige Halbierung der Belichtungszeit
Gleichzeitig beeinflusst die Größe der Blendenöffnung die sogenannte Schärfentiefe. Grundregel: Je kleiner die Blendenzahl (und je größer somit die Größe der Blendenöffnung), desto geringer die Schärfentiefe. Geringe Schärfentiefe bedeutet: Das Motiv im Vordergrund ist scharf, der Hintergrund ist unscharf. Große Schärfentiefe bedeutet, dass die Partien im Vorder- und Hintergrund scharf auf dem Bild erscheinen.

Verschluss-/Belichtungszeit
Wie lange die Blende geöffnet ist, wie lange also Licht auf den Sensor der Kamera fällt, gibt die Belichtungszeit an. Je länger diese Verschlusszeit ist, desto mehr Licht fällt auf den Sensor.
Diese Verschlusszeit wird meistens in Sekundenbruchteilen angegeben. 1/1000 ist zum Beispiel eine tausendstel Sekunde. Bei Kompaktkameras kann die Verschlusszeit manchmal, bei Spiegelreflexkameras immer auch manuell eingestellt werden. Angeben wird sie in Zeitstufen (wie 0,5″; 1/4; 1/8; 1/15; 1/30; 1/60; 1/125 usw.). Je größer die Zeitstufe, umso länger ist der Verschluss geöffnet. Bei einer kurzen Verschlusszeit erscheinen auf dem Bild sich schnell bewegende Objekte scharf, bei längeren Verschlusszeiten wirken sie verwischt, das ist die sogenannte Bewegungsunschärfe. Verwendet man bei solchen Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten kein Stativ oder zumindest eine feste Unterlage für die Kamera, verwackeln die Aufnahmen oft durch die Bewegung der Hand. Ruht die Kamera auf einer festen Unterlage, kann man mit längeren Belichtungszeiten zum Beispiel Autos auf Fotos verwischt erscheinen lassen, während alle statischen Objekte in der Umgebung scharf erscheinen.
Bei sehr kurzen Belichtungszeiten ist eine starke Beleuchtung oder eine entsprechend große Blendenöffnung nötig, um ausreichende Belichtung zu gewährleisten. Grundregel: Stellt man eine Zeitstufe größer ein, kann man eine Blendenzahl weniger einstellen.

Schärfentiefe
Schärfentiefe meint den Bereich in einer bestimmten Entfernung der Kamera, der auf dem Foto als scharf erscheint – je größten dieser Entfernungsbereich ist, umso größer ist die Schärfentiefe.
Konkret: Geringe Schärfentiefe bedeutet, dass das Motiv im Vordergrund scharf, der Hintergrund aber unscharf ist. Große Schärfentiefe bedeutet: die Partien im Vorder- und Hintergrund erscheinen auf dem Bild scharf. Die Schärfentiefe eines Bildes hängt unter anderem von der Größe der Blendenöffnung ab, aber auch von der Brennweite des Objektivs und dem Bildformat, beziehungsweise der Sensorgröße.

Sensorgröße
Die Größe des Fotosensors (siehe Bayer-Sensor bei SPIEGEL WISSEN)einer Digitalkamera beeinflusst neben anderen Faktoren die Qualität der Fotos. Angegeben wird die Größe oft in Standardgrößen wie 1/3,2 Zoll oder 1/1,7 Zoll. Diese Größen sind von einem Format für TV-Kameras aus den fünfziger Jahren übernommen, haben keinen direkten Zusammenhang mit der Oberfläche des Sensors.
Einige Beispiele für Sensorgrößen:
+ digitale Kompaktkamera Nikon Coolpix S60 (1/2.3″): 0,28 cm²
+ digitale Bridge-Kamera Canon G10 (1/1,7″): 0,43 cm²
+ digitale Four-Thirds- Kamera Lumix G1 (4/3″) 2,24 cm²
+ digitale Spiegelreflex-Kamera Canon EOS 350D 3,28 cm²
+ Kleinbild: 8,64 cm² – Mittelformat: 17,28 cm²
Ein Problem bei der Sensorgröße entsteht, wenn auf der gleichen Fläche immer mehr Fotodioden untergebracht werden. Sprich: Eine digitale Kompaktkamera mit derselben Auflösung (gemessen in Megapixel) wie eine Spiegelreflexkamera bringt dieselbe Menge an Fotodioden auf einer kleineren Oberfläche unter. Eine Folge: Auf der kleinen Fläche erreicht weniger Licht jede einzelne der Fotodioden, das Signal muss daher verstärkt werden, was wiederum mehr Störungen, das sogenannte Bildrauschen mit sich bringt.

Lichtempfindlichkeit / ISO-Wert
Wie lichtempfindlich Filmmaterial ist, wird unter anderem mit den sogenannten ISO-Werten angegeben. Ein Film mit ISO 200 ist doppelt so lichtempfindlich wie ein ISO-100-Film, bei ISO 400 verdoppelt sich die Lichtempfindlichkeit gegenüber ISO 200 und so weiter.
Bei Digitalkameras haben die Hersteller diese Skala übernommen, um die Empfindlichkeit anzugeben. Wenn in einem dämmrigen Umfeld die Verschlusszeit wegen Verwacklungsgefahr nicht stark genug erhöht werden kann, und eine allzu große Blendenöffnung wegen des Verlusts an Schärfentiefe nicht erwünscht ist, kann die Empfindlichkeit erhöht werden, um eine ausreichende Belichtung zu gewährleisten. Hebt man die ISO-Stufe um einen Schritt an, kann die Verschlusszeit zum Beispiel um einen Schritt vermindert werden.
Bei Digitalkameras verstärkt die Software das auf dem Sensor eingehende Signal. Dabei verstärkt die auch die Störungen, das sogenannte Bildrauschen nimmt zu.

Megapixel
Der Megapixel-Wert gibt die Auflösung einer Digitalkamera an, also wie viele Bildpunkte der Sensor erfasst. Ein Megapixel entspricht einer Million Bildpunkte. Aus der Pixelmenge resultiert die Rasterung beim Druck der Fotos – je höher die Auflösung, desto größer können die Fotos gedruckt werden, ohne dass die Pixel sichtbar werden.
Laut Kodak genügt für einen Ausdruck in A4-Format (20×30 cm) in guter Qualität eine Auflösung von 1920 x 1280 Pixeln (2,4 Megapixel), für optimale Qualität ist eine Auflösung von 2160 x 1440 Pixeln (3,1 Megapixel) nötig.
Eine digitale Kompaktkamera mit derselben Auflösung wie eine Spiegelreflexkamera bringt dieselbe Menge an Bildpunkten auf einer kleineren Sensoroberfläche unter. Eine Folge: Auf der kleinen Fläche erreicht weniger Licht jeden einzelnen der Bildpunkte, das Signal muss daher verstärkt werden, was wiederum mehr Störungen durch das sogenannte Bildrauschen mit sich bringt.

Bildrauschen
Die Ursache für das Bildrauschen sind physikalische Effekte auf dem Bildsensor und den dort untergebrachten Fotodioden, vor allem den sogenannten Dunkelstrom (mehr bei SPIEGEL WISSEN) . Wie stark diese Effekte im Foto sichtbar (siehe Foto mit 1600 ISO) sind, hängt von mehren Faktoren ab: – Bei gleicher Auflösung rauschen Sensoren mit kleinerer Oberfläche stärker als größere.
+ Je stärker die Lichtempfindlichkeit der Kamera eingestellt ist, umso stärker ist das Rauschen, da das vom Sensor eingehende Signal verstärkt wird – einschließlich der Störungen.
+ Je wärmer der Sensor ist, umso stärker ist das Bildrauschen. Digitalkameras nutzen diverse Software-Routinen, um das Bildrauschen schon beim Abspeichern einer Aufnahme herauszurechnen.
Die Hersteller nutzen verschiedene Verfahren mit unterschiedlichen Ergebnissen. Manchmal beeinträchtigt die Rauschunterdrückung wiederum die Schärfe eines Bildes sichtbar.


Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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