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CES-Trends: Das Netbook-Prinzip wirkt (Spiegel Online, 13.1.2009 (mit Matthias Kremp)

Konrad Lischka
Konrad Lischka
5 minuten gelesen

CES-Trends

Das Netbook-Prinzip wirkt

Klein, leicht, billig: Mit diesem Konzept wurden Netbooks zum Verkaufsschlager. Auf der Hightech-Show CES zeigten Hersteller neue günstige Spaßmacher – HD-Videokameras für 170 Euro, Handtaschen-Projektoren und Billig-Netzwerkspeicher.

Spiegel Online, 13.1.2009 (mit Matthias Kremp)

Nicht zu groß, nicht zu schnell, nicht zu teuer – die günstigen Netbook à la EeePC waren im Krisenjahr 2008 der Renner. Das Konzept übertragen Elektronikhersteller nun auf andere Geräte: Wer Clips für Youtube in HD-Auflösung drehen will, braucht keine 500-Euro-Kamera. Das erkennen Konzerne wie Sony und experimentieren mit günstiger Technik.



HD-Videokameras, Handtaschen-Beamer und das erste Projektor-Handy – SPIEGEL ONLINE zeigt die Günstig-Gadgets von der CES.

Billige HD-Camcorder von Sony und Kodak

Den Anfang des Camcorder-Booms hat im US-Weihnachtsgeschäft der Flip
HD gemacht – die HD-Videokamera mit vier Gigabyte Speicher und einer
Auflösung von 1280 x 720 Pixeln (bei 30 Frames in der Sekunde) kostet
regulär nur 229 US-Dollar – umgerechnet 170 Euro ohne Mehrwertsteuer.
Das Gerät war im Weihnachtsgeschäft ein Riesenerfolg, nun bieten auch
die großen Elektronikfirmen Günstig-HD-Camcorder an.

Den Anfang machte Kodak: Zur CES stellte das Unternehmen den ZX1
vor, der einen mit dem Flip HD vergleichbaren Leistungsumfang bietet
(allerdings mit nur 128 Megabyte integriertem Speicher und Steckplatz
für SD-Karten) – für 189 Euro soll das Gerät im Frühjahr in Deutschland zu haben sein.

Sony stellte auf der CES mehrere HD-Camcorder vor, die vor allem
auf das günstige Filmen von Web-Videos ausgelegt sind: Die MHS-PM1
getaufte Kamera sieht dem Flip sehr ähnlich und wird ebenfalls hochkant
gehalten. Anders als beim Flip lässt sich die Linse der Sony-Kamera
allerdings drehen – um 270 Grad, so dass man zum Beispiel auch sich
selbst aufnehmen und dabei auf dem 1,8-Zoll-Display live zuschauen
kann.

Der MHS-PM1 soll in den Vereinigten Staaten ab April für
170 US-Dollar verkauft werden. Der Preis unterbietet den Flip HD, hinzu
kommt eine bessere Auflösung (1440 x 1080 Pixel bei 30 Frames je
Sekunde).

Wermutstropfen: Der Sony-Camcorder hat bloß zwölf Megabyte internen
Speicher und kann nur mit den im Vergleich zu SD-Karten erheblich
teureren Sony-Memorysticks (zum Vergleich: ein Sony Memory Stick Pro
Duo mit acht Gigabyte kostet im Online-Handel etwa 30, eine Transcend
SDHC-Karte mit derselben Kapazität etwa zwölf Euro). Ob Sony das Gerät
überhaupt in Deutschland verkaufen wird, ist noch unklar. Der Konzern
will erst die Verkaufszahlen in den Vereinigten Staaten abwarten.

Der zweite Sony-Camcorder in der Netbook-Liga, der MHS-CM1
hat das Gehäuse eines klassischen Camcorders – der 2,7-Zoll-Monitor
wird zur Seite ausgeklappt und kann um 270 Grad gedreht werden. Die
Kamera zeichnet mit bis 1440 x 1080 Pixel Auflösung (30 Frames je
Sekunde) auf, hat einen 20-fachen Digitalzoom und soll 199 US-Dollar
kosten.

Mini-Beamer

Wer Bekannten einfach ein paar Schnappschüsse aus dem Urlaub zeigen
will, braucht keinen unhandlichen, teuren HD-Projektor. Da genügt ein
handlicher Mini-Bildwerfer. Solche Pico-Projektoren soll es 2009 auch
zu Mini-Preisen geben. Der auf der Macworld gezeigte Bildwerfer Show-WX von Microvision
(Projektion mit zweieinhalb Meter Bilddiagonale in DVD-Auflösung) soll
knapp 500 Dollar kosten, auf der CES in Las Vegas waren deutlich
günstigere Mini-Bildwerfer zu sehen.

Geringere Auflösung für weniger Geld bietet zum Beispiel das Hongkonger Unternehmen Wowwee. Die Firma zeigte auf der CES drei Pico-Projektoren. Der billigste (300 US-Dollar Listenpreis) namens Swivel
schafft nur 480 x 360 Pixel, das größere Modell aus Station und Stick
immerhin 800 x 480 Pixel, also knapp unter DVD-Auflösung zu
Listenpreisen von 350 bis 400 US-Dollar. In den Vereinigten Staaten
sollen die Geräte im Sommer in den Verkauf gehen – ob sie in
Deutschland verkauft werden, ist noch unklar.

Samsung führte auf der CES den Prototypen eines Mini-Bildwerfers in Handy-Größe vor: Das MBP 200
getaufte Gerät projiziert mit einer Auflösung von 480 x 320 Pixel ein
Bild mit einer Diagonale von bis zu 1,20 Metern. Wann das 150 Gramm
schwere Gerät zu welchem Preis zu kaufen sein wird, ist noch unklar.

Anders als die Konkurrenzprodukte ist der Mini-Projektor Optoma Pico PK-101
schon seit Jahresanfang erhältlich – auch in Deutschland. Das
hierzulande für knapp 350 Euro verkaufte Gerät wirft ein mit 480 x 320
Pixeln aufgelöstes Bild mit einer Diagonale von bis zu eineinhalb
Metern und mit elf Ansi-Lumen Lichtstärke an die Wand.

Das erste Projektor-Handy

Diese Ankündigung hätte man eigentlich von Nokia erwartet. Oder von
HTC oder einem anderen großen Mobilfunkkonzern. Stattdessen meldet sich
eine Firma namens Logic Wireless zu Wort, sesshaft in Tucson,
Arizona. Nicht gerade einer der Big Player also. Doch Logic Wireless
zeigte auf der CES ein Spielzeug, von dem Handy-Fans schon lange
träumen und das etliche Unternehmen längst in Aussicht gestellt haben:
Das erste Handy mit eingebautem Projektor.

Um bis zu 3000 Prozent vergrößert soll der integrierte Bildwerfer
das Videobild des Bolt genannten Handys an die Wand werfen.
Bilddiagonalen von bis zu 1,6 Metern verspricht der Hersteller. Die
Auflösung bleibt dabei auf bescheidene 640 mal 480 Pixel beschränkt,
von HD also keine Spur. Für kurze Filme, vor allem aber
Powerpoint-Präsentationen, dürfte das aber durchaus reichen – zumal das
Handy mit Dateien von Powerpoint, Excel und Word umgehen kann.

Auch als Mobiltelefon selbst macht es noch eine gute Figur, versteht
sich auf alle GSM-Mobilfunknetze, beherrscht aber weder UMTS noch
HSDPA-Datenfunk. Dafür ist ein GPS-Modul für Navigation ebenso
eingebaut wie eine 3-Megapixel-Kamera und Bluetooth. Die Steuerung
erfolgt per Touchscreen. Und das Beste dabei: Schon für 100 Dollar kann
man das Gerät nach Hause tragen. Allerdings nur in den USA – und nur,
wenn man gleichzeitig mit dem Kauf einen Mobilfunkvertrag abschließt.

Aber dabei soll es nicht bleiben. Für die Zukunft hat sich Logic
Wireless einiges vorgenommen. Dazu gehören nicht nur 3G-Technik, ein
helleres Projektorbild und eine Aufschiebtastatur. Vor allem soll das
Gerät bald auch für Videokonferenzen taugen, bei denen man sich den
Gesprächspartner an die Wand wirft. Aber das würde man ja sowieso oft
gerne tun.

Netzwerkfestplatte aus der Steckdose: Pogoplug

Nein, der Pogoplug hat nichts mit dem beliebtem Tanz der
Punks zu tun. Stattdessen soll er ermöglichen, beliebige externe
Festplatten als Netzwerklaufwerke verfügbar zu machen. Das hat seine
Vorteile. Auf eine vernetzte Festplatte können alle Teilnehmer im Netz
zugreifen. Via Internet ist eine solche Platte sogar weltweit
ansprechbar. Normalerweise aber kosten solche Netzwerkfestplatten,
sogenannte NAS-Systeme (Network Attached Storage), einiges an Geld.
Rund 200 Euro sollte man schon kalkulieren, inklusive 500
GB-Festplatte, gelegentlich findet man auch günstigere Angebote.

Der Pogoplug hingegen soll USB-Festplatten ins Netz einbinden und so
den Preis für die Vernetzung senken. Die Installation ist denkbar
einfach: Netzwerkkabel anschließen, Festplatte anstöpseln und das Gerät
in die Steckdose stecken. Dann muss man sich noch auf der Website der
Herstellers registrieren und Schwupps, ist die USB-Festplatte online.
So kann dann die ganze Familie auf gemeinsame Daten zugreifen. Sogar
per iPhone soll das gehen, verspricht der Hersteller.

99 Dollar kostet der wundersame Apparat im
Pogoplug-Onlineshop,
Frühbesteller bekommen ihn für 79 Dollar. Kunden aus Deutschland müssen
sich allerdings noch gedulden. Vorerst wird das Gerät nur in die USA
und nach Puerto Rico verschickt.


Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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