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Das kann die 360-Grad-Kamera Ricoh Theta

Konrad Lischka
Konrad Lischka
3 minuten gelesen
Das kann die 360-Grad-Kamera Ricoh Theta

Von unten nach oben, von links nach rechts: Die Ricoh Theta fotografiert interaktive Rundum-Panoramabilder. Bislang brauchte man für solche Fotos spezielle Stativköpfe und Extra-Software. Nun soll eine Kamera genügen. Wie gut die Theta ist, zeigt der Test.

Spiegel Online, 05.09.2013

In diesen Fotos kann man spazieren gehen: Die 360-Grad-Kugelbilder der neuen Ricoh-Kamera Theta zeigen viel mehr als normale Aufnahmen. Mit der Maus schwenkt man nach links und rechts, nach oben und unten, schaut in den Himmel, hinter und unter die Kamera.

Die Ricoh Theta ist eine radikale Abkehr vom bisherigen Konstruktionsprinzip von Digitalkameras. Die Kamera ist so hoch wie ein Kugelschreiber und etwa halb so breit wie ein Smartphone, an der Oberseite des Gehäuses sind zwei Linsen an einander entgegengesetzten Seiten eingebaut. So kann die Theta mit einem Auslösen ein komplettes 360-Grad-Kugelpanorama aufnehmen. Bisher brauchte man für solche Bilder eine normale Digitalkamera, ein Stativ mit Panoramakopf und Zeit fürs Zusammensetzen der Einzelaufnahmen mit Programmen wie PTGui.

Die Ricoh Theta hingegen liefert 360-Panoramen auf Knopfdruck. Hier drei Beispielaufnahmen:

Ericusspitze – Spherical Image – RICOH THETA

Planten in Blomen – Spherical Image – RICOH THETA

 

Ericusspitze – Spherical Image – RICOH THETA

 

Vorteile: Bedienung, Erweiterung, Format

Handhabung: Anders als die Konstruktion aus Digitalkamera, Panoramakopf und Spezialsoftware ist die Ricoh Theta auch für Einsteiger leicht bedienbar. Am einfachsten geht es so: Man hält die Kamera hoch, drückt auf den Auslöser – fertig ist das Kugelpanorama. Per USB-Kabel zieht man die Aufnahmen auf den Rechner, importiert sie in die kostenlose Theta-Software (für Mac und PC erhältlich) und exportiert sie von dort zum Webdienst von Ricoh.

Smartphone-Steuerung: Wenn man die eigene Hand nicht im Bild haben will, fotografiert man mit Stativ (die Theta lässt sich zur Not aber auch auf der flachen Unterseite abstellen) und löst per Smartphone-App aus. Die Kamera hat ein W-Lan-Modul eingebaut. Man kann sein iOS-Gerät (später im Jahr auch per Android-Smartphone) im selben Netz anmelden, dann lässt sich die Kamera per Theta-App aus dem Umkreis mehrerer Meter steuern. Man löst per Fingertipp aus und kann die Fotos auch sofort aufs Smartphone kopieren, um sie direkt online weiterzuverbreiten.

Aufnahmen: Die Theta ist die erste Digitalkamera für Privatkunden, mit der man so leicht und schnell 360-Grad-Panoramen aufnehmen kann. Die Fotos vermitteln ein anderes Raumgefühl als herkömmliche Aufnahmen, man erkundet eine Landschaft, beschäftigt sich länger mit einem Bild.

Format: Mit einem Gewicht von nur 95 Gramm ist die Theta sehr leicht, das schmale Gehäuse lässt sich auch in kleinen Taschen überallhin mitnehmen.

Nachteile: Bildqualität, Preis, Selbstauslöser

Bildqualität: Verglichen mit herkömmlichen Digitalkameras hat die Theta das Rauschverhalten und die Detailzeichnung der günstigsten Einsteigermodelle. Wenn man nicht gerade bei strahlendem Sonnenschein fotografiert, sind auf den Aufnahmen der Ricoh Theta Bildrauschen und verschwommene Details zu erkennen. Das stört nicht weiter, wenn man sich durch ein 360-Grad-Panorama einer tollen Landschaft klickt. Aber eine universelle Kamera ist die Theta sicher nicht. So ein Modell hat man eher zusätzlich zur Kompaktkamera dabei.

Selbstauslöser: Ärgerlich ist, dass am Gehäuse der Theta nur ein Auslöser verbaut ist. Ein Selbstauslöser mit leichter Verzögerung würde die Nutzung enorm erleichtern. Denn will man aus dem Bild gehen oder ein Gruppenbild aufnehmen, muss man die Theta per App steuern. Das allerdings dauert doch etwas länger als das Auslösen am Gehäuse. Man muss erst das W-Lan aktivieren, dann muss sich das Smartphone mit der Kamera verbinden, dann die App auf die Kamera-Software zugreifen. Das ginge mit einer simplen Selbstauslöser-Automatik schneller.

Preis: 399 Euro soll die Ricoh Theta kosten. Das ist mehr als sehr gute Kompaktkameras wie die Nikon Coolpix 330 oder die Panasonic LX7 kosten. Diese Kameras sind universeller einsetzbar, dafür macht die Ricoh Theta Fotos wie keine andere Kompaktkamera. Allerdings eignen sich nur wenige Motive für ein Kugelpanorama.

Fazit

Für Makler, Innenausstatter und Architekten ist die Ricoh Theta sicher ein idealer Fotoapparat. In geschlossenen Räumen (vorausgesetzt, sie sind hell genug) konnte man bislang nicht so leicht und schnell 360-Grad-Aufnahmen machen wie mit dieser Kamera.

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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