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Das kann die kleinste Systemkamera der Welt

Konrad Lischka
Konrad Lischka
4 minuten gelesen
Das kann die kleinste Systemkamera der Welt

Sie ist kleiner als manche Kompaktkamera, dafür hat sie einen fünfmal so großen Sensor: Die Panasonic GM1 ist die kleinste Systemkamera der Welt. Wie gut lässt sich der Fotoapparat bedienen? Der Test.

Spiegel Online, 22.12.2013

Die Panasonic GM1 ist für einen Fotoapparat mit großem Sensor besonders klein. Was sie von kleinen Kameras für die Hemdtasche unterscheidet ist aber das 2,5 Zentimeter hervorstehende Objektiv. Davon abgesehen fühlt sich die GM1 so an wie eine Kompaktkamera: 240 Gramm leicht, knapp zehn Zentimeter breit und fünfeinhalb hoch – das ist weniger Fläche als bei einem iPhone 5. Dabei steckt in der GM1 ein vergleichsweise großer Bildsensor: Er ist fünfmal so groß wie die sonst in besseren Kompaktkameras verbauten.

Von mehr Sensorfläche profitiert die Bildqualität. Es treten weniger Störsignale auf, die Rauschunterdrückung muss nicht mehr so hart eingreifen, die Aufnahmen zeigen mehr Bilddetails. Und die GM1 ist die erste Kamera mit auswechselbaren Objektiven für den MicroFourThirds-Standard, die das Micro zu Recht im Namen trägt: Das Gehäuse ist wirklich klein und lässt sich locker mit einer Hand umschließen.

Bildqualität, Handhabung, Ausstattung – die GM1 im Test:

Das gefällt: Gewicht, Bildqualität, Autofokus

Gewicht und Größe: Selbst mit dem Kit-Objektiv (ausgestattet mit einem 2,6fach Zoom) ist die GM1 klein genug für die Jacken-, wenn auch nicht für die Hosentasche. Dass die Objektive hervorstehen, ist dem großen Sensor und der Wechselmöglichkeit geschuldet. Entsprechende Objektive müssen größer sein und werden immer über das Gehäuse hinausragen.

Aber bei kleinen Brennweiten passen solche Objektive gut zu dem kleinen Gehäuse. Panasonic und Olympus haben eine Reihe von passenden Objektiven im Angebot, Festbrennweiten mit Weitwinkel oder Normalbrennweite sind die passenden Begleiter für die GM1. Mit ihnen bleibt die Kamera leicht und kompakt, wenn auch nicht ganz so flach wie viele Kompaktkameras.

Bildqualität: Die GM1 hält, was die größere Sensorfläche verspricht. Nachtaufnahmen sind rauscharm, aber detailreicher als es Fotos von Kompaktkameras unter solchen Bedingungen sonst sind. Der Sensor der GM1 ist nicht überragend groß, man sieht bei höheren ISO-Empfindlichkeiten durchaus Farbrauschen, wenn man die Aufnahme in 100-Prozent-Ansicht betrachtet. Aber für A4-Drucke und Bildschirmpräsentationen ist diese Qualität ausreichend.

Die Testergebnisse von digitalkamera.de bestätigen diesen Seheindruck. In der GM1 ist derselbe Typ eines 16-Megapixel-Bildsensors eingebaut wie im Panasonic-Modell GX7. Am Ausgangstonwertumfang lässt sich ablesen, wie stark der Sensor rauscht. Dabei wird im Labor von digitalkamera.de (hier das Laborprotokoll der GX7) gemessen, wie viele Grauwertstufen von 256 möglichen er unterscheidet.

Bei einer ISO-Empfindlichkeit von 100 kann eine Kompaktkamera wie die LF1 weniger als 192 Grauwertstufen unterscheiden, der größere Sensor der GX7 und GM1 schafft hingegen gut 224. Je höher dieser Wert ist, desto weniger rauscht der Sensor.

Autofokusgeschwindigkeit: Die GM1 stellt bei Tageslicht, aber auch bei Dunkelheit schnell und zuverlässig scharf. Der Autofokus ist absolut schnappschusstauglich.

Nicht so gut: Ausstattung, Objektiv und Akku

Handhabung: Bei einem derart kleinen Gehäuse mussten die Entwickler auf etwas verzichten. Wenn man viele Aufnahmeparameter selbst einstellt statt sich auf die Vollautomatik zu verlassen, ist die GM1 daher nicht so schnell zu bedienen wie eine größere Systemkamera. Es fehlt ein zweites Einstellrad und eines für die Belichtungskorrektur. In einem Halbautomatik-Modus hingegen – man stellt nur die Blendenöffnung oder Verschlusszeit selbst ein – ist die GM1 gut zu händeln: Es gibt ein Moduswahlrad auf der Oberseite und ein kleines Drehrädchen hinten, über das man mit dem rechten Daumen Blende, Verschlusszeit oder Motiv einstellt. Vieles muss man allerdings über die Menüs auf dem Touchscreen an der Gehäuserückseite einstellen. Das ist gut gelöst, aber nicht überragend – ein Blendenring oder Fokussierring am Objektiv wäre hilfreich gewesen.

Ausstattung: Es ist verständlich, dass bei den Gehäusemaßen einige Ausstattungsdetails fehlen, die man von Systemkameras gewöhnt ist: Blitzschuh, hochklappbares Display, Sucher. Ein W-Lan-Modul zum Übertragen von Aufnahmen an ein Smartphone hat Panasonic integriert, ein NFC-Modul hingegen nicht.

Akku: Der kleine Akku war bei unserem Test schnell leer. Nach einem Tag draußen war der zuvor voll aufgeladene Akku nur noch halb voll.

Zoomobjektiv: Das im Paketangebot mitgelieferte 2,6fach Zoomobjektiv ist nicht sonderlich lichtstark. Im Weitwinkelbereich ist die größtmögliche Blendenöffnung f/3,5. Da fällt wenig Licht auf den Sensor, die ISO-Empfindlichkeit muss angehoben werden, die Folge ist Bildrauschen. Zoomt man heran, fällt die Lichtstärke noch weiter ab. Wer mit der GM1 mehr Bildqualität bei kompaktem Objektiv haben will, sollte stattdessen die deutlich lichtstärkere Panasonic Normalbrennweite H-H020E (40 mm, f/1,7, circa 300 Euro) als Standardobjektiv nutzen. Sie ist ähnlich dick wie das Kit-Zoomobjektiv. Ein weiterer Vorteil der Festbrennweite: Sie ist sofort einsatzbereit – das mitgelieferte Zoom muss man erst mit einem Dreh am Objektiv aus der Parkposition holen.

Vorteile, Nachteile, Fazit

+ kleines und leichtes Gehäuse
+ große Auswahl an Objektiven, großes Angebot an günstigen Gebrauchtmodellen
+ für derart kompaktes Gehäuse großer Bildsensor
+ schneller Autofokus
– Kit-Objektiv lichtschwach und nicht sofort einsatzbereit
– Fotografieren mit manuellen Einstellungen wegen des kleinen Gehäuses schwierig

Mit einem kompakten, lichtstarken Objektiv ist die GM1 anderen Kompaktkameras bei der Bildqualität überlegen, ohne dass man viel mehr Technik mitschleppen muss. Die Nachteile bei Handhabung, Ausstattung und Akkulaufzeit sind es wert, wenn man vor allem eine leichte, kompakte Kamera mit großer Sensorfläche und wechselbaren Objektiven will.

Kompakte Kameras: Panasonic GM1, LF1, Fujifilm X-A1, Ricoh GR
Kamera Panasonic GM1 Fujifilm X-A1 Panasonic LF1 Ricoh GR
günstigster Preis * (mit / ohne Objektiv) 675 / 649 599 / – 376 624
Maße (Gehäuse) 9,85 x 5,49 x 3,04 11,7 x 6,7 x 3,9 10,3 x 6,2 x 2,8 11,7 x 6,1 x 3,5
Volumen (Gehäuse-
maße), cm³
164,39256 305,721 178,808 249,795
Gewicht (Gramm, mit / ohne Objektiv) 243 / 173 475 / 280 170 215
Objektiv Lumix G Vario 12-32mm 3,5-5,6 Objektiv XC 16-50mm 3.5-5.6 OIS fest verbaut / 28 – 200 mm, f/2-f/5,9 28mm, f/2,8
Naheinstell-
grenze (cm)
20 30 1 10
Auflösung (Megapixel) 16 16,3 12,1 16,2
Sensorgröße (cm²) 2,25 3,68 0,45 3,72
Megapixel pro cm² 7,11 4,43 26,89 4,35
Display (Diagonale Zoll / cm) 3 / 7,6 3 / 7,6 3 / 7,6 3 / 7,6
Display Auflösung (Pixel / Subpixel) 410.000 / 1.230.000 306.666 / 920.000 306.666 / 920.000 410.000 / 1.230.000
Besonderheiten Touchscreen Display neigbar, kein Tiefpassfilter integrierter Blitz, Digitalsucher kein Tiefpassfilter
* günstigster Preis im deutschen Online-Handel (laut geizhals.at, Stand 18.12.2013

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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