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Datenschutz bei Google einstellen: So löschen Sie Googles Erinnerung an Ihre Web-Suchen (Spiegel Online, 29.2.2012)

Konrad Lischka
Konrad Lischka
4 minuten gelesen

Datenschutz bei Google einstellen

So löschen Sie Googles Erinnerung an Ihre Web-Suchen

Web-Protokoll, Suchprofil, Surfinteressen: Google sammelt in verschiedenen Datenbanken Informationen über das Verhalten seiner Nutzer. Wonach suchen sie? Worauf klicken sie? Für alle, die das nicht verraten wollen: die Anleitung zum Deaktivieren und Umgehen.

Spiegel Online, 29.2.2012

{jumi [*3]}

Warum führt Google neue Datenschutz-Regeln ein? Einen Grund für die wenig verständliche Neuformulierung führte Google-Managerin Alma Whitten bei der Vorstellung an: “Wenn Sie eingeloggt sind, können wir Informationen, die Sie uns in einem Dienst zur Verfügung gestellt haben, mit Informationen aus anderen Diensten zusammenführen.”

Die Neuregelung gilt für alle Informationen, die bei Google am 1. März gespeichert sind. Wie umfassend Google zu diesem Zeitpunkt über einen Nutzer Bescheid weiß, hängt davon ab, welche Google-Dienste der zuvor benutzt hat. Heute ist also ein guter Zeitpunkt, um einmal zu überprüfen, welche Google-Dienste man einmal aktiviert und wieder vergessen hat.

Ein guter Ausgangspunkt zum Aufräumen, Ausmisten und Löschen ist das Google-Dashboard, in dem fast alle mit einem Google-Konto verknüpften Dienste aufgeführt sind. Bei vielen Diensten kommt man per Direktlink aus dem Dashboard zur Verwaltung von Veröffentlichungen und Datenschutzeinstellungen. Der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar rät Nutzern generell, nicht nur einen Anbieter für alle Dienste wie E-Mail, Fotoalben und Web-Suche zu nutzen.

Wer sucht was und wo klickt er drauf?

Bei den meisten Google-Kunden dürften die wertvollsten Daten nach wie vor bei der Web-Suche anfallen. “Urlaub in Kenia”, “Halsweh”, “Juckreiz am Kinn”, “Trauringe”: Alle Suchbegriffe, die Menschen bei Google und anderen Anbietern in die Formulare tippen, sind Rohstoff für eine Datenbank menschlicher Absichten. Mit diesem Begriff beschrieb der “Wired”-Mitgründer John Battelle einmal den Datenfundus, den Web-Unternehmen geschickt nutzen, um Anzeigenschaltungen zu verbessern. Diese Informationen speichert Google in unterschiedlichen, getrennten Datenbanken.

Das optionale Web-Protokoll speichert unbeschränkt

Ein Dienst mit potentiell sehr großem Datenaufkommen ist das Google Web-Protokoll. Hat man dieses Werkzeug einmal aktiviert, speichert Google bei angemeldeten Nutzern alle Suchanfragen und alle von den Trefferseiten aus aufgerufenen Websites unbeschränkt lange. Wer im Internet Explorer die Google-Toolbar installiert hat, füttert das Web-Protokoll zusätzlich mit einer umfangreichen Liste der in seinem Browser aufgerufenen Websites – vorausgesetzt, er hat diese Erweiterung aktiviert.

Google personalisiert schon heute mit Hilfe der Web-Protokoll-Datenbestände zum Surfverhalten die Platzierung von Anzeigen in seinem Such-Werbenetzwerk. Google gibt dieses Beispiel für die Datennutzung:

“Wenn Sie beispielsweise vor kurzem auf ein Suchergebnis für eine Surf-Website geklickt und anschließend nach “Urlaub” gesucht haben, lässt dies darauf schließen, dass Sie an Urlaubszielen interessiert sind, an denen Sie surfen können. Deshalb werden für Sie dann Anzeigen zu Surfurlauben geschaltet.”

Hier können Sie die bisher angefallen Daten löschen und das Web-Protokoll deaktivieren (ein Klick auf “Remove all Web History”).

Google speichert Suchprotokolle bis zu 18 Monate lang

Google wertet für seine Anzeigensysteme auch die Web-Nutzung nicht-angemeldeter Nutzer aus.

Google bestätigt auf Anfrage, zum Anzeigen auf die Nutzer zugeschnittener Werbung auf Seiten mit Suchergebnissen die sogenannten Serverprotokolldaten zu nutzen. Diese Protokolle enthalten nach einer Begriffsdefinition im Anhang der neuen Datenschutzerklärung diese Informationen:

  • Details zur Nutzung von Google-Diensten – zum Beispiel der Inhalt von Suchanfragen
  • Datum und die Uhrzeit der Anfrage
  • IP-Adresse des Nutzers
  • Kennungen von Cookies (kleine Textdateien, die der Browser auf der Festplatte des Computers ablegt, wenn man eine Website abruft), über die der Browser oder das Google-Konto des Nutzers eindeutig identifiziert werden können

Google anonymisiert diese Serverprotokolldaten nach einiger Zeit: Die IP-Adressen nach neun, die Cookie-IDs in Datensätze nach 18 Monaten. Einige Forscher zweifeln jedoch daran, dass die dabei von Google verwendete Methode zuverlässig genug ist.

Auf Anfrage teilt Google mit, man verknüpfte diese Informationen zur Nutzung der Suchmaschine nicht mit Google-Konten. Sprich: Die Informationen über Suchbegriffe und Seitenaufrufe sind nur an IP-Adresse und bestimmte, individualisierte Cookies gebunden.

Dieser Datensammlung kann man sich nicht ohne weiteres entziehen. Man müsste einen Proxy-Dienst nutzen (hier eine Anleitung), um Google aufzurufen und seinen Web-Browser so einstellen, dass er keine Cookies von Google akzeptiert. Cookies generell abzulehnen, erschwert die Web-Nutzung – schließlich dienen sie bei vielen Angeboten dazu, beispielsweise Einstellungen zu speichern. Ein Kompromiss ist die aktive Cookie-Verwaltung – allerdings macht das Arbeit, da man bei jedem Aufruf einer neuen Seite entscheiden muss, welche Cookies man zulässt.

Anonyme Suchmaschine für Google-Treffer

Eine einfachere Methode ist es, eine Metasuchmaschine wie Ixquick zu verwenden. Der niederländische Betreiber Surfboard garantiert seinen Nutzern, dass er bei Suchanfragen weder IP-Adressen speichert, noch Cookies mit eindeutigen IDs setzt oder ausliest. Ixquick wurde 2008 mit dem Europäischen Datenschutz-Gütesiegel ausgezeichnet.

Bei Ixquick gehen unter anderen Suchergebnisse von Yahoo, Gigablast und Wikipedia ein. Surfboard betreibt auch das Angebot startpage.com. Diese Suchmaschine gibt Google-Treffer aus, der Anbieter bezahlt Google für die Datenanlieferung. Die Kommunikation zwischen startpage.com und dem Nutzer ist standardmäßig SSL-verschlüsselt. Da startpage.com wie ein Proxy gegenüber der Google-Suche agiert, wird das Suchverhalten nicht in Verbindung mit IP-Adresse oder Cookie-IDs protokolliert.

Surfboard plaziert neben den Suchtreffern Anzeigen aus Googles-Adsense-Programm, aber auch bei den Google-Anzeigen werden laut Surfboard-Geschäftsführer Robert Beens keine Cookies gesetzt: “Unser Versprechen gilt für die Suche und für die Anzeigen: Wir entfernen alle Informationen, die Nutzer identifizieren können, wir zeichnen die IP-Adresse nicht auf, wir geben sie nicht an Dritte weiter, wir setzten keine Cookies.” Eine testweise Nutzung von startpage.com mit der Diagnose-Browsererweiterung Firebug bestätigte, dass keine Cookies gesetzt wurden.

Trennung vom Google-Werbenetz

Unabhängig von der Suchmaschine plaziert Google mit seinem Adsense-Werbesystem Anzeigen auf Millionen Websites. Auf diesen Seiten sammelt Google Informationen dazu, in welche Interessenkategorien die aufgerufenen Seiten gehören. Die Informationen werden in Verbindung mit einer Kennung aus dem sogenannten Doubleclick-Cookie gespeichert.

Welche Interessenkategorien und welche demografischen Daten in Verbindung mit einem Cookie gespeichert hat, kann man auf dieser Seite einsehen.

Google garantiert in seiner neuen Datenschutzerklärung, dass keine Informationen von Doubleclick-Cookies mit personenbezogenen Daten aus den Google-Konten verknüpft werden – es sei denn, die Nutzer stimmen dem ausdrücklich zu.

Wer dennoch etwas gegen interessenbasierte Anzeigen hat, kann diese Protokollierung hier deaktivieren. Bei diesem Verfahren plaziert Google einen Deaktivierungs-Cookie. Das hat zur Folge, dass die Vorgabe verschwindet, wenn man alle Cookies löscht. Eine dauerhafte Deaktivierung ist per Plug-in für Chrome, Firefox und Internet Explorer möglich.

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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