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E-Books: Amazon startet deutsches Kindle-Angebot (Spiegel Online, 21.4.2011)

Konrad Lischka
Konrad Lischka
3 minuten gelesen

E-Books

Amazon startet deutsches Kindle-Angebot

25.000 deutschsprachige E-Books, 650.000 insgesamt: Amazon verkauft sein Lesegerät Kindle und die Digitalausgaben dafür nun direkt in der Bundesrepublik. Das Angebot ist umfangreicher als beim E-Book-Portal des Buchhandels. Allerdings ist das Gerät hierzulande teurer als in den USA.

Spiegel Online, 21.4.2011

{jumi [*3]}

24.945 E-Books in deutscher Sprache bietet derzeit der Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf seiner E-Book-Plattform Libreka zum Kauf an, dazu noch mal 47.544 Titel in anderen Sprachen. Amazons an diesem Donnerstag eröffneter deutscher Digitalbuchlanden bietet mehr: Knapp 25.000 deutschsprachige E-Books, dazu mehr als 625.000 Titel in anderen Sprachen, darunter viele aktuelle Bestseller aus den Vereinigten Staaten und gratis einige Klassikerausgaben.

“Ein größeres Angebot gib es in Deutschland nicht”, sagt Amazon.de-Geschäftsführer Ralf Kleber. Man habe so lange mit dem Start des deutschen Angebots gewartet, bis man Kunden “ein umfassendes Angebot an deutschsprachigen E-Books” bieten konnte.

Laut Amazon 71 der Top 100 SPIEGEL-Bestseller als Kindle-Ausgabe

Umfassend bedeutet allerdings nicht, dass alle Titel, die gedruckt in der Buchhandlung stehen, auch als Digitalausgabe erhältlich sind. Was Verlage nicht digital verkaufen wollen, hat auch Amazon nicht im Angebot. Immerhin, so rechnet das Unternehmen vor, sind zum Start 71 der Top-100 SPIEGEL-Bestseller als Kindle-Ausgaben verfügbar.

Das deutschsprachige Kindle-Angebot unterscheidet sich vom internationalen in einigen Punkten. Ein großer Unterschied: Amazon kann hierzulande den E-Book-Verkauf nicht durch Rabatte anheizen. In Deutschland entscheiden die Verlage, wie viel eine Digitalausgabe kostet. Und diese Digitalausgabe kostet dann überall gleich viel – das schreibt die Buchpreisbindung vor.

Ein E-Book kann also günstiger sein als die gedruckte Ausgabe, der Verlag kann aber auch denselben Preis für beide Ausgaben festlegen. Amazon hat bei der Preisgestaltung eine klare Meinung, aber wenig Druckmittel. Geschäftsführer Ralf Kleber: “Wir sind natürlich der Ansicht, dass die digitale Kopie günstiger sein muss als die Papierausgabe. Es werden keine Bäume eingestampft, es werden nicht Tonnen von Papier durch das Land gefahren – die Kunden erwarten zu Recht, dass diese Ersparnis an sie weitergegeben wird.”

Informationen des Fachmagazins “Buchreport” zufolge behält Amazon wie auch Apple beim iBookstore rund 30 Prozent der Einnahmen ein.

Deutsche Kindle-Besitzer, die bislang das internationale Angebot genutzt haben, müssen sich nun entscheiden: Sie können weiterhin das internationale Angebot nutzen oder aber auf das deutsche umstellen – dann gelten Euro-Preise auch für die US-Titel, zudem kann per Lastschrift bezahlt werden. Bei Problemen ist dann der deutsche Kundendienst zuständig. Die im internationalen Kindle Store gekauften Titel bleiben nach der Umstellung laut Amazon mit allen Notizen und Anmerkungen verfügbar.

Kein E-Book-Verleih in Deutschland

Das deutsche Kindle-Angebot unterscheidet sich von dem, das Kunden in den Vereinigten Staaten nutzen, in einigen Punkten:

  • Die Funktion, Kindle-Titel an Freunde zu verleihen, bietet Amazon “derzeit” – so die vage Aussage des Unternehmens – nicht in Deutschland an.
  • Zum Start gibt es anders als in den Vereinigten Staaten keine Blog-Abos.
  • Eine der hilfreichsten Funktionen beim internationalen Kindle-Angebot ist die Möglichkeit, Textstellen zu markieren und diese dann im Browser auf einer speziellen Notizbuchseite bei Amazon gesammelt mit Quellenangaben abzurufen. Diese Funktion ist beim deutschen Angebot “derzeit nicht für alle Titel verfügbar”, teilt Amazon mit.
Neben den Lizenzen der Verlage soll das deutsche Kindle-Angebot auch Tausende Eigenpublikationen umfassen, die Autoren über die “Kindle Direct Publishing Plattform” selbst veröffentlichen. Bei diesem nun auch in Deutschland und Österreich gestarteten Dienst veröffentlichen Rechteinhaber, also Autoren oder Verlage, Titel direkt bei Amazon über eine Internetplattform. Sie erhalten 70 Prozent der Einnahmen.

Kindle 3G kostet nun 189 statt 178 Euro

Am Lesegerät ändert sich nichts – es wird für deutsche Kunden allerdings teurer. Das Kindle können deutsche Kunden nun auch direkt bei der deutschen Amazon-Tochter bestellen, die Geräte sind exakt dieselben wie die, die man bisher als deutscher Kunde direkt bei Amazon.com kaufen konnte. Das ist einerseits großartig – beim Vergleich mit anderen Lesegeräten schnitt das Amazon-Angebot bisher sehr gut ab. Andererseits ist das deutsche Angebot deutlich teurer: 189 Euro kostet ein Kindle mit Mobilfunk-Flatrate bei Amazon.de. Vor dem Deutschlandstart konnten deutsche Kunden dasselbe Kindle-Modell direkt bei der US-Mutter bestellen. Dort kostet die die Mobilfunk-Version inklusive einer Pauschale für Versand- und Einfuhrgebühren 178,72 Euro.

Deutsche Kunden können Kindle-Lesegeräte nun aber nur noch in Deutschland bestellen.

 

{jumi [*5]}

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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