Exotische Qualitätskameras: Kleine Kameras mit großem Sensor (Spiegel Online, 28.5.2009)
Exotische Qualitätskameras
Kleine Kameras mit großem Sensor
Für tolle Fotos braucht man keine Riesenkamera – kompakte Exoten wie die Sigma DP1, Leica M8 und Fujifilm S100 zeigen, dass hohe Bildqualität auch ohne Spiegelreflex gelingt. SPIEGEL ONLINE vergleicht drei außergewöhnliche Kameras.
Spiegel Online, 28.5.2009
Es klingt absurd: Jedes Jahr übertrumpfen sich Hersteller mit Hunderten neuer Digitalkamera-Modelle, aber an ein eigentlich recht naheliegendes Projekt wagt sich keiner – eine kompakte Kamera mit großem Bildsensor und guter Optik, die außergewöhnlich gute Bilder macht, auch bei Dämmerung.
Seit Jahren beklagen Fotografen ja, dass die Sensoren in den Kompakt- und auch den fast spiegelreflexgroßen Bridge-Kameras winzig sind. Die Folge: Je näher die Fotodioden auf dem Sensor beieinander stehen, umso stärker sind Störungen wie Rauschen auf dem Digitalbild.
Doch statt nach Wegen zu suchen, größere Sensoren in die Kompaktkameras einzubauen, nutzen die Hersteller verschiedene Software-Tricks, die das Rauschen schon beim Abspeichern einer Aufnahme in der Kamera herauszurechnen. Oft leiden darunter aber auch Schärfe und Detailtiefe der Aufnahmen.
Dabei geht es auch anders: Technisch ist es möglich, größere Sensoren in kleinen Kameras zu verbauen. Das – und die damit verbundenen technischen Kompromisse – demonstrierten einige wenige Kameramodelle mit Exotenstatus. Die Sigma DP1, Leica M8 und Fujifilm S100 sind für ganz unterschiedliche Nischen konstruiert, zeigen aber alle, wie viel Gestaltungsspielraum Kamerakonstrukteure abseits dieses eingefahrenen Schemas hätten:
- Spiegelreflex (groß, teuer, generell besser)
- Knipsen (mal billig, mal teuer, Bildqualität durchwachsen, aber immer ein Kompromiss)
- Bridge (mehr Brennweite als die Kompakte, gleiche Bildprobleme)
Messsucherkamera, Dreilagen-Sensor, Festbrennweite – SPIEGEL ONLINE vergleicht die Digital-Exoten.
Die drei Exoten-Modelle
Die günstigste der Exoten-Kameras ist die Sigma DP1. Diese digitale Kompaktkamera (ab 380 Euro im Handel) ist klein, leicht und hat einen Sensor, dessen Flächenmaß zwischen dem der Four-Thirds-Kamera Lumix G1 und dem einer digitalen Spiegelreflex wie der Nikon D90 liegt. Der Foveon-Bildsensor arbeitet anders als die sonst verbauten CCD- und CMOS-Sensoren. Sigmas Bildaufzeichner zeichnet das Licht der Grundfarben Rot, Grün und Blau in unterschiedlichen Schichten auf, weil der Silizium-Sensor die unterschiedlichen Wellenlängen unterschiedlich tief einfallen lässt.
Diese Konstruktion macht den Megapixel-Vergleich mit anderen Kameras schwierig. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen der simplen Rechnung (2652 x 1768 Sensorelemente, also 4,7 Megapixel) und Sigmas Angabe (2652 x 1768 x 3 Sensorelemente, also 14,1 Megapixel). Abgesehen davon kann man Bildqualität auch nicht exakt in solchen Werten bemessen. Vermutlich wegen des aus kleinem Gehäuse und großem Sensor resultierenden Platzproblems und der bei Festbrennweiten (kein optischer Zoom!) oft besseren Bildqualität hat Sigma der DP1 ein festes Weitwinkel-Objektiv (28 mm kb-äquivalente Brennweite) verpasst.
Ein ganz anderer Fall ist die Leica M8.2. Diese deutsche Digitalkamera kann man angesichts des Preises (5000 Euro allein für das Gehäuse) nur aus Interesse und kaum als echte Kaufalternative vergleichen. Aber die M8.2 ist das derzeit einzig erhältliche Gerät eines hochspannenden Konzepts: kompaktes Gehäuse, großer Bildsensor und wechselbare Objektive. Samsung soll in diesem Jahr noch eine Modellreihe namens NX mit ähnlichem Funktionsprinzip auf den US-Markt bringen. Diese Geräte werden aber mit Sicherheit einen Autofokus haben – anders als Leicas Messsucherkameras, bei denen man seit 80 Jahren auf manuellen Fokus angewiesen ist.
Die Fujifilm S100 ist in dieser Gruppe die konventionellste Kamera: Das Bridge-Modell (fest verbautes Objektiv mit hoher Brennweite von 28 bis 400 Millimetern – also 14-fach Zoom) hat einen für diese Kompaktklasse erstaunlich großen, im Vergleich zur Sigma oder gängigen Spiegelreflexkameras aber doch kleinen CCD-Sensor (58 mm²).
Bedienung
Bei Leica-Kameras gehören revolutionäre Neuerungen zur Tradition, von der die Firma heute zehrt: Mit der ersten Sucherkamera 1924 machte der Hersteller es Fotografen möglich, ohne externen Entfernungsmesser, mit einer kompakten Kamera aus der Hand Fotos zu machen ohne auf Einstellmöglichkeiten zu verzichten. 1954 präsentierte Leitz die Leica M3 – ein recht kleines Gerät, bei dem man Objektive dank Bajonettverschluss schnell wechseln und mit dem Messsucher einfach fokussieren konnte.
Beliebt wurden diese Kameras bei berühmten Reportagefotografen auch, weil sie unterwegs so leicht zu transportieren und schnell zu bedienen waren. Angesichts dieser Geschichte verwundert die Bedienung heutiger Digital-Leicas schon ein wenig. Das Menü ist mustergültig einfach und verständlich aufgebaut, die Einstellrädchen für Blendöffnung (am Objektiv) und Verschlusszeit logisch plaziert und beschriftet. Alles wunderbar. Was an der M8.2 nervt, ist das manuelle Dogma.
Manueller Fokus ist eine Option weniger
Auf Autofokus aus Prinzip zu verzichten, ist nostalgisch. Natürlich hilft der Zwang, die Schärfte selbst einzustellen in vielen Fällen Fotografen dabei, sich mit dem Motiv, der Komposition und den Gestaltungsmöglichkeiten bewusst auseinanderzusetzen, nachzudenken, abzuwägen. Das tut Aufnahmen sicher oft gut, nur ist es als einzige Option doch sehr einschränkend. Dieser Verzicht auf in manchen hektischen Aufnahmesituationen sehr nützlichen automatische Hilfsmittel widerspricht auch der so oft beschworenen Leica-Tradition – die M3 wurde ja dank der durch technische Kniffe vereinfachten Bedienbarkeit so beliebt.
Das tatsächlich so genannte “Schnappschuss-Programm” der Leica M8.2 wirkt da wie eine Parodie: Der als Automatik bezeichnete Modus soll das “Fotografieren deutlich vereinfachen”, verspricht das Handbuch. Das ist viel Wortgeklingel für ein Prinzip, das man sogar von billigen Webcams kennt: Sogenannte Fixfokus-Objektive legen einen möglichst großen Schärfenbereich fest – zum Beispiel alles im Abstand von einem Meter bis unendlich vom Objektiv. So funktioniert auch das “Schnappschuss-Programm” der M8.2: Eine Automatik schlägt dem Fotografen eine Blendenzahl und einen dafür nötigen Mindestabstand zum Motiv vor.
Das ist nett gemeint, aber kein Ersatz für eine brauchbare Autofokus-Option – wie verächtlich Puristen auch immer so einen Wunsch abtun mögen.
Sigma DP1 – reduziert und logisch
Die Sigma DP1 bietet einen bisweilen langsamen Auto- und einen für Kameras dieser Größe außergewöhnlich gut zu bedienenden manuellen Fokus. An einem kleinen Drehrad an der Kamerarückseite kann man mit dem rechten Daumen anhand des Displaybildes sehr präzise, sogar anhand mehrerer Spots manuell fokussieren. Ansonsten sind die Funktionen sehr logisch über den Vier-Wege-Schalter an der Geräterückseite und das Moduswahlrad aufzurufen.
Nur Details stören: So gibt es dankenswerterweise eine Belichtungsreihenautomatik (wichtig für HDR-Fotos), die ist allerdings im Menü recht weit hinten versteckt und wird zudem bei jedem Ausschalten der Kamera zurückgesetzt. Das ist wenig durchdacht, ebenso wie die leicht gewölbten Außenseiten der Kamera, die bewirken, dass man sie nicht hochkant auf einer Fläche abstellen kann (zum Beispiel, um eine Hochkant-Belichtungsreihe zu machen oder länger als 1/30 Sekunden zu belichten).
Bei der DP1 nervt die zum Teil behäbige Reaktion – manchmal vergehen Sekunden, bis eine RAW-Aufnahme gespeichert ist. Nichts für Schnappschüsse in schneller Folge.
Fujifilm S100 – ein Hoch auf die Drehschalter
Bei der ebenfalls mit Belichtungsreihen-Automatik gesegneten Fujifilm S100 fällt der Zoomring sehr positiv auf: Bei Bridgekameras zoomt man meist mit dem Zeigefinger an einem Schalterchen neben dem Auslöser – bei der S100 dreht man wie bei Wechselobjektiven am Objektiv selbst, was viel leichtgängiger, schneller und zugleich präziser geht. Sonst ist die Bedienung der Fujifilm-Kamera sehr logisch und mit etwas Kameravorwissen intuitiv verständlich aufgebaut.
Ausstattung
Alle drei Exoten-Kameras können im RAW- und JPG-Format fotografieren und bei allen drei Modellen sollte man auch dieses Format nutzen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Sigma und Fujifilm legen kostenlos RAW-Entwicklungssoftware bei, die zum Umwandeln der Rohformate in JPG nötig ist. Unangenehm fällt bei der Fujifilm-Kamera auf, das der Anbieter einen Download der Software auf seinen Web-Seiten nicht anbietet. Hat man die CD einmal verloren, steht man erstmal blöd dar – so eine Einschränkung ist so unnötig wie unverständlich. Sigma zeigt mit kostenlosen, nicht beschränkten Downloadmöglichkeiten, wie es kundenfreundlicher geht.
Bei der Leica M8.2 begeistert die enorme Auswahl an großartigen (und teuren) Leica-Objektiven, die sich dank des M-Bajonetts allesamt auch an der M8.2 nutzen lassen. Ein Programm für automatische Belichtungsreihen bietet die M8.2 nicht.
Maue Displays
Auch die Sigma DP1 glänzt nicht mit besonderen Extras – keine Motivprogramme, immerhin Belichtungsreihen, ein durchschnittlicher Monitor, der im Dunkeln kaum zu gebrachen. Auf dessen Darstellung sollte man sich auf gar keinen Fall verlassen, um vermeintlich verrauschte Aufnahmen zu löschen – unbedingt vorher an einem brauchbaren Monitor prüfen.
Die Fujifilm S100 hat ein im Dunkeln ähnlich krisseliges LCD-Display – interessantes Extra hier: Das Display kann bis zu 90 Grad vom Gehäuse weg geneigt werden, zur Seite drehen lässt es sich allerdings nicht.
Bildqualität – mit RAW-Aufnahmen tolle Bilder
Bei den drei Kameras ist es unbedingt empfehlenswert, das Gerät Aufnahmen im Rohdatenformat digitalisieren zu lassen. Die JPG-Umrechnung in der Kamera liefert durchweg schlechtere Farbwiedergabe, mehr Rauschen, weniger Details als die am Computer bei der RAW-Entwicklung angefertigten JPG-Dateien.
Das gilt selbst für die M8.2 Bei einer 5000 Euro teuren Kamera kann man eigentlich eine bessere JPG-Qualität erwarten – bei aktuellen Fotos unter Zeitdruck haben Fotografen nicht unbedingt Zeit, JPGs zu entwickeln. Aber mal ehrlich: Es ist nicht anzunehmen, dass Fotojournalisten mit der M8.2 arbeiten – das ist bei Leica Geschichte.
Die Bildqualität der Leica (und der Leica-Objektive) beeindruckt: Tolles Bokeh, wenig Rauschen auch bei hohen ISO-Empfindlichkeiten, hoher Dynamikbereich und Kontrastumfang. Das alles gelingt aber nur, wenn man sich viel Zeit für ein Bild lässt und im Rohdaten-Format fotografiert.
Erstaunlich ist die Bildqualität der Sigma DP1: Die Kamera wiegt ein Viertel der M8.2 mit 50-mm-Festbrennweite und kostet etwa sieben Prozent. Doch die Fotos sind unter bestimmten Voraussetzungen für die Gerätegröße überragend gut, ja sogar mit Spiegelreflex-Qualität vergleichbar. Bei Kunstlicht ist die Farbwiedergabe der DP1 oft wenig brauchbar, bei natürlichem Licht jedoch ist alles wunderbar: hoher Dynamikbereich, in der Dämmerung auch bei hohen ISO-Empfindlichkeiten wenig Rauschen, kaum Bildfehler wie etwa chromatische Abberationen.
Das kann man von der Fujifilm S100 leider nicht behaupten. Trotz (leicht) größeren Bildsensors ist das Bildrauschen bei ISO-Empfindlichkeiten von ISO 400 und mehr nur leicht besser als bei Kompaktkameras wie etwa der Canon G10. Da ist die kleine Sigma DP1 der Fujifilm S100, aber auch allen anderen Kompakt- und Bridgekameras weit voraus.
Hinzu kommen bei der S100 die chromatische Abberation genannten lila Ränder bei starken Hell-Dunkel-Kontrasten (Haus vor hellem Himmel), die sogar bei RAW-Aufnahmen auftauchen. Dennoch: Die Kombination aus gutem Objektiv und größerem Sensor bringt den Bildern mehr Detailreichtum und höheren Dynamikumfang – da ist die Bridge-Kameras den neuen Super-Zoomern von Olympus und Kodak deutlich voraus.
Fazit – viele ungenutzte Chancen
Die drei Exoten-Modelle zeigen, wie viele Möglichkeiten Kamera-Konstrukteure heute ungenutzt lassen oder ungenutzt lassen müssen, weil Exoten-Kameras wie die Sigma DP1 sich vielleicht nur schwer vermarkten lassen (kein Zoom, 4 Megapixel – was kann die denn?). Die Bildqualität der winzigen Sigma DP1 beeindruckt – auch wenn sich diese etwas lahme Kamera vor allem für Landschaftsaufnahmen nutzen lässt.
Wer auf Bergwanderungen keine Spiegelreflex mitschleppen will, sollte unbedingt die DP1 ausprobieren. Ebenso könnte die Fujifilm S100 für den Tag im Zoo oder eine Safari-Tour ein würdiger Spiegelreflex-Ersatz sein – tagsüber.
Allein die Leica M8.2 kann man sich im Hobbyfotografen-Alltag kaum vorstellen. Das ist eine teure Kamera für eine sehr, sehr kleine Nische. Es gibt Menschen, die viel Freude an der M8.2. haben und wunderbare Aufnahmen mit diesem Gerät schaffen. Doch dem Reportage-Mythos der M3 wird diese Technik nicht gerecht, eine Revolution wie die M3 ist diese Kamera gar nicht, eher Modellpflege mit viel Nostalgie und wenig neuen Ideen. Da muss man wohl auf Samsungs NX-Reihe warten, die kompakte Geräte mit großen Sensoren und Wechselobjektiven etablieren könnte.
Fototechnik – Die Fachbegriffe kurz erklärt
Je größer die Blendenzahl (oft angegeben mit f/Blendenzahl), umso kleiner ist die Blendenöffnung. Konkret: Bei der Blendenzahl 4 ist die Blendenöffnung doppelt so groß wie bei der nächst höheren Blendenzahl 5,6. Die Blendenzahlen beruhen auf einer mathematischen Formel, nach der sich die sogenannte Blendenreihe berechnet. Hier verkleinert sich von Stufe zu Stufe die Blendenöffnung (0,5 / 0,7 / 1 / 1,4 / 2,8 / 4 usw., siehe SPIEGEL WISSEN). Mehr Licht durch eine große Blendenöffnung ermöglicht eine kürzere Verschlusszeit. Eine möglichst kurze Verschlusszeit ist nötig, um sich schnell bewegende Objekte möglichst scharf aufzunehmen. Wer zum Beispiel einzelne Szenen eines Basketball-Spiels einer nicht allzu hell beleuchteten Sporthalle aufnehmen will, kann eine kleinere Blendenzahl (also eine größere Blendenöffnung) wählen und dafür die Verschlusszeit verkürzen. Als Richtwert gilt dabei: Ein Stufe abwärts in der Blendenreihe erlaubt eine gleichzeitige Halbierung der Belichtungszeit Gleichzeitig beeinflusst die Größe der Blendenöffnung die sogenannte Schärfentiefe. Grundregel: Je kleiner die Blendenzahl (und je größer somit die Größe der Blendenöffnung), desto geringer die Schärfentiefe. Geringe Schärfentiefe bedeutet: Das Motiv im Vordergrund ist scharf, der Hintergrund ist unscharf. Große Schärfentiefe bedeutet, dass die Partien im Vorder- und Hintergrund scharf auf dem Bild erscheinen.
Diese Verschlusszeit wird meistens in Sekundenbruchteilen angegeben. 1/1000 ist zum Beispiel eine tausendstel Sekunde. Bei Kompaktkameras kann die Verschlusszeit manchmal, bei Spiegelreflexkameras immer auch manuell eingestellt werden. Angeben wird sie in Zeitstufen (wie 0,5″; 1/4; 1/8; 1/15; 1/30; 1/60; 1/125 usw.). Je größer die Zeitstufe, umso länger ist der Verschluss geöffnet. Bei einer kurzen Verschlusszeit erscheinen auf dem Bild sich schnell bewegende Objekte scharf, bei längeren Verschlusszeiten wirken sie verwischt, das ist die sogenannte Bewegungsunschärfe. Verwendet man bei solchen Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten kein Stativ oder zumindest eine feste Unterlage für die Kamera, verwackeln die Aufnahmen oft durch die Bewegung der Hand. Ruht die Kamera auf einer festen Unterlage, kann man mit längeren Belichtungszeiten zum Beispiel Autos auf Fotos verwischt erscheinen lassen, während alle statischen Objekte in der Umgebung scharf erscheinen. Bei sehr kurzen Belichtungszeiten ist eine starke Beleuchtung oder eine entsprechend große Blendenöffnung nötig, um ausreichende Belichtung zu gewährleisten. Grundregel: Stellt man eine Zeitstufe größer ein, kann man eine Blendenzahl weniger einstellen.
Konkret: Geringe Schärfentiefe bedeutet, dass das Motiv im Vordergrund scharf, der Hintergrund aber unscharf ist. Große Schärfentiefe bedeutet: die Partien im Vorder- und Hintergrund erscheinen auf dem Bild scharf. Die Schärfentiefe eines Bildes hängt unter anderem von der Größe der Blendenöffnung ab, aber auch von der Brennweite des Objektivs und dem Bildformat, beziehungsweise der Sensorgröße.
Einige Beispiele für Sensorgrößen: + digitale Kompaktkamera Nikon Coolpix S60 (1/2.3″): 0,28 cm² + digitale Bridge-Kamera Canon G10 (1/1,7″): 0,43 cm² + digitale Four-Thirds- Kamera Lumix G1 (4/3″) 2,24 cm² + digitale Spiegelreflex-Kamera Canon EOS 350D 3,28 cm² + Kleinbild: 8,64 cm² – Mittelformat: 17,28 cm² Ein Problem bei der Sensorgröße entsteht, wenn auf der gleichen Fläche immer mehr Fotodioden untergebracht werden. Sprich: Eine digitale Kompaktkamera mit derselben Auflösung (gemessen in Megapixel) wie eine Spiegelreflexkamera bringt dieselbe Menge an Fotodioden auf einer kleineren Oberfläche unter. Eine Folge: Auf der kleinen Fläche erreicht weniger Licht jede einzelne der Fotodioden, das Signal muss daher verstärkt werden, was wiederum mehr Störungen, das sogenannte Bildrauschen mit sich bringt.
Bei Digitalkameras haben die Hersteller diese Skala übernommen, um die Empfindlichkeit anzugeben. Wenn in einem dämmrigen Umfeld die Verschlusszeit wegen Verwacklungsgefahr nicht stark genug erhöht werden kann, und eine allzu große Blendenöffnung wegen des Verlusts an Schärfentiefe nicht erwünscht ist, kann die Empfindlichkeit erhöht werden, um eine ausreichende Belichtung zu gewährleisten. Hebt man die ISO-Stufe um einen Schritt an, kann die Verschlusszeit zum Beispiel um einen Schritt vermindert werden. Bei Digitalkameras verstärkt die Software das auf dem Sensor eingehende Signal. Dabei verstärkt die auch die Störungen, das sogenannte Bildrauschen nimmt zu.
Laut Kodak genügt für einen Ausdruck in A4-Format (20×30 cm) in guter Qualität eine Auflösung von 1920 x 1280 Pixeln (2,4 Megapixel), für optimale Qualität ist eine Auflösung von 2160 x 1440 Pixeln (3,1 Megapixel) nötig. Eine digitale Kompaktkamera mit derselben Auflösung wie eine Spiegelreflexkamera bringt dieselbe Menge an Bildpunkten auf einer kleineren Sensoroberfläche unter. Eine Folge: Auf der kleinen Fläche erreicht weniger Licht jeden einzelnen der Bildpunkte, das Signal muss daher verstärkt werden, was wiederum mehr Störungen durch das sogenannte Bildrauschen mit sich bringt.
+ Je stärker die Lichtempfindlichkeit der Kamera eingestellt ist, umso stärker ist das Rauschen, da das vom Sensor eingehende Signal verstärkt wird – einschließlich der Störungen. + Je wärmer der Sensor ist, umso stärker ist das Bildrauschen. Digitalkameras nutzen diverse Software-Routinen, um das Bildrauschen schon beim Abspeichern einer Aufnahme herauszurechnen. Die Hersteller nutzen verschiedene Verfahren mit unterschiedlichen Ergebnissen. Manchmal beeinträchtigt die Rauschunterdrückung wiederum die Schärfe eines Bildes sichtbar. |