Retro-Kamera fokussiert schnell, fotografiert schön
Sieht altmodisch aus, arbeitet aber blitzschnell: Fujifilms neue Edel-Kompaktkamera X20 hat einen fixen Autofokus, eine rasante Serienbildfunktion und einen ganz neuen Bildsensor. Was die Technik im Alltag bringt, verrät der Test.
Spiegel Online, 18.3.2013
Die Fujifilm-Kompaktkamera X10 war vor zwei Jahren eine kleine Sensation: außergewöhnliches Retro-Design mit vielen Drehrädchen fürs schnelle manuelle Einstellen, dazu ein lichtstarkes Objektiv und ein recht großer Bildsensor. Allerdings war der Autofokus für eine Kamera dieser Preisklasse nicht sonderlich schnell. Jetzt erscheint das Nachfolgemodell mit neuem Sensor, schnellem Prozessor zur Bildverarbeitung und demselben Retro-Design.
Handhabung, Bildqualität, Funktionsumfang – die Edel-Kompaktkamera X20 im Test:
Das gefällt: schnell, hell, klar
Geschwindigkeit: Die X20 ist spürbar schneller als der Vorgänger, mit aktiviertem Autofokus wird ein Motiv schnell scharf gestellt und verarbeitet. Ganz so wie bei den schnellsten Kompaktkameras, beispielsweise der Panasonic LX7. Die X20 hat außerdem eine beeindruckend schnelle Serienbildfunktion – bis zu elf Aufnahmen in einer Sekunde speichert die X20 in der vollen Auflösung von zwölf Megapixeln.
Objektiv: Das Objektiv ist dasselbe wie beim Vorgängermodell, ein Vierfachzoom mit außergewöhnlich großer Blendenöffnung (f/2 im Weitwinkel, f/2,8 im Zoombereich). Je weiter die Blende geöffnet ist, desto mehr Licht fällt auf den Sensor. Man kann mit der X20 also auch bei schlechten Lichtverhältnissen aus der Hand fotografieren. Zudem kann man mit einer weit geöffneten Blende in einer Aufnahme im Vordergrund scharf gestellte Motive von einem unscharf verschwimmenden Hintergrund freistellen. Andere Edel-Kompaktkameras wie die Olympus XZ-2 (f/1,8 – f/2,5) haben größere Blendenöffnungen. Allerdings ist die Sensorfläche dieser Kamera kleiner, weshalb der Effekt beim Hervorheben durch Schärfeverlagerung bei der X20 stärker ausfällt.
Super-Makro: Die X20 kann auch sehr nah vor dem Objektiv platzierte Gegenstände noch scharf stellen – nur einen Zentimeter beträgt die sogenannte Naheinstellgrenze im Weitwinkelbereich. Man kommt mit der X20 näher an Objekte heran als mit vielen Edel-Kompaktkameras (10 Zentimeter bei Olympus XZ-2, 25 bei der Sony RX100).
Bedienung: Die vielen manuellen Einstellmöglichkeiten erleichtern die Bedienung der X20 enorm. Belichtungskorrektur, Fokusmodus und Weißabgleich lassen sich direkt aufrufen, zudem gibt es ein Schnellwahlmenü und eine programmierbare Funktionstaste. Die kann man zum Beispiel mit dem Menü für die ISO-Empfindlichkeit belegen.
Die X20 hat viele hilfreiche Details: Wenn man manuell fokussiert, erscheinen die Umrisse in scharf gestellten Bildbereichen hell umrandet, der optische Sucher der Kamera zeigt auch die Zoomstufe an – man kann den Bildausschnitt zuverlässig, wenn auch nicht exakt wählen. Zudem zeigt die X20 im Sucher per Digitaleinblendung an, ob der Autofokus etwas scharf gestellt hat (grün oder rot), zudem werden Blendenwert und Verschlusszeit eingeblendet (bei unserem Testgerät aber nur im erweiterten Automatikmodus). Der optische Sucher beim Vorgänger gab keine solche Rückmeldungen.
Bildqualität: Die X20 liefert auch bei Aufnahmen in der Dämmerung brauchbare Qualität, mindestens gleichwertig mit den besten Kompaktkameras. Bei ISO 800 ist in der 100-Prozent-Ansicht zwar Bildrauschen zu sehen, aber das Korn ist klein, es sind keine Farbschleier auszumachen und die Bildverarbeitung in der Kamera erhält viele Details. Die Qualität gehört zum Besten in dieser Kompaktklasse, aber es ist kein Sprung nach vorn. Angesichts der aufwendigen Sensorarchitektur ohne Tiefpassfilter ist das bedauerlich.
Nicht so gut: kein Graufilter, klobiges Gehäuse
Wuchtig: Die X20 ist mit 330 Gramm Gewicht und einem fast sechs Zentimeter hohen Gehäuse eine der schwersten und wuchtigsten Kompaktkameras überhaupt. Sie passt in eine Jackentasche, sie ist leicht genug, um den ganzen Tag getragen zu werden. Aber es gibt kompaktere, leichtere Kameras.
Gehäuse: Beim Format der X20 gibt es weitere Details, die einigen als Vorteil und anderen als Nachteil erscheinen werden. Man schaltet die X20 per Objektivdrehung ein – dafür sind immer beide Hände nötig. Den Objektivdeckel muss man selbst abnehmen und dann in der Hand halten – es gibt keinen Automatikverschluss und keine Befestigung des Deckels am Gehäuse. Dafür schützt der Deckel aus massivem Metall das Objektiv besser als die zierlichen Konstruktionen anderer Kompaktkameras.
Kein Graufilter: Das Zoom-Objektiv der X20 hat kein Filtergewinde. Aber anders als viele Edel-Kompaktkameras hat die X20 keinen Graufilter eingebaut – da muss man sich mit umständlichen Konstruktionen behelfen.
Vorteile, Nachteile, Fazit
- lichtstarkes Objektiv
- für Kompaktkameras gute Bildqualität
- hohe Serienbild-Geschwindigkeit (Schnappschusstauglich) mit voller Auflösung
- schneller Autofokus
Nachteile:
- für Kompaktmodell schwer und groß
- kein Graufilter
Die X20 ist eine der derzeit besten Kompaktkameras – aber auch eine der wuchtigsten. Man sollte sie vorm Kauf unbedingt ausprobieren. Es gibt handlichere Fotoapparate in der Klasse, zum Beispiel die Canon S100 oder die Sony RX100.
Kompaktkameras im Überblick: Fujifilm X20, Panasonic LX7, Olympus XZ-2 | |||||
Kamera | Fujifilm X20 | Panasonic LX7 | Olympus XZ-2 | Canon S100 | Sony RX100 |
günstigster Preis in Euro* (mit / ohne Objektiv) | 533 | 402 | 525 | 325 | 545 |
Maße (Gehäuse) | 11,7 x 7 x 5,7mm | 11,1 x 6,7 x 4,6 | 11,3 x 6,5 x 4,8 | 9,9 x 6 x 2,8 | 10,2 x 5,8 x 3,6 |
Volumen (Gehäusell- maße), cm³ |
466,83 | 342,1 | 352,56 | 166,32 | 212,96 |
Gewicht (mit / ohne Objektiv, Gramm) | 330 | 269 | 346 | 198 | 213 |
Objektiv | fest verbaut | fest verbaut | fest verbaut | fest verbaut | fest verbaut |
Objektiv (Brennweite kb.-äquivalent) | 28 – 112 mm, f/2 – f/1/2,8 | 24 – 90 mm, f/1,4 – f/2,3 | 28 – 112 mm / f/1,8 – f/2,5 | 24 – 120 mm, f/2-f/5,9 | 28 – 100 mm, f/1.8 – f/4,9 |
günstigster Preis Objekitv | – | – | – | – | – |
Naheinstell- grenze (cm) |
1 | 1 | 10 | 3 | 25 cm |
Auflösung (Megapixel) | 12 | 10,1 | 12 | 12,1 | 20,1 |
Sensorgröße (cm²) | 0,58 | 0,45 | 0,45 | 0,45 | 1,16 |
Megapixel pro cm² | 20,7 | 22,44 | 26,67 | 26,89 | 17,33 |
Display (Diagonale Zoll / cm) | 2,8 / 7,1 | 3 / 7,6 | 3 / 7,6 | 3 / 7,6 | 3 / 7,6 |
Display Auflösung (Pixel / Subpixel) | 153.333 / 460.000 | 306.666 / 920.000 | 306.666 / 920.000 | 153.333 / 460.000 | 409.666 / 1.229.000 |
Dateiformat | RAW/JPG | RAW/JPG | RAW/JPG | RAW/JPG | RAW/JPG |
Besonderheiten | kein Tiefpass-Filter, optischer Sucher | integrierter Blitz, integrierter Graufilter | neigbarer Touchscreen, integrierter Graufilter | integrierter Blitz, integrierter Graufilter | integrierter Blitz |
* im deutschen Online-Handel (laut geizhals.at, Stand 18.3.2013) |