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Gaga-Design: Die Pinguin-Fernbedienung folgt aufs Wort (Spiegel Online, 2.4.2008)

Konrad Lischka
Konrad Lischka
3 minuten gelesen

Gaga-Design

Die Pinguin-Fernbedienung folgt aufs Wort

Kein Scherz: Der blinkende Musik-Football, das tanzende Lautsprecher-Ei, die sprachgesteuerte Fernbedienung in Tierform – mit diesen durchgeknallten Technik-Entwürfen meinen japanische Hersteller es ernst. Toshiba, Sony, Sega – alle haben solche Gaga-Entwürfe in Mache.

Spiegel Online, 2.4.2008

Die Augen hat er vom Vater: Auf einem aktuellen Foto aus dem Toshiba-Forschungszentrum in Kawasaki blinzelt der Roboter ApriPoko mit großen, schwarzen Augen so unschuldig wie sein Entwickler Daisuke Yamamoto in die Kamera. Der Körperbau unterscheidet die beiden allerdings: Entwickler Yamamoto ist groß und hager, Roboter ApriPoko gedrungen, rundlich – ein dicker Knubbelpinguin.

Der gut zwei Kilogramm schwere und 27 Zentimeter hohe Pinguin-Roboter bedient für seine Besitzer aufs gesprochene Kommando Fernseher, Stereoanlage – alle Geräte mit Infrarot-Fernbedienung.

Das funktioniert so: Ist ApriPoko wach, bemerkt er Infrarot-Signale, wann immer man eine Taste der Fernbedienung drückt. Der Roboter fragt dann nach, was man gerade gemacht hat. Und er merkt sich eine Antwort wie "schalte den Fernseher ein". Dieses Sprachkommando speichert der Roboter und verknüpft es mit dem vorangegangen Infrarot-Signal. Befiehlt man ihm danach "schalte den Fernseher ein", sollte er genau das tun.

Bei der Präsentation im Toshiba-Forschungszentrum hat das am Montag geklappt, berichtet ein Reporter des IT-Fachdienstes IDG: Bei der Vorführung habe die Pinguin-Fernbedienung auf Yamamotos Befehl den "Fernseher, die Klimaanlage und eine Lampe ein- und ausgeschaltet" (ein Video hat IDG auch gedreht, siehe unten). Gehorsam ist ApriPoko – besonders intelligent allerdings noch nicht: Wenn man ihm befiehlt, einen Sender einzuschalten, auf dem gerade irgendein Film läuft, ist er überfordert – elektronische Fernsehprogramme kann er noch nicht lesen.

{youtube}JK_ysJcA5-Y{/youtube}

Soll man sich wirklich einen höchstwahrscheinlich nicht ganz billigen Knubbel-Pinguin ins Wohnzimmer stellen, um mit seinem Fernseher zu sprechen? Ja, glaubt Toshiba. Die Firma hofft, den ApriPoko-Prototypen bald zum marktreifen Produkt weiterentwickelt zu haben, zitiert IDG Äußerungen von der Präsentation.

Das wäre langsam auch Zeit – vor fünf Jahren zeigte Toshiba den ersten Fernbedienungsroboter. Der ApriAlpha war eine zehn Kilogramm schwere Kugel auf Rädern, 2005 folgte der ApriAlpha V3 – ein dicker Knubbel mit Augen.

Sonys Musik-Football

Japanische Technik-Konzerne haben offenbar ein Faible für derart knuffige Gaga-Gestaltung: Sony versucht seit vorigem Sommer, Japaner davon zu überzeugen, dass ein rollender Lautsprecher in Football-Form umgerechnet 250 Euro wert ist. Der Sony Rolly soll in diesem Jahr in den Vereinigten Staaten und Deutschland erhältlich sein.

Was Rolly eigentlich macht, erschließt sich nicht sofort: Der Musik-Football kann ein Gigabyte Musik speichern und einigermaßen laut abspielen. Außerdem blinkt und rollt das Musik-Monster, dreht sich im Kreis, rast geradeaus, klappt an den Seiten Flügel aus (siehe unten).

{youtube}KRwwq1EdwoA{/youtube}

Diese Bewegungen folgen aber nicht dem Takt der Musik – den Tanzstil muss der Rolly-Besitzer vorab programmieren oder den entsprechenden Code von Rolly-Foren laden und in seinem Sony-Football speichern.

Wozu das gut ist? "Die Theorien sind sicher viel interessanter als die Realität", unkt das US-Technik-Blog Crave. Ein YouTube-Nutzer hat allerdings eine ganz praktische Anwendungsidee: "Meine Katze will unbedingt einen haben."

Segas Lautsprecher-Ei

Dieses Ei tanzt: Sega Toys verkauft seit Anfang des Jahres in Japan einen Schreibtisch-Lautsprecher für Computer, iPods und alle anderen Musikabspieler, die sich ins i-Spin stöpseln lassen.

Selbstbewusst – oder selbstironisch – nennt Sega Toys das Gerät i-Spin einen "Lautsprecher-Roboter". Denn das 16 Zentimeter hohe Ei hebt, angeblich passend zur gerade abgespielten Musik, seine Hasenohren und zwei seiner drei Beine.

Auf dem dritten dreht sich das Ei dann um die eigene Achse. Die Show (siehe Video unten) ist günstig: Umgerechnet 30 Euro kostet der i-Spin in Japan.

{youtube}E05HmW-Dm40{/youtube}

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Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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