Gaga-Eingabegeräte: Die Maus ist nicht genug (Spiegel Online, 9.5.2007)
Ebay-Enttäuschung
Die Maus ist nicht genug
Als Dirigent, Tänzer und "Star-Trek"-Fan kommt man mit den herkömmlichen Eingabegeräten am Computer nicht weit. Also entwerfen frustrierte PC-Nutzer neue, manchmal skurrile Controller: den Dirigenten-Pullover, den Gamepad-BH, den Enterprise-Schreibtisch.
Spiegel Online, 9.5.2007
Ein Mann steht vor seinem Computer und schwenkt die Fernbedienung von Nintendos Spielkonsole Wii wie einen Dirigentenstab. Das ist kein Spiel: Paul Henry Smith dirigiert tatsächlich – eine Musiksoftware auf seinem Computer. Mit der Computer-Maus ginge das nicht. 63 Jahre ist dieses Konzept nun alt, doch die Maus ist noch immer das Standard-Werkzeug, um Computern zu zeigen, was sie tun sollen. Das genügt nicht mehr. Weil Rechner heute allgegenwärtig sind, viel mehr Aufgaben bewältigen als vor 63 Jahren, arbeiten Entwickler an neuen – mal mehr, mal weniger – sinnvollen Eingabegeräten.
Der Dirigenten-Pullover
Smiths Wii-Controller als Dirigentenstab ist dabei nur ein Notbehelf. An einer wirklich befriedigenden Lösung arbeitet die US-Musikwissenschaftler Teresa Marrin Nakra. Die Arbeit an ihrem Dirigenten-Pullover begann sie als Doktorandin am Massachusetts Institute of Technology: Das enganliegende, von Sensoren durchzogene Kleidungsstück zeichnet die Bewegungen des Dirigenten auf, erkennt auch die Geschwindigkeit und den Grad der Muskelspannung. Eine Software, die diese Daten ohne merkliche Verzögerung in Spielanweisungen für ein digitales Orchester aus Musik-Schnipseln übersetzt, ist in Arbeit. Spannend!
Der Gamepad-BH
Jennifer Chowdhury, Studentin des Graduiertenkollegs Interactive Telecommunications Program (ITP) der Universität von New York, hat für eine Semesterarbeit ein heikles Thema gewählt – Sex und Computerspiele: "Ich wollte ein Spiel entwerfen, das sich um ein Paar dreht, ein Spiel, bei dem sie sich berühren müssen, um weiterzukommen."
Die Idee ist interessant, die Ausführung rudimentär: Ein BH mit sechs Sensoren für die Spielerin, Boxershorts mit sechs Sensoren für den Spieler. Das Spiel selbst ist eine Abwandlung von Pong: Statt eines Tennisballs fliegen verschiedene Symbole über den Schirm, jeder gehört zu einem der Sensoren auf der Kleidung des Spielerpaars. Bevor ein Symbol vom Schirm verschwindet, muss man den entsprechenden Sensor berühren. Man sieht an den Reaktionen der Spieler, dass nur zwei Monate Arbeit in diesem Projekt stecken. Und man sieht auch: Eine große Zukunft hat der Gamepad-BH wohl nicht. Chowdhury: "In Zukunft sollen Spiele so intuitiv zu Steuern sein, dass die Spieler mehr Zeit für sich haben und weniger damit beschäftigt sind, die Bedienung zu meistern." In der Tat.
Tanzen in der Laser-Matrix
Auf Spielkonsolen sind Musikspiele, zu denen man im Rhythmus hüpfen muss, ein Hit: Es begann 1998 mit "Dance Dance Revolution" in japanischen Spielhallen. Dann kamen Versionen für Spielkonsolen, vor denen man eine Tanzmatte ausrollen und im richtigen Augenblick auf die gerade im Spiel angezeigten Symbole treten muss.
Allen, denen ausrollbare Tanzmatten zu langweilig sind, verspricht ein US-Bastlerversand nun eine Laserversion, die "Laser Dance Matrix". Statt auf einen Sensor zu treten, muss man hier einen Laserstrahl unterbrechen. Eine spannende Idee – nur passen Teenager-Hüpfspiele überhaupt nicht zu diesem Eingabegerät. Bei roten Laserstrahlen denkt man eher an schleichende Agenten oder Museumsdiebe. Viel stimmiger wäre eine "Laser Dance Matrix" als zusätzliches Eingabegerät für einige Missionen in "Metal Gear Solid".
Akten blättern wie in "Star Trek"
In Minority Report wühlt Tom Cruise in den Datenbanken eines Computers. Wortwörtlich: Er steht in einem Büro, packt mit beiden Händen zu und wirbelt die dreidimensional in den Raum projizierten Daten herum. Toll. In zwei Dimensionen kann man das bei Microsoft heute schon: Am DigiDesk zieht man Dokumente mit den Fingern groß, wirft sie in Ordner, markiert mit dem Zeigefinger Textstellen. Dieser riesige Schreibtisch-Klotz sieht aus wie die Pulte auf der Brücke der Enterprise, die man Mitte der neunziger Jahre im Fernsehen bei "Star Trek" gesehen hat. Fürchterlich unpraktisch. Warum sollte man an einem Schreibtisch mit den Maßen einer Kommandobrücke Texte lesen, wenn es in ein paar Jahren digitales Papier und digitale Tinte gibt? Und wohin stellt man die Kaffeetasse?
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Mit der Wii staubsaugen
Während Microsoft Star Trek die Enterprise nachzubauen versucht, lösen Bastler echte Probleme. Der Programmierer Chris Hughes zum Beispiel, der mit dem Controller einer Wii-Spielkonsole seinen Staubsauger steuert. Hughes hatte allerdings kein Interface-Problem im engeren Sinn. Er war einfach zu faul, seine Wohnung zu saugen. Also machte er das Putzen zu einer spannenden Programmier-Herausforderung. Die erste Version dieses Video war eine Einladung an seine Freundin. Die Botschaft: Es ist hier jetzt sauberer.
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