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IT-Legenden heute: Apple-Mitgründer kämpft für obdachlose Katzen (Spiegel Online, 24.10.2007)

Konrad Lischka
Konrad Lischka
2 minuten gelesen

IT-Legenden heute

Apple-Mitgründer kämpft für obdachlose Katzen

Steve Wozniak hat die ersten Apple-Computer entworfen, zusammengelötet und mit Software versorgt. Als Apple 1980 an die Börse ging, wurde Wozniak zum Multi-Millionär. Heute engagiert sich der Mitschöpfer der Heimcomputer als Wohltäter – derzeit für Kaliforniens Katzen.

Spiegel Online, 24.10.2007

Apple-Boss Steve Jobs ist für seinen Kleidungsstil bekannt: schwarzen Rollkragenpullover, Jeans. Der andere Apple-Steve, jener Steve Wozniak, der die Firma 1977 zusammen mit Jobs gegründet und groß gemacht hat, verzichtet völlig auf einen Kleidungsstil. Er ist ein Tüftler, kein Vermarkter. In einem etwas engen Polohemd steht Wozniak also vor der Kamera, braungrau ist es – wie das Kätzchen hinter ihm.

Wozniak, 57, hält kurz Apples iPhone hoch, dann erzählt er: "Trotz all der Fortschritte, die wir im Silicon Valley bei der Entwicklung innovativer Produkte gemacht haben, müssen wir noch viel tun, um Tieren zu helfen." Wozniak sitzt vor Käfigen mit kleinen, wilden Kätzchen. Das Video hat er für die Tierschutzorganisation "Humane Society Silicon Valley" (HSSV) eingespielt.

Und so erzählt der Apple-Gründer anlässlich des "Nationaltags wilder Katzen" auf Youtube: "Allein in meinem Bezirk gibt es 125.000 obdachlose Katzen, aber das ist nicht nur hier ein Problem, das passiert landesweit." Und nach zwei Videominuten trauriger, verstoßener Katzen hat Steve Wozniak, 57, Max, einen kleinen weißen Kater mit grünen Augen in HSSV-Obhut im Arm und stellt fest: "Max ist einer der glücklichen." (siehe Video unten).

{youtube}UN7rMykbquM{/youtube}

Seit gut 20 Jahren macht Multi-Millionär Wozniak vor allem, was ihm Spaß macht. Am 6. Februar 1987 gab er seine Vollzeitstelle bei Apple auf. Er ist Apple aber noch verbunden, wie er auf seiner Internetseite betont: "Ich habe nie gekündigt, ich bekomme noch immer einen kleinen Gehaltsscheck, weil ich für immer ein Apple-Angestellter sein will."

Schließlich hat Wozniak diese Firma aufgebaut: Er hat die Hardware des Apple I und Apple II entworfen, die ersten der Rechner sogar selbst zusammengeschraubt. Diese Computer waren die ersten echten Heimcomputer, machten die Idee eines Privat-Rechners populär, lange bevor IBM 1981 den ersten PC verkaufte. Wozniak schrieb auch viele der ersten Apple-Programme. Zum Beispiel das Spiel "Brick Out" – ein Grund, dem Apple II Klangausgabe zu verpassen.

Apples Börsengang 1980 hat Wozniak zum Multimillionär gemacht: Der Börsenwert der Firma schnelle schon am ersten Handelstag, dem 12. Dezember auf damals 1,8 Milliarden Dollar. Nach einem Flugzeugunglück 1981 pflegte der Bastler Wozniak mehr und mehr Interessen außerhalb der Apple-Welt: Er holte unter Pseudonym seinen Uni-Abschluss nach, organisierte ein paar Musikfestivals mit. Wenn er bei Apple arbeitet, dann nur als "Ingenieur" und "Motivationskraft" für die Belegschaft, wie er in seinen Erinnerungen "iWoz" schreibt.

Seit 1987 ist Wozniak als Privatmann unterwegs. Er unterrichtet an Schulen, bastelt an Segway-Rollern herum und filmt sich bei Feldversuchen auf dem Gefährt.

Als Unternehmer war der Bastler Wozniak zuletzt nicht ganz so erfolgreich: Seine Gründung "Wheels of Zeus" (WOZ) stellte nach wenigen Jahren den Geschäftsbetrieb ein – das Start-Up hatte GPS-Lokalisierungs-Werkzeuge hergestellt. Wozniak ist mit anderen Ex-Apple -Kollegen (Ellen Hancock, Gil Amelio, Mike Connor) an dem Chiphersteller Jazz Technologies beteiligt.

Neben Katzen, Rollern und Robotern begeistern Wozniak heute noch immer Apple-Produkte. Er war am iPhone-Erstverkaufstag Ende Juni einer der ersten Kunden in Apples Ladengeschäft im kalifornischen San Jose.

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Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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