Leica X2: Kleine Kamera, großer Preis (Spiegel Online, 6.7.2012)
Leica X2
Kleine Kamera, großer Preis
1700 Euro für eine Kamera mit fest verbauten Objektiv: Die Leica X2 bietet die Bildqualität einer Spiegelreflex im Gehäuse einer Kompaktkamera. Ist sie ihren Preis wert? Ein Vergleich.
Spiegel Online, 6.7.2012
{jumi [*3]}
Für eine Leica ist die neue Kompaktkamera X2 sogar vergleichsweise günstig: Für etwas mehr als 1700 Euro erhält man ein Leica-Objektiv und ein kompaktes Gehäuse mit recht großem Bildsensor. Lohnt sich das?
Schön: Der Autofokus der Leica X2 funktioniert gut. Er arbeitet schnell, zuverlässig, aber nicht ganz so fix wie bei manch anderer kompakter Kamera mit großem Bildsensor. Die Autofokus-Systeme der Nikon J1 und der Sony Nex-5N sind dem Leica-System zum Beispiel überlegen, dabei kosten diese Kameras 1000 Euro weniger. Aber immerhin: Die X2 stellt in den meisten Situationen ausreichend schnell scharf, das ist ein enormer Fortschritt gegenüber dem Vorgängermodell X1. An der Bedienung hat Leica nichts geändert – sie bleibt herausragend. Für die wichtigsten Funktionen (Belichtungszeit, Blendenöffnung, ISO-Empfindlichkeit) gibt es dedizierte Drehrädchen und Tasten, man kommt ohne Suche in Menüs und ohne Blick ins Handbuch sofort zurecht. Das ist besser gestaltet als bei den meisten Systemkameras.
Nicht so schön: Das fest verbaute Objektiv hat eine leichte Weitwinkel-Brennweite (35 mm), ist aber nicht so flexibel einsetzbar wie die Linsen bei vergleichbaren Kameras. Die Fujifilm X100 hat zum Beispiel eine größere Blendenöffnung (maximal f/2 statt f/2,8 wie bei der Leica), mit der X2 kommt man auch nicht sehr nah an Motive heran (Naheinstellgrenze 30 statt 10 Zentimeter wie bei der Fujifilm X100). Ärgerlich ist der unterdurchschnittliche Bildschirm der X2: 230.000 Bildpunkte auf einem Display mit 2,7 Zoll Diagonale, das war schon vor zweieinhalb Jahren bei der X1 unangemessen. Die Kamera hat keinen Sucher, man ist beim manuellen Fokussieren und beim Prüfen der Schärfe von Aufnahmen auf diesem Bildschirm angewiesen.
Die Konkurrenz: Die Leica X2 ist leichter und handlicher als die meisten Systemkameras. Es gibt derzeit nur ein direktes Konkurrenzmodell mit fest verbautem Objektiv, die Fujifilm X100. Die Leica X2 kostet fast 1000 Euro mehr – die Bildqualität ist vergleichbar, die Autofokus-Geschwindigkeit auch (wenn man die aktuellste Firmware bei der X100 nutzt). Die X100 ist etwas ausladender, dafür hat sie einen optischen Sucher.
Fazit: Die Leica X2 ist eine schöne, kompakte Universalkamera für jene Minderheit, die gar nicht aufs Geld achten muss. Die Fujifilm X100, die Sony Nex-5N (mit einem gebrauchten Leica-Objektiv) sind günstiger und preiswerter.