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Netflix und das liebe Peering - eine Leseliste

Konrad Lischka
Konrad Lischka
2 minuten gelesen
Netflix und das liebe Peering - eine Leseliste

Im Zuge der Netflix-ISP-Geschichte kam heute in einer Twitter-Diskussion die Sprache auf die Trafficübergabe von Medien- und Diensteanbietern (z.B. Netflix) an die Endkunden-Provider (z.B. Comcast). An die muss der Traffic übergeben werden, egal wie im Backbone geroutet wird. Ich denke, das ist ein wichtiges Thema bei der Diskussion über ein offenes Netz, die etwas irreführend unter dem Begriff Netzneutralität läuft.

Hier ein paar Lektüre-Tipps zum Einstieg in das Thema:

  • Für grundlegende technische Begriffe, Modelle und so weiter das Internet Peering Playbook. Kostet als via Dropbox aktualisiertes PDF/EPub weniger als 9 Euro und vermittelt die Grundlagen sehr gut. Vielleicht kann man sich die auch aus diesen Proben des Autors ziehen: Internet Service Providers and PeeringWhat is Internet Peering? / Paid Peering. Wer sich nur für Content-Deals wie Netflix interessiert: Wichtig ist, dass man in dem Fall den qualitativen Vorteil von CDNs und Peering gegenüber Transit versteht. Wer Videos rausschiebt, muss darauf achten, weil der Endkunde Paketverluste schnell als Störungen sieht.
  • Zur Vertiefung der Grundlagen mit einer Bewertung aus Regulierungsssicht: Der Berec-Bericht “An assessment of IP interconnection in the context of Net Neutrality” von 2012 (das ist die Gruppe der europäischen TK-Regulatoren)
  • Analysen zu den Netflix-Deals in den USA: Streamingmedia / DrPeering (wobei ich seine Analyse der Sache im aktuellen Peering Playbook klarer und überzeugender finde)
  • Regulierersicht / Transparenz / Messen: Berec-Empfehlungen zum Monitoring von 2014 (auf S. 24 geht es auch um Peering), in der Schweiz wird die Comcom wohl nächstes Jahr über Peering-Pflicht in diesem Fall entscheiden. Transparenz fehlt, argumentiert Gigaom in diesem knappen Kommentar. Wie man theoretisch unabhängig messen könnte, was an Übergabepunkten passiert? Ein Vorschlag von Dan Kaminsky hier (s. 69).
  • Die Sicht der Branche: Im Zuge einer Konsultation der EU-Kommission gibt es in den Statements hier auch etwas über Transit/Peering/Interconnection in Bezug auf offenes Netz zu lesen. Einige interessante Punkte: Cogent argumentiert hier aus C0ntentsicht (deren Kunden) und dem entsprechenden Eigeninteresse als Transitverkäufer. Die Argumentation geht gut in die technische Tiefe, das ist sehr interessant zu lesen und aus deren Sicht sehr schlüssig aufgeschrieben. Lesenswert ist von der Endkunden-Providerseite die Stellungnahme der Deutschen Telekom, zum Beispiel das Argument mit der Verhandlungsmacht der ganz großen Inhalte- und Diensteanbieter (Seite 2).
Netzneutralität

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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