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Netz schluckt Fernsehen

Konrad Lischka
Konrad Lischka
2 minuten gelesen
Netz schluckt Fernsehen

Die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) hat in dieser Woche eine erste Andeutung der Jahresdaten zur TV-Nutzung 2014 veröffentlicht. Meine Interpretation: Das Netz wirkt. Nicht so sehr wie bei Printmedien, aber es wirkt. Dieser Satz in der Pressemitteilung (die sonst an konkreten, vergleichbaren Zahlen spart) ist mir aufgefallen:

“Dagegen ist im Segment der 20- bis 29-Jährigen bei der Bewegtbildnutzung über herkömmliche TV-Geräte ein Minus von 6 Prozent zu verzeichnen.”

Das bedeutet: Wenn im Frühling brauchbare Daten öffentlich sind (Media Perspektiven veröffentlich jedes Jahr die enorm hilfreiche Metaauswertung “Tendenzen im Zuschauerverhalten“), dürfte darin ein Trend der Vorjahre wieder zu erkennen sein. Klassisches, lineares Fernsehen verliert Nutzung und Nutzer bei einige jüngeren Altersgruppen.

Fakt 1: Zwischen 2010 und 2013 ist die durchschnittliche TV-Sehdauer am Tag in zwei Altersgruppen gestiegen und in sechs gesunken:

Altersgruppe Veränderung 2010-2013
3 – 13 Jahre -4,3%
14 – 19 Jahre -14,8%
20 – 29 Jahre -8,6%
30 – 39 Jahre -10,1%
40 – 49 Jahre +0,4%
50 – 59 Jahre -1,9%
60 – 69 Jahre +5,0%
ab 70 Jahre -0,7%

Fakt 2: Zwischen 2010 und 2013 ist die TV-Tagesreichweite in sieben Altersgruppen gefallen und in einer gleich geblieben:

Altersgruppe Veränderung 2010-2013 %
3 – 13 J. -5,4
14 – 19 J. -14,0
20 – 29 J. -10,5
30 – 39 J. -5,6
40 – 49 J. -1,4
50 – 59 J. -2,6
60 – 69 J. 0,0
ab 70 J. -1,2

Wegen dieser Entwicklung bin ich sehr auf die genauen Zahlen zu 2014 gespannt. Die andere große Frage abgesehen neben der Nutzungsintensität unterschiedlicher Übertragungsformen ist die nach den genutzten Inhalten. Mehr Internet könnte ja mehr Mediatheken bedeuten. Aber auch: Mehr Youtube, mehr Netflix, mehr Failclips. Die AGF hat vertritt diese These: “Junge Zielgruppen folgen dem TV-Content ins Netz”. Ich bin mir da nicht so sicher. Ja, die Nutzung der Senderangebote im Netz steigt durchweg. Es fehlt aber der empirische Vergleich mit dem Rest des Angebots: Wenn die Nutzung bei anderen Videoanbietern schneller wächst, folgen die Menschen vielleicht etwas anderem.

Zur Einordnung hier mein Vergleich zwischen den Abrufzahlen der Clips in den YouTube-Charts und den laut AGF beliebtesten Sendungen in Mediatheken der Fernsehsender.

Mediennutzung

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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