Netzgerüchte: Apple-Fans schreiben Wunschliste fürs neue iPhone (Spiegel Online, 28.4.2008)
Netzgerüchte
Apple-Fans schreiben Wunschliste fürs neue iPhone
Das nächste iPhone funktioniert als Fernbedienung und Navi – jedenfalls dann, wenn es nach den Apple-Fans geht. In Foren und Blogs spekulieren Tech-Verrückte und Möchtegern-Insider über die künftigen Features des Kultgeräts. SPIEGEL ONLINE zeigt, woher die Gerüchte kommen und wie plausibel sie sind.
Spiegel Online, 28.4.2008
Dass Apple im Sommer ein neues iPhone vorstellt, halten Apple-Blogs, IT-Journalisten und nun auch Analysten der Citibank -Richard Gardner und Yeechang Lee – für ausgemacht. Angeblich soll es am 9. Juni so weit sein, wenn Apple-Boss Steve Jobs in San Francisco die Entwicklerkonferenz eröffnet.
Und wie jedes Jahr spekulieren Journalisten, angebliche Insider und viele Fans darüber, wie das neue iPhone aussehen könnte. Als Prognosen haben diese Wortmeldungen eine durchwachsene Erfolgsbilanz, als Wunschliste dürften sie für Apple aber umso interessanter sein.
Denn je eifriger Apple-Foren eine angebliche Neuerung aufgreifen und je enthusiastischer die Leser sie dann diskutieren, umso größer dürfte der tatsächlich gefühlte Bedarf in der Fan- und Käufergemeinde sein.
Fernbedienung, UMTS, Chatsoftware: SPIEGEL ONLINE zeigt, welche iPhone-Neuerungen Apple-Fans besonders enthusiastisch debattieren – und woher die Gerüchte eigentlich kommen.
Das iPhone als Fernbedienung
Längst überfällig scheint für Fans eine Anbindung des iPhones an die iTunes-Mediathek auf den Mac-Heimcomputern zu sein. Eigentlich ist das iPhone doch die perfekte Fernbedienung für die Musiksammlung zuhause: Man kann auf dem Mini-Bildschirm Titelinformationen lesen und recht bequem in der eigenen Sammlung stöbern, ohne den Überblick zu verlieren.
Das "Unoffical Apple Weblog" (TUAW) berichtet nun, dass Apple eine derartige Fernbedienungs-Software in Arbeit haben soll. Die anonyme TUAW-Quelle führt als Beleg Einträge mit dem Begriff "iControl" in einer neuen iPhone-Steuerungssoftware auf.
Diese Hinweise sind dünn, aber das Gerücht erscheint durchaus plausibel. Zum einen hat Apple schon Geräte wie das Apple TV und den Airport Express W-Lan-Router per Funk mit der iTunes-Mediathek auf Mac-Heimrechnern verknüpft, damit man Video auf dem Fernseher und Musik über die Stereoanlage daheim abspielen kann. Da wäre es technisch keine allzu große Herausforderung, ein iPhone im Heimnetzwerk entweder Musik, Podcasts und Filme von einem Rechner abspielen oder die Wiedergabe auf dem Mac steuern zu lassen.
Apple hat diese Idee schon als Patent angemeldet. In einem im vorigen Jahr veröffentlichten Antrag beschreiben Apple-Ingenieure ein "Tragbares Abspielgerät als Schwachstrom-Fernbedienung". In der Zusammenfassung des Antrag wird beschrieben, wie ein iPod per Funknetzwerk auf einen Medienserver (also einen Mac mit iTunes) zugreift und ihn steuert.
Mit einem geknackten iPhone oder iPod Touch kann man das heute schon – die 20 Euro teure Software "Remote Buddy" ermöglicht längst die Fernsteuerung von Macs.
Text- und Videogeschnatter – iChat fürs iPhone
Ein Mailprogramm und eine schicke SMS-Software hat das iPhone. Aber Instant-Messaging-Dienste wie AIM oder ICQ kann man mit dem Apple-Handy nur über einen wenig komfortablen Umweg nutzen – spezielle Chatseiten für den iPhone-Webbrowser, wie sie zum Beispiel meebo.com anbietet.
Das soll sich im Sommer angeblich ändern: Das " Unoffical Apple Weblog" berichtet von Hinweisen darauf, dass Apple den Instant-Messaging-Protokoll Jabber in die iPhone-Software integriert.
Unabhängig davon prophezeit Kevin Rose, Gründer der Nachrichtenseite Digg, in seinem wöchentlichen Videoblog, dass die iPhones der nächsten Generation neben einem eigenen Chatprogramm auch eine Unterwegs-Version von Apples Videochat-Software iChat beinhalten sollen, inklusive entsprechender Kamera natürlich. Allerdings lag Rose schon einmal mit seinen iPhone-Prognosen daneben, als er dem iPhone eine herausziehbare Tastatur andichtete.
Die fühlbare iPhone-Tastatur
Dass man eine Taste angestupst hat, signalisiert das iPhone heute mit einem Klick-Geräusch. Einen Druckpunkt kann man auf der glatten Oberfläche ja schlecht fühlen. Das funktioniert ganz gut, nervt aber, wenn man in einer leisen Umgebung unauffällig tippen will – wer das Klicken abschaltet, verschreibt sich zwangsläufig häufiger.
Die Lösung könnte ein bei Berührung vibrierendes Display sein – so ein unbestätigtes Gerücht der Apple-Fanseite Palluxo. Die Seite beruft sich auf einen anonymen Apple-Mitarbeiter, dem zufolge eine kommende Version des iPhones eine Berühr-Vibrations-Technik des US-Unternehmen Immersion nutzen soll. Möglich wär’s.
Unabhängig davon und ganz offiziell ist der Ex-Apple-Manager Clent Richardson seit Montag Geschäftsführer bei Immersion.
Das UMTS-iPhone
Dass irgendwann ein iPhone die Geschwindigkeit der UMTS-Netze nutzen wird, ist inzwischen so unumstritten wie unbestätigt. Ein neues Anzeichen, dass es in diesem Sommer so weit ist, liefert nun das taiwanesische IT-Fachblatt Digitimes. Die Seite zitiert Berichte aus chinesischen Zeitungen, denen zufolge Apple-Zulieferer Bauteile für das neue iPhone von Ende Mai an bereitstellen sollen.
Die Geräte fertigen soll angeblich der schon mit dem Bau des ersten iPhones beauftragte Dienstleister Foxconn Electronics. Die bestellten Bauteile sollen für ein UMTS-iPhone sprechen, die Auslieferung fertiger Geräte ist angeblich für Juni anvisiert.
Ortung und Navigation per GPS
Das iPhone als Mitnahme-Navigationssystem mit exakter GPS-Ortung – davon träumen Apple-Fans seit Monaten. Hinweise auf eine mögliche GPS-Integration in der iPhone-Neuauflage meldet ein Nutzer von Apples iPhone-Programmierer-Baukasten dem Weblog iPhone Atlas: Er will in dem Entwickler-Werkzeug die Anbindung eines Datenformats für GPS-Daten ausgemacht haben.
Schön wär’s.