Photokina-Neuheiten Fujifilm XF1, Olympus E-PL5, Olympus E-PM2, Body Cap Lens: Dieser Objektivdeckel fotografiert (Spiegel Online, 17.9.2012)
Photokina-Neuheiten
Dieser Objektivdeckel fotografiert
Neue Kompaktkameras mit erstaunlicher Bildqualität: Fujifilm und Olympus bauen in neue, kleine Kameras Fotosensoren ein, die bislang teureren Modellen vorbehalten waren. Außerdem neu auf der Kölner Fotomesse: Ein Objektiv, so dünn wie eine Toastscheibe.
Spiegel Online, 13.9.2012
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Warum braucht man noch spezielle Kompaktkameras, wenn doch manches bessere Smartphone vergleichbare Bildqualität liefert? Auf der Photokina zeigen die großen Kamerahersteller ihre Antworten. Am Vortag der Kölner Fotomesse hat Fujifilm seine neue Kompaktkamera XF1 vorgestellt. Das Modell ist wirklich klein, kein Vergleich zu Edel-Kompaktkameras wie Canons G12 oder der Panasonic LX7, die den hohen Preis wohl auch durch ein großes Gehäuse rechtfertigen.
Trotz des unscheinbaren Retro-Designs ist die XF1 den meisten Edel-Kompaktkameras zumindest in einem Punkt überlegen: Der Bildsensor ist mit 0,58 Quadratzentimetern etwa um ein Viertel größer als die Sensoren in den meisten anderen Edel-Kompakten. Der Sensor liefert bei schlechten Lichtverhältnissen eine bessere Bildqualität als fast alle kleinen Konkurrenzmodelle. Außerdem ist es mit der XF1 dank der großen Sensoroberfläche und der weit zu öffnenden Blende (bis f/1,8) leicht, den Hintergrund einer Aufnahme in Unschärfe verschwimmen zu lassen, um ein näher zur Kamera gelegenes Motiv hervorzuheben.
Diese Vorzüge des Sensors haben Tests des größeren Fujifilm-Modells X10 bestätigt, von dem die neue XF1 den Bildsensor übernommen hat. Es ist erstaunlich, wie viel leichter (204 statt 330 Gramm) und kleiner (die Hälfte des Volumens) die XF1 ist. Ist die Kamera ausgeschaltet, versenkt man das Objektiv im Gehäuse, es ist vergleichsweise flach und passt bequem in die Tasche. Um die Kamera einzuschalten, dreht man wie bei der X10 am Zoomring des Objektivs. Bei der XF1 fährt so auch das Objektiv aus. Beim ersten Ausprobieren konnten wir keine Verzögerung bemerken: Man dreht am Zoomring, die Kamera ist einsatzbereit. Auch der Autofokus reagierte bei ersten Versuchen in einem Raum mit schlechter Beleuchtung verlässlich und ausreichend schnell.
Die XF1 ist eine der interessantesten Kompaktkamera-Neuheiten der Photokina. Der Preis (empfohlen sind 449 Euro) ist vergleichsweise niedrig. Manche Edel-Kompaktkamera der Konkurrenz mit kleinerer Sensorfläche kostet derzeit mehr. Trotz des kleinen Gehäuses ist die Kamera dank Drehrädchen und Wahlrad gut zu bedienen und sieht auch noch schick aus.
Olympus fotografierender Objektivdeckel
Olympus hat als einer der ersten Kamerahersteller kleine Kameras mit großen Sensoren und Wechselobjektiven produziert. So innovativ diese neuen, digitalen Pen-Kameras 2009 waren, begnügte sich Olympus seitdem mit immer neuen, leicht verbesserten Variationen der Technik. Diesmal fällt der Schritt etwas größer aus: In den neuen Olympus-Kameras E-PL5 und E-PM2 ist derselbe Bildsensor eingebaut wie beim Profi-Modell OM-D EM-5. Diese Kamera hat in Tests auch bei Nacht erstaunlich klare, detailreiche Aufnahmen geliefert.
Die Sensor-Technik gibt es nun in deutlich kleineren, günstigeren Gehäusen, die Pen Mini E-PM2 kommt mit etwas weniger manuellen Einstellmöglichkeiten als die Pen Mini E-PL5 aus, sie ist eher etwas für den Automatik-Modus und kostet 100 Euro weniger (599 Euro mit Kit-Zoomobjektiv, erhältlich ab Oktober). Eine interessante Neuerung der E-PL5: Das Display an der Rückseite ist berührungsempfindlich, man kann mit einem Fingertipp bestimmte Bildbereiche fokussieren und dann auslösen. W-Lan haben die Kameras nicht eingebaut, aber sie sind mit Speicherkarten mit integriertem W-Lan kompatibel.
Die Pen-Kameras sind immer noch kompakt, wenn auch ausladender als die Fujifilm XF1, vor allem mit den herausragenden Objektiven. Die sind der Vorzug des Olympus-Systems: Wer mit unterschiedlichen Objektiven für Makro, Porträt und Landschaft experimentieren will, kann beim Micro-FourThirds-System aus einen stattlichen Objektiv-Angebot wählen.
Eine Überraschung ist ein Objektiv mit dem Namen Body Cap Lens. In der Tat ist diese Festbrennweite (30 Millimeter kleinbildäquivalent) so flach, dass man sie mit einem Schutzdeckel verwechseln könnte, wäre da nicht das Glas in der Mitte. Das Objektiv ist nicht einmal einen Zentimeter tief. Die Blendenöffnung ist fest bei f/8, benutzen kann man das winzige Objektiv also wohl nur an hellen, heißen Sommertagen, wenn jedes Gramm Kamera zu viel ist und ruhig alles scharf sein soll. 79 Euro soll der Fotodeckel kosten.
Spiegellose Profi-Kameras
Panasonic zeigt auf der Photokina ein neues Modell seiner filmenden Fotoapparate mit Wechselobjektiven: Die GH1 und GH2 sind bei Fotografen und Videofilmern beliebt, dank guter Bildqualität und Bedienbarkeit. Von dem bewährten Modell weicht Panasonic bei der GH3 nicht ab: Es gibt einige technische Neuerungen für Videofilmer, zum Beispiel den direkten Kopfhörer-Anschluss, Timecode-Unterstützung, höhere Auflösung. Und natürlich kommt die Bildqualität des neuen 16-Megapixel-Bildsensors auch den Filmern zugute, wenn sie denn so gut ist, wie Panasonic verspricht.
Vom neuen Sensor der GH3 werden auch Fotografen profitieren. Denn auch wenn die Werbung manchmal davon ablenkt: Die GH3 ist ein Fotoapparat, mit dem man eben auch filmen kann. Vom Sensor und einem eingebauten W-Lan-Modul abgesehen ist die wesentliche Neuerung der Kamera das nun staubdichte und spritzwassergeschützte Gehäuse. Da ist Panasonic wie auch bei der Auflösung nun mit dem Profi-Modell OM-D E5 von Olympus gleich gezogen.
Video-Kameras
Sony hingegen baut Videokameras in traditioneller Camcorder-Bauform, an die man aber dank einheitlicher Bajonette auch Objektive der Sony-Fotoapparate anschließen kann. Die Videokamera Sony Nex-VG30 hat einen großen Bildsensor, wie man ihn auch im neuen Fotoapparaten Nex-6 findet – 2700 Euro soll das Sony-Gehäuse kosten, mit dem das Filmen leichter fällt als mit den Fotoapparaten. Verglichen damit erscheint Panasonics GH3 geradezu günstig.
Bei Tageslicht genügen Smartphones den meisten Nutzern als Schnappschusskamera, nur eine Minderheit der Millionen neuen Fotos auf Instagram und Facebook kommt heute aus traditionellen Kameras. Der Umsatz mit Kompaktkameras in Deutschland sinkt seit Jahren, von 1,4 Milliarden Euro 2007 auf inzwischen nur noch eine Milliarde.
Die Menschen kaufen weniger Kompaktkameras und bezahlen im Durchschnitt auch weniger für solche Modelle (im Schnitt 140 Euro je Kamera 2011). Gleichzeitig kaufen immer mehr Menschen erheblich teurere Spiegelreflex- und Systemkameras und passende Objektive. Diese im Schnitt 612 Euro teuren Kameras machen inzwischen fast 40 Prozent des Gesamtumsatzes mit Fotoapparaten in Deutschland aus, 2007 war es nur ein Viertel.