Strenge Netzneutralität, schnelle Netze - ein Wunder in den Niederlanden
Der US-Streamingdienst Netflix veröffentlicht eine interessante Statistik über durchschnittliche Transferraten seiner Inhalte bei unterschiedlichen Internetprovidern weltweit. Hier drei Beobachtungen aus den Daten zu den Niederlanden und den USA.
1. In den Niederländen steigt die Verbindungsqualität trotz strenger Netzneutralität
In den Niederlanden gilt seit Mitte 2012 eine recht strenge gesetzliche Verpflichtung der Provider zu Netzneutralität. Sie dürfen Dienste nicht frei differenzieren oder, anders gesagt: Geld von großen Medienanbietern verlangen, damit diese besser das Publikum erreichen. Diese Einnahmequelle für den Netzausbau fehlt also im Vergleich zu Staaten ohne Netzneutralität. Doch die Transferraten bei den von Netflix analysierten Providern in den Niederlanden sind durchweg hoch, höher als im Schnitt in den USA. Und sie steigen. Die Qualität ist bei den unten gezeigten Providern von Oktober 2013 bis März 2014 gestiegen. Es gibt offenbar trotz Netzneutralität Investitionsanreize.
2. In den USA sind die Transferraten niedriger und fallen sogar
Zwei Dinge fallen im Vergleichszeitraum in den USA auf: Das Gros der von Netflix beobachteten Durchschnittstransferraten bei Providern ist weit niedriger als in den Niederlanden. In den Niederlanden reicht die Spanne von 2,6 bis fast 3,8 Mbps, in den USA von 1 bis 3, wobei das Gros der Provider unter 2,5 Mbps liegt – dem Tiefstwert in den Niederlanden. Einzig Google Fibre liegt in den USA mit 3,8 Mbps darüber.
Klar, die Niederlande sind kein Flächenland. Das könnte die absoluten Unterschiede erklären. Aber es dürfte die zweite Beobachtung nicht beeinflussen: Im Zeitverlauf wird die Versorgung in den Niederlanden bessern, in den USA zum Teil schlechter. Wir sehen bei vielen Providern im Januar 2014 einen Einbruch der Transferraten von Netflix-Diensten. Möglicher Hintergrund: Mitte Januar kippte ein US-Gericht die Regeln zur Netzneutralität der Regulierungsstelle FCC.
3. Wer in den USA zahlt, wird bevorzugt behandelt
Die Entwicklung der von Netflix beobachteten Transferraten beim US-Provider Comcast ist interessant: Seit Oktober geht es stetig bergab, dann fällt das Gericht die lang erwartete Entscheidung, dann schließt Netflix einen Vertrag mit Comcast und auf einmal steigen die Transferraten.