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Systemkamera Pentax Q: Puppenkamera mit Wechselobjektiven (Spiegel Online, 21.9.2011))

Konrad Lischka
Konrad Lischka
4 minuten gelesen

Systemkamera Pentax Q

Puppenkamera mit Wechselobjektiven

Kleine Kamera, winzige Objektive: Pentax hat eine Kompaktkamera konstruiert, bei der man die Objektive auswechseln kann. Wie gut fotografiert die Kamera mit dem kleinen Bildsensor? Wir haben die Pentax Q ausprobiert.

Spiegel Online, 21.9.2011

{jumi [*3]}

So unübersichtlich war der Kameramarkt lange nicht mehr: Schon wieder präsentiert ein Hersteller eine neue Systemkamera mit Wechselobjektiven. Die Pentax Q ist bisher das kleinste all’ der neuen Kameramodelle, die ohne Spiegel, aber mit Wechselobjektiven fotografieren. Klein ist die Q, weil Pentax einen winzigen Bildsensor eingebaut hat. Deshalb fallen auch die Objektive für die neue Systemkamera sehr klein aus.

Alle anderen Hersteller setzen bei ihren spiegellosen Systemkameras auf recht große Bildsensoren. Das bringt eine höhere Bildqualität bei wenig Licht, aber eben auch ausladende Objektive.

Das Gehäuse der Pentax Q sieht altmodisch-elegant aus – eine Reminiszenz an Zeiten, als Fotografen Filme belichteten. Die Objektive für die Pentax Q hingegen wirken vor allem niedlich: Die Standard-Festbrennweite (47 mm) ist so kompakt, dass man sie mit einer Hand ganz umschließen kann. Eher ein Objektivchen als ein Objektiv. Ein paar dieser Puppenhaus-Objektive kann man locker in der Jackentasche mit sich herumtragen.

Handhabung – viele Knöpfe, klares Konzept

Bei der Bedienung der Kompaktkamera setzt Pentax auf viele kleine Knöpfe und Drehrädchen, die einzelne Funktionen direkt steuern. Ob man diese klassische Steuerung der Bildschirmbedienung kompakter Systemkameras wie der Sony NEXC3 vorzieht, ist letztlich wohl eine Geschmacksfrage. Aber wer einige Zeit mit klassischen Spielreflexkameras fotografiert hat, wird alle Funktionen der Pentax Q ohne Blick ins Handbuch sofort bedienen können.

Es gibt ein Moduswahlrad an der Oberseite. Mit einem zweiten Drehrad kann man je nach Aufnahmeprogramm die Blendenöffnung, die Belichtungszeit oder beides direkt einstellen. An der Vorderseite der Kamera gibt es noch ein weiteres Drehrad, mit dem man zwischen verschiedenen Filtern, Aufnahmeeinstellungen und Bildformaten wählen kann – leider lässt sich dieser Schalter aber nicht für die Fokuseinstellung verwenden.

Von solchen Details abgesehen ist das Design der Pentax Q außergewöhnlich gut gelungen. Für eine derart kleine Kamera ist die Q nicht nur gut zu bedienen – sie ist auch schön.

Ausstattung – winziger Bildsensor, kleine Objektivauswahl

Der Bildsensor in der Pentax Q ist winzig – 0,28 Quadratzentimeter misst die Oberfläche, auf die das Licht durchs Objektiv fällt. Selbst Kompaktkameras bieten heute oft größere Bildsensoren. Der Sensor in der günstigeren und ebenso kleinen Canon Powershot S95 zum Beispiel hat etwa 50 Prozent mehr Fläche (0,43 Quadratzentimeter). Die Sensoren in größeren Systemkameras mit Wechselobjektiven von Panasonic und Olympus haben eine Oberfläche von 2,25 Quadratzentimetern.

Die Wahl eines derart kleinen Sensors schränkt die Einsatzmöglichkeiten der Pentax Q ein – nachts und in der Dämmerung ist die Bildqualität kaum befriedigend. Der Grund dafür: Auf der kleinen Fläche erreicht weniger Licht die einzelnen Fotodioden. Deshalb muss das Signal verstärkt werden und das produziert mehr Bildrauschen.

Warten auf die Objektive

Also Universalkamera scheidet die Pentax Q also aus. Aber sie könnte eine eigene Nische finden: Wer tagsüber unterwegs ist, kann eine Auswahl leichter, kleiner Pentax-Objektive in der Jackentasche mitnehmen und experimentieren. Zum Start der neuen Kamera hat Pentax einige interessante Objektive angekündigt: Es soll ein Fisheye-Objektiv geben und ein Extrem-Weitwinkel-Objektiv mit fixer Blendenöffnung.

Diese außergewöhnlichen Objektive konnten wir nicht ausprobieren, derzeit ist die Pentax Q bei deutschen Onlinehändlern nur im Paket mit einem Objektiv erhältlich, das vor allem Foto-Enthusiasten ansprechen dürfte. Es handelt sich um ein Standard-Objektiv mit einer Brennweite, deren Bildwinkel sehr nah dem des menschlichen Auges ist. Sprich: Mit dieser 50-mm-Festbrennweite ist man sehr flexibel, kann Porträts und Straßenszenen fotografieren, ohne dass die Aufnahme merkwürdig wirkt.

Abgesehen davon bietet die Standard-Festbrennweite ebenso wie das Standard-Zoomobjektiv für die Pentax Q nichts allzu aufregendes – vergleichbare Brennweiten und Blendenöffnungen findet man bei vielen besseren Kompaktkameras.

Fazit: besser abwarten

Für dieses Angebot ist der Preis des Pentax-Pakets zu hoch: Derzeit kostet das Gehäuse mit der Standard-Festbrennweite bei deutschen Onlinehändlern um die 700 Euro. Dieses Pentax-Q-Komplettpaket enthält eine schöne Kompaktkamera, deren Bildqualität und Gestaltungsmöglichkeiten aber nicht über das hinausgehen, was günstigere Kompaktkameras wie die Olympus XZ1 oder Canon Powershot S90 bieten.

Wer nur eine Tageslicht-Kompaktkamera sucht, die Fotos im Rohdatenformat aufnimmt und manuelle Einstellmöglichkeiten bietet, ist mit solchen Modellen wahrscheinlich besser bedient.

Interessant ist die Pentax Q für Hobby-Fotografen, die bei Tageslicht mit Objektiven experimentieren wollen. Wie gut die Pentax Q dafür geeignet ist, wird sich im Oktober zeigen, wenn die Fisheye-Optik und das Extrem-Weitwinkel-Objektiv erhältlich sind. Vielleicht gibt es dann auch andere Paketangebote ohne die Festbrennweite.

Wen das Retro-Design der Pentax Q mehr reizt als die Wechselobjektive, findet vielleicht eine attraktive Alternative in der neuen Fujifilm-Kompaktkamera X10. Dieses Modell erscheint erst im Oktober, ausprobieren konnten wir die X10 noch nicht. Aber die Kombination klingt verlockend: vergleichsweise großer Bildsensor, fest verbautes Zoom-Objektiv mit recht großer Blendenöffnung, viele manuelle Einstellmöglichkeiten und zum Start ein Verkaufspreis von etwa 500 Euro.

So schön die Pentax Q aussieht und so interessant die Idee ist – man sollte abwarten, bis im Oktober Fujis X10 und alle neuen Objektive für die Pentax Q erschienen sind.

Datenblatt

Kamera Pentax Q Panasonic GF3 Sony NEXC3
günstigster Preis Gehäuse * 699 (inkl. Objektiv)

397 (722 inkl. Objektiv)

603 (inkl. Objektiv)

Maße (Gehäuse)

9,8 x 5,7 x 3,1

10,8 x 6,7 x 3,3 cm 11 x 6 x 3,3 cm
Objektiv

Pentax Q 01 8,5mm f/1,9 (47 mm kb-äq.)

Panasonic 20 mm f/1,7 Sony E 18 – 55mm f/3,5 – f/5,6
günstigster Preis Objektiv 655 313
Gewicht (Gehäuse mit Ojektiv ca. in Gramm) 217 322 419
Auflösung (Megapixel) 12,4 12,1 16,2
Sensorgröße (cm²) 0,28 2,25 3,75
Megapixel pro cm² 44,3 5,4 4,32
Display (Zoll Diagonale) 3 Zoll Touchscreen, 460.000 Pixel 3 Zoll, 460.000 Pixel 3 Zoll, 921.600 Pixel
Dateiformat RAW/JPG RAW/JPG RAW/JPG
* im deutschen Online-Handel (laut geizhals.at, Stand 29.7.2011) ** inkl. Objektiv

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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