Technik-Tiere: Das iPod-Schwein singt MP3-Songs (Spiegel Online, 17.1.2008)
Technik-Tiere
Das iPod-Schwein singt MP3-Songs
Kindisches Design für Erwachsene: Gadget-Hersteller verpassen Allerwelts-Computerzubehör ein tierisch-niedliches Aussehen, um sich von der Masse an Produkten abzuheben. Die Folge: eine Schwemme an Lautsprecher-Säuen, Kraken-Webcams, Marienkäfer-Docks und Massage-Mäusen.
Spiegel Online, 17.1.2008
Vier Stummelbeinchen, zwei Stempelohren und ein weißer Kugelkörper, größer als eine Orange: Mit diesem knuddeligen Aussehen verzückt das iPod-Schweinchen des bisher unbekannten chinesischen Herstellers Lanchiya US-Gadgetseiten: "Süß!" (Ohgizmo), "Ich bin verliebt!" (Boingboing). Die Fans haben für das vom chinesischen Hersteller kryptisch "Amethyst A-1" getaufte Gerät auf der Hightech-Show CES in Las Vegas einen viel griffigeren Namen gefunden: das Musik-Schweinchen. Das Tier könnte ein Überbleibsel des bald in China ausklingenden Jahrs des Schweins sein. Am 7. Februar beginnt nach der chinesischen Astrologie das Jahr der Ratte. Doch der Schweinchenboom (in China ist das Tier ein Symbol der Zufriedenheit) könnte in diesem Jahr in den Vereinigten Staaten weitergehen – mit solch stürmischen Reaktionen auf das iPod-Schweinchen hat der chinesische Hersteller Lanchiya offenbar nicht gerechnet. Eigentlich wollte die Firma auf der Messe zunächst einen US-Vertriebspartner finden – jetzt feiern auf einmal US-Onlinemedien das noch gar nicht erhältliche Musik-Tier.
Der Knuddelfaktor hebt ein Allerwelts-Zubehörteil wie einen iPod-Lautsprecher unter den vielen vergleichbaren Produkten hervor: Dreht man an den stempelförmigen Ohren des iPod-Schweinchens, verändert man die Lautstärke oder überspringt Musikstücke. Der iPod-Anschluss ist im Inneren der Sau versteckt – man muss den Apple-Musikabspieler zum Andocken einfach wie einen Schweine-Reiter auf dem Rücken des Tiers platzieren.
Mit einer ganzen Modellpalette an Lautsprechern in Tierform will ein anderer chinesischer Zubehörbastler westliche Märkte erobern: Die Firma I-mu aus Peking hat bereits seit dem vorigen Jahr ein Lautsprecher-Schweinchen im Angebot.
Knuddel-Visage verkauft sich gut
Besonderheit des Geräts: Man muss den Lautsprecher auf eine Fläche aus Holz, Metall oder Glas legen, die dann als Resonanzkörper dient. O-Ton der I-mu-Produktbeschreibung: "Das Schweinchen geht gerne aus, arbeitet und schläft aber am liebsten auf einer ebenen, harten Oberfläche." Nur auf der könne es "laut, entspannt und frei singen".
Auf der CES zeigten die Piggy-Schöpfer neue Tiermodelle: den Lautsprecherhasen i-Jerry (laut Produktbeschreibung "liebenswert, niedlich, intelligent und mutig") und einen Lautsprecher in Vogelform, den i-Bird. Der Hase soll für 99 US-Dollar noch in diesem Jahr in Nordamerika verkauft werden – Vertriebspartner suchen die Chinesen aber noch.
Noch mehr Technik in Tierform – SPIEGEL ONLINE zeigt den seltsamen Zubehör-Zoo.
Vorläufer der Schweine-Welle: das "Pig-Radio"
Zu Beginn des chinesischen Jahrs des Schweins tauchte der wohl erste rosafarbene Tier-Lautsprecher in US-Technikshops auf: Der Online-Händler für Handyzubehör Accessorygeeks nahm 2007 ein in China gefertigtes Techniktier namens "Pig iPod Speaker & FM Radio" ins Sortiment: Für knapp 20 Dollar bekommt man ein UKW-Radio, das mit Batterien oder Strom aus dem USB-Anschluss läuft, einen MP3-Player kann man über den Kopfhöreranschluss einstöpseln.
Die Musik kommt bei diesem Musiktier aus der Nase, die Lautstärker steuert man mit dem Ringelschwänzchen und mit den Ohren sucht man nach Radiosendern.
Der Kraken-USB-Hub
USB-Hubs sind Massenware. Standard-Design: bonbonfarben, halbtransparent, kastenförmig. Dabei gibt es doch Tiere, die man sich wunderbar als USB-Verteiler vorstellen kann. Kraken etwa: Jede Tentakel ist ein USB-Anschluss – logisch und funktional.
Der US-Handyzuberhörshop Vavolo verkauft solch ein Verteiler-Vieh: Der "Cutie Octopus Hub" ist rot, hat vier Tentakel und eine Digitaluhr, wo man eigentlich die Augen des Kranken vermuten würde.
Die Tentakel sind nicht nur niedlich, sondern auch praktisch: Man kann diese Greifarm-Anschlüsse wegbiegen, um genug Platz für klobige USB-Kabel zu schaffen. Bei den eng gesetzten USB-Buchsen an Kasten-Hubs passt neben einen breiten USB-Stick oft kein zweites Gerät – anders beim Tentakel-USB-Verteiler. Für zwölf Dollar gibt es den in blau, rot, pink und grün – bislang aber leider nur in US-Webshops.
USB-Seesternchen und Meerestier-Webcam
Aus Belgien kommen zwei Computer-Meerestiere, die viel niedlicher sind als der Kraken-USB-Hub aus den Vereinigten Staaten: Sie haben einen kuscheligen Stoffüberzug – und sogar Namen.
Oscar heißt der USB-Hub des Unternehmens "United Pepper". Oscar sieht hier aber aus wie ein Seestern (Stoffbezug in rot, blau oder grün), wurde in Belgien entworfen, wird in Vietnam nach Fair-Trade-Regeln hergestellt und ist seit vorigem November für knapp 30 Euro in Europa zu haben.
Seine Freundin, eine Oktopus-Webcam auf Tentakeln namens "Lili", (1,3 Megapixel) kostet im selben Design wie Oscar knapp 50 Euro.
Chatpuppe i-Buddy
Der i-Buddy sieht aus wie ein knubbeliger Schmetterling: Zwei Flügel an einem Pummelkörper. Niedlich, aber seltsam – bis man begreift, dass dieses runde, Kinderfaust-große Ding nicht einem Tier, sondern dem Maskottchen des Microsoft Chatprogramms "MSN Messenger" nachempfunden ist.
Aufgabe des i-Buddy: Man kann das Wesen auf den Computer abrichten. Kommt eine Chatnachricht, blinkt ein Licht, lacht jemand im Chat, blinkt der Kopf des i-Buddy im Stakkato lila, grün, rot und gelb, flattert mit seinen Flügeln und dreht sich hin und her. Diese Reaktionen sollen programmierbar sein.
Der Flügelschlager kommt aus Hongkong, das Unternehmen Union Creations Limited hat die Entwicklung in Las Vegas auf der CES gezeigt. Wann, zu welchem Preis und wo der i-Buddy zu kaufen sein wird, ist noch unklar.
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