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Ultrazoom-Kameras: Feldstecher-Knipsen für die Handtasche (Spiegel Online, 30.4.2009)

Konrad Lischka
Konrad Lischka
12 minuten gelesen

Ultrazoom-Kameras

Feldstecher-Knipsen für die Handtasche

Kleines Gehäuse, riesige Brennweite: Günstige Kompaktkameras mit Extrem-Zoom holen Motive näher heran als je zuvor. SPIEGEL ONLINE hat die Zoom-Wunder von Kodak, Olympus und Pentax ausprobiert.

Spiegel Online, 30.4.2009

Um die 350 Euro teuer, ein halbes Kilo schwer und so groß wie eine Cola-Dose – die neuen kompakten Ultrazoom-Kameras der großen Hersteller sind eine Klasse für sich. Sie schaffen mit ihren fest verbauten Objektiven einen 24- oder gar 26-fachen Zoom, aber auch leichte Weitwinkel-Aufnahmen.

Wer diese Gestaltungsvielfalt mit einer Spiegelreflexkamera haben will, schleppt mehrere Kilo Ausrüstung mit, muss zwischen zwei oder drei Objektiven wechseln und dafür sicher mehr als tausend Euro bezahlen.

Mit der neuen Gestaltungsfreiheit wollen die Kamerahersteller Käufer locken. Das Argument: Viel Brennweite für wenig Geld. Entsprechende Modelle bringen viele Firmen in diesem Frühjahr heraus: Kodak (Z980), Olympus (SP-590UZ), Pentax (X70) und Nikon (P90). Sie machen mit diesen Billig-Zoomern ihren eigenen Digitalkameras Konkurrenz, könnte man meinen. Schließlich war bislang ein Argument für Spiegelreflexkameras die große Vielfalt an Brennweiten bei den Wechselobjektiven.

Viel Brennweite für relativ wenig Geld – was ist der Haken bei diesem Angebot? SPIEGEL ONLINE probiert die neuen Ultrazoomer aus:

Bedienung – viele nervige Fehler im Detail

Die Gehäuse der Ultrazoomer wirken durchweg etwas billig – aber das Plastik ist nur ein ästhetischer Mangel. Was wirklich ärgerlich ist: Die Objektivdeckel halten bei einigen Geräten einfach nicht. Statt die fest verbaute Optik vor Staub und Kratzern zu schützen, springt schon bei einer leichten seitlichen Berührung (im Rucksack unvermeidlich) der Schutzdeckel von der Olympus SP-590UZ und der Kodak Z980 ab.

Dass es durchaus möglich ist, eine Schutzklappe zu konstruieren, die besser hält, zeigt Pentax bei der X70. Diese Kamera kann man tatsächlich bedenkenlos in einer (großen) Handtasche oder dem Rucksack unterbringen – bei den Kameras von Kodak und Olympus ist das nicht zu empfehlen, verlässlichen Schutz bringt da nur eine zusätzliche Kameratasche.

Die Zoomwippe vor der Nase

Einige dieser kleinen, richtig nervigen Schnitzer bei der Bedienung hat leider jede der getesteten Ultrazoom-Knipsen. Dass die leicht zu vermeiden wären, zeigt der Vergleich: Was bei einem der Geräte nervt, ist bei einem anderen gut gelöst. Zum Beispiel die manuelle Einstellung von Verschlusszeit und Blendenzahl. Bei der Kodak Z980 steuert man das mit einem kleinen Einstellrädchen, einmal Drücken und man wechselt zwischen beiden Einstellmöglichkeiten.

Das ist sehr elegant gelöst und auf Anhieb verständlich. Solch ein Rädchen spendiert auch Pentax der X70, bei der Olympus-Kamera muss man sich stattdessen mit Knöpfen durch Kameramenüs klicken, um die Option zu finden.

Ansonsten orientiert sich die Bedienung der Kameras durchweg am mittlerweile üblichen Prinzip: Ein Steuerkreuz mit vier Tasten und einem Schalter in der Mitte hinten, ein Moduswahlrad (die Kameras haben dasselbe Angebot an P, A, S und M-Modi und Motivprogrammen), dazu noch ein paar Extratasten.

Manchmal lahmt der Autofokus

Wie leicht man ein so bewährtes Prinzip verhunzen kann, macht Olympus mit dem Verzicht aufs Einstellrad vor und Kodak mit der sehr eigenwilligen Bedienung des Objektivs. Statt eines Zoom-Hebels für den Zeigefinger an der Oberseite wie die Konkurrenz, plaziert Kodak eine Zoom-Wippe für den Daumen auf der Kamera-Rückseite. Der ist hakelig zu bedienen und erfordert einige Verrenkungen, wenn man durch den Sucher der Kamera blicken will.

Die Einschalt-, Zoom- und Fokussierzeiten sind bei keinem der Ultrazoomer mit einer Spiegelreflex zu vergleichen. Allerdings sind sie auch nicht katastrophal schlecht. Nur im extremen Telebereich nervt bei allen Kameras bisweilen die ewige Autofokussiererei.

Hierbei muss man allerdings bedenken: Von einer Weitwinkelbrennweite in den Telebereich zu wechseln, dauert bei diesen Kompaktknipsen wenige Sekunden, bei einer digitalen Spiegelreflex muss man dafür meist das Objektiv wechseln.

Fazit: Bei der Geschwindigkeit sind die kleinen Ultrazoomer durchweg Spiegelreflex-Kameras unterlegen. Das ist nicht tragisch, fällt nur beim Autofokus bisweilen unangenehm auf. Ärgerlich sind die unnötigen Schnitzer bei der Bedienbarkeit – mal ist der Zoom-Hebel unpräzise (Nikon P90), mal ungünstig angebracht (Kodak Z980), mal fehlt ein Einstellrad (Olympus SP-590UZ), mal ist die Bedienung über Menüs extrem verwirrend (Nikon P90). Am besten gefiel uns die Bedienung der Pentax X70.

Ausstattung – große Brennweite, kleiner Sensor

Dass die Ultrazoomer so klein und billig sind, hat einen Preis: In den Kameras sind durchweg die kleinsten verfügbaren Bildsensoren verbaut. Die Größe des Fotosensors beeinflusst neben anderen Faktoren die Qualität der Fotos. Grob gesagt: Je kleiner die Oberfläche, umso stärker das unerwünschte Bildrauschen.

Die Ultrazoomer haben durchweg Fotosensoren mit einer Oberfläche von 0,28 Quadratzentimetern. Da haben sogar kleinere Kompaktkameras wie zum Beispiel die Canon G10 größere Sensoren (0,43 Quadratzentimeter). Ein Grund dafür ist sicher, dass bei größerem Sensor das Objektiv einen größeren Bildkreis werfen muss. Ein anderer Grund ist aber wohl auch, dass die Unternehmen mit kleinen, günstigen Kompaktknipsen den eigenen Spiegelreflexkameras nicht zu viel Konkurrenz machen wollen.

In der Dämmerung rauscht es

Die Folge: Bei Tageslicht sind die Bilder der Ultrazoomer brauchbar, aber schon bei Dämmerung stört Bildrauschen in den Aufnahmen. Neben diesem mehr oder minder notwendigen Kompromiss sparen die Hersteller allerdings auch an der restlichen Ausstattung. So zeichnet zum Beispiel mit Ausnahme der Kodak Z980 keiner der Ultrazoomer Aufnahmen in einem Rohdatenformat (RAW) auf, das einen sehr großen Gestaltungsspielraum bei der Nachbearbeitung ermöglicht und auch so manchen anspruchsvollen Hobbyknipser interessiert.

Allerdings kann man mit Kodaks RAW-Format derzeit als Mac-Benutzer wenig anfangen – erkannt und unterstützt wird das Format bislang allein von Kodaks eigener, nur schwer erträglicher PC-Software, die immerzu Werbung für Online-Dienste von Kodak macht. Dass Olympus bei der 590UZ auf RAW-Unterstützung verzichtet, ist nur als künstliches Runtertunen zu verstehen, schließlich können ältere Olympus-Kompaktknipsen in derselben Preisklasse wie die 570UZ auch Aufnahmen im RAW-Format speichern.

Krüppel-HDR bei Kodak

Ansonsten nehmen sich die Modelle bei der Ausstattung nicht viel. Die wesentlichen Ausreißer: Automatische Belichtungsreihen (für HDR-Fotos) fotografiert die Olympus 590UZ und die Kodak Z980, Pentax spart sich dieses bequeme Extra. Das Display der Kodak Z980 ist größer als das der Konkurrenten, dafür hat die Nikon P90 ein ebenso großes und ganz ordentliches Liveview-Display an der Rückseite, das sich im 90-Grad-Winkel zur Kamera nach oben (falls man sehr nah am Boden fotografiert) oder im 45-Grad-Winkel nach unten klappen lässt (falls man die Kamera über den Kopf hält). Das ist in der Tat hilfreich.

Bei der sonstigen Ausstattung fallen Olympus und Kodak dadurch auf, dass ihre Kameras mit vier Standard AA-Akkus betrieben werden. Im Urlaub sehr praktisch, wenn man schnell Ersatz sucht. Allerdings sind die Kameras dadurch etwas schwerer und klobiger als die Pentax.

Nervig bei der Olympus 590UZ: Als Wechselspeicher kann man hier nicht die weitverbreiteten SD-Karten nutzen, sondern nur das von Olympus und Fujifilm entwickelte XD-Format. Muss eigentlich nicht sein. Dass die Hersteller ihre Kunden allesamt mit proprietären USB-Kabelenden ärgern, ist eine traurige Tradition – man kann in keinen der Ultrazoomer einfach so ein Kabel mit Mini- oder Mikro-USB-Ende stöpseln, da hat jeder Hersteller seine ganz eigene Buchse konstruiert.

Fazit: Abgesehen von den Objektiven sind die Kameras durchweg spartanisch ausgestattet – kein RAW-Modus, die kleinstmöglichen Bildsensoren. Nur die Nikon P90 fällt mit dem leicht schwenkbaren Display ein wenig heraus. Ob man für dieses Extra allerdings die arg komplizierte Bedienung in Kauf nehmen möchte, muss man abwägen. Wer nur mit der Automatik fotografiert, wird das wohl verschmerzen können.

Bildqualität und Fazit

Bei Tageslicht liefern die Ultrazoomer durchweg meist brauchbare Bilder. In der 100-Prozent-Ansicht fallen zwar schon bei guten Lichtbedingungen und entsprechend niedriger ISO-Empfindlichkeit einige Störungen auf, die aber in den allermeisten Fällen nicht ins Gewicht fallen dürften. Die Bildstabilisierung gleicht bei allen Modellen im Telebereich die Bewegungen der Kamera ganz gut aus – eine einigermaßen ruhige Hand vorausgesetzt.

In der Dämmerung, in geschlossenen Räumen oder gar nachts sollte man von diesen Kameras nichts erwarten – Bildrauschen ist zum Teil schon bei ISO200 zu erkennen, bei höheren Empfindlichkeiten stört es wirklich. Aber: Etwas anderes kann man von diesen Kameras auch nicht verlangen. Bei starken Hell-Dunkel-Kontrasten treten kleine Abbildungfehler wie chromatische Aberrationen (Farbränder) auf, im Telebereich verzeichnen die Objektive die Motive – aber all das überrascht kaum. Mehr Qualität ist nicht zu erwarten.

Keine Alleskönner, aber nette Ergänzung

Echte Alleskönner sind die Ultrazoomer trotz des enormen Brennweitenbereichs nicht. Als Immerdabei-Kamera sind sie ein wenig zu schwer und zu groß. Wer einfach knipsen will, ist mit einer kleinen Kompaktkamera wohl besser beraten. Als Immerdabei-Zweitkamera sind die Ultrazoomer für anspruchsvolle Hobbyfotografen interessant. Unterwegs (am Tag) holt man wohl keine Kamera gern so oft heraus, um einfach ein Motiv im Vorübergehen zu knipsen wie diese Brennweiten-Wunder.

Allerdings muss man dabei auf echte RAW-Unterstützung zugunsten der Brennweite verzichten – eine Kompakte wie die Canon G10 hat zwar weniger Telebereich, dafür einen größeren Sensor, einen RAW-Modus und etwas weniger Volumen.

Wenn es ein Ultrazoomer sein soll, fällt die Auswahl nicht leicht: Uns hat die Pentax X70 dank der Bedienung am besten gefallen. Wer auf einen schwenkbaren Monitor wert legt, sollte die Nikon P90 ausprobieren.

Datenblatt

Ultrazoom-Knipsen: Vier Bridge-Kameras im Vergleich
Kamera Kodak Z980 Olympus SP-590UZ Pentax X70 Nikon P90
günstigster Preis im deutschen Online-Handel
(laut geizhals.at, Stand 29.4.2009)
332,98 304 358,9 345
Maße/ Gewicht 9,1 x 12,4 x 10,5 cm
415 Gramm
11 x 9 x 9,1 cm
435 Gramm
11,1 x 8,3 x 9 cm
390 Gramm
11,4 x 8,3 x 9,9 cm
460 Gramm
Brennweite 26 – 624 mm 26 – 676 mm 26 – 624 mm 26 – 624 mm
Auflösung 12 MP 12 MP 12 MP 12,1 MP
Sensorgröße (cm²) 0,28 0,28 0,28 0,28
Bilddateiformat JPEG, Raw (KDC) JPEG JPEG JPEG
ISO-Bereich 64-6400 80-1600 50-6400 64-6400
Verschlusszeiten
Speicherkarten SD/SDHC xD SD/SDHC SD/SDHC
Display 3.0″ Farb-LCD-TFT 2.7″ Farb-LCD-TFT 2.7″ Farb-LCD-TFT 3.0″ Farb-LCD-TFT schwenkbar
Blendenweiten f/2,8 – f/8 f/2,8 – f/8 f/2,8 – f/8 f/2,8 bis f/8
Verschlusszeiten 1/2000s bis 16s 1/1000s bis 15s 1/4000s bis 4s 1/2000s bis 8s

Fototechnik – Die Fachbegriffe kurz erklärt

FOTOTECHNIK: DIE FACHBEGRIFFE KURZ ERKLÄRT
Brennweite
Die Brennweite gibt eine Entfernung innerhalb des Objektivs einer
Kamera an. Genauer: Die Brennweite ist der in Millimetern angegebene
Abstand zwischen der Mittelachse der Linse und der Stelle, wo das
einfallende Licht auf Sensor oder Film trifft. Relevant ist das für die
Bildgestaltung so: Je höher die Brennweite, desto näher wird das
abgebildete Objekt herangezoomt.

Die Brennweite verändert auch die Bildwinkel der Aufnahme. Hier
spielen aber auch die verschiedenen Aufnahmeformate (sprich: wie groß
ist das auf den Sensor der Kamera einfallende Bild) eine Rolle. Deshalb
geben Hersteller meistens die sogenannte kleinbildäquivalente
Brennweite (Equiv.135) an.
Kleinbildbrennweiten werden mit Werten wie zum Beispiel 24-60 mm
bei digitalen Kompaktkameras angeben. Wenn ein solches Objekt den
Bereich zwischen 17 und 35 mm umfasst (siehe Foto: links 35 mm, rechts
28 mm), sind Weitwinkelaufnahmen möglich (hilfreich, um zum Beispiel
Menschengruppen oder Bauwerke aus nicht allzu großer Entfernung
aufzunehmen), ab 50 mm ist man schon im leichten Telebereich.

Blendenöffnung
Für eine Kamera ist die Blende, was die Iris für das Auge ist: Diese
Öffnung hat eine veränderbare Größe und je größer sie ist, desto mehr
Licht fällt ein. Bei kompakten Digitalkameras kann die Blende manchmal,
bei Spiegelreflexkameras meistens auf Wunsch manuell eingestellt
werden. Angegeben wird sie dabei mit der sogenannten Blendenzahl (wie
um Beispiel 8, 5,6 oder 2,8).
Je größer die Blendenzahl (oft angegeben mit f/Blendenzahl), umso
kleiner ist die Blendenöffnung. Konkret: Bei der Blendenzahl 4 ist die
Blendenöffnung doppelt so groß wie bei der nächst höheren Blendenzahl
5,6. Die Blendenzahlen beruhen auf einer mathematischen Formel, nach
der sich die sogenannte Blendenreihe berechnet. Hier verkleinert sich
von Stufe zu Stufe die Blendenöffnung (0,5 / 0,7 / 1 / 1,4 / 2,8 / 4
usw., siehe SPIEGEL WISSEN).

Mehr Licht durch eine große Blendenöffnung ermöglicht eine kürzere
Verschlusszeit. Eine möglichst kurze Verschlusszeit ist nötig, um sich
schnell bewegende Objekte möglichst scharf aufzunehmen. Wer zum
Beispiel einzelne Szenen eines Basketball-Spiels einer nicht allzu hell
beleuchteten Sporthalle aufnehmen will, kann eine kleinere Blendenzahl
(also eine größere Blendenöffnung) wählen und dafür die Verschlusszeit
verkürzen. Als Richtwert gilt dabei: Ein Stufe abwärts in der
Blendenreihe erlaubt eine gleichzeitige Halbierung der Belichtungszeit

Gleichzeitig beeinflusst die Größe der Blendenöffnung die sogenannte
Schärfentiefe. Grundregel: Je kleiner die Blendenzahl (und je größer
somit die Größe der Blendenöffnung), desto geringer die Schärfentiefe.
Geringe Schärfentiefe bedeutet: Das Motiv im Vordergrund ist scharf,
der Hintergrund ist unscharf. Große Schärfentiefe bedeutet, dass die
Partien im Vorder- und Hintergrund scharf auf dem Bild erscheinen.

Verschluss-/Belichtungszeit
Wie lange die Blende geöffnet ist, wie lange also Licht auf den Sensor der Kamera fällt, gibt die Belichtungszeit an. Je länger diese Verschlusszeit ist, desto mehr Licht fällt auf den Sensor.
Diese Verschlusszeit wird meistens in Sekundenbruchteilen angegeben. 1/1000 ist zum Beispiel eine tausendstel Sekunde. Bei Kompaktkameras kann die Verschlusszeit manchmal, bei Spiegelreflexkameras immer auch manuell eingestellt werden. Angeben wird sie in Zeitstufen (wie 0,5"; 1/4; 1/8; 1/15; 1/30; 1/60; 1/125 usw.). Je größer die Zeitstufe, umso länger ist der Verschluss geöffnet.
Bei einer kurzen Verschlusszeit erscheinen auf dem Bild sich schnell bewegende Objekte scharf, bei längeren Verschlusszeiten wirken sie verwischt, das ist die sogenannte Bewegungsunschärfe. Verwendet man bei solchen Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten kein Stativ oder zumindest eine feste Unterlage für die Kamera, verwackeln die Aufnahmen oft durch die Bewegung der Hand. Ruht die Kamera auf einer festen Unterlage, kann man mit längeren Belichtungszeiten zum Beispiel Autos auf Fotos verwischt erscheinen lassen, während alle statischen Objekte in der Umgebung scharf erscheinen.

Bei sehr kurzen Belichtungszeiten ist eine starke Beleuchtung oder eine entsprechend große Blendenöffnung nötig, um ausreichende Belichtung zu gewährleisten. Grundregel: Stellt man eine Zeitstufe größer ein, kann man eine Blendenzahl weniger einstellen.

Schärfentiefe
Schärfentiefe meint den Bereich in einer bestimmten Entfernung der Kamera, der auf dem Foto als scharf erscheint – je größten dieser Entfernungsbereich ist, umso größer ist die Schärfentiefe.

Konkret: Geringe Schärfentiefe bedeutet, dass das Motiv im Vordergrund scharf, der Hintergrund aber unscharf ist. Große Schärfentiefe bedeutet: die Partien im Vorder- und Hintergrund erscheinen auf dem Bild scharf. Die Schärfentiefe eines Bildes hängt unter anderem von der Größe der Blendenöffnung ab, aber auch von der Brennweite des Objektivs und dem Bildformat, beziehungsweise der Sensorgröße.

Sensorgröße

Die Größe des Fotosensors (siehe Bayer-Sensor bei SPIEGEL WISSEN)einer Digitalkamera beeinflusst neben anderen Faktoren die Qualität der Fotos. Angegeben wird die Größe oft in Standardgrößen wie 1/3,2 Zoll oder 1/1,7 Zoll. Diese Größen sind von einem Format für TV-Kameras aus den fünfziger Jahren übernommen, haben keinen direkten Zusammenhang mit der Oberfläche des Sensors.
Einige Beispiele für Sensorgrößen:

+ digitale Kompaktkamera Nikon Coolpix S60 (1/2.3"): 0,28 cm²
+ digitale Bridge-Kamera Canon G10 (1/1,7"): 0,43 cm²
+ digitale Four-Thirds- Kamera Lumix G1 (4/3") 2,24 cm²

+ digitale Spiegelreflex-Kamera Canon EOS 350D 3,28 cm²
+ Kleinbild: 8,64 cm²
– Mittelformat: 17,28 cm²

Ein Problem bei der Sensorgröße entsteht, wenn auf der gleichen Fläche immer mehr Fotodioden untergebracht werden. Sprich: Eine digitale Kompaktkamera mit derselben Auflösung (gemessen in Megapixel) wie eine Spiegelreflexkamera bringt dieselbe Menge an Fotodioden auf einer kleineren Oberfläche unter. Eine Folge: Auf der kleinen Fläche erreicht weniger Licht jede einzelne der Fotodioden, das Signal muss daher verstärkt werden, was wiederum mehr Störungen, das sogenannte Bildrauschen mit sich bringt.

Lichtempfindlichkeit / ISO-Wert
Wie lichtempfindlich Filmmaterial ist, wird unter anderem mit den sogenannten ISO-Werten angegeben. Ein Film mit ISO 200 ist doppelt so lichtempfindlich wie ein ISO-100-Film, bei ISO 400 verdoppelt sich die Lichtempfindlichkeit gegenüber ISO 200 und so weiter.
Bei Digitalkameras haben die Hersteller diese Skala übernommen, um die Empfindlichkeit anzugeben. Wenn in einem dämmrigen Umfeld die Verschlusszeit wegen Verwacklungsgefahr nicht stark genug erhöht werden kann, und eine allzu große Blendenöffnung wegen des Verlusts an Schärfentiefe nicht erwünscht ist, kann die Empfindlichkeit erhöht werden, um eine ausreichende Belichtung zu gewährleisten. Hebt man die ISO-Stufe um einen Schritt an, kann die Verschlusszeit zum Beispiel um einen Schritt vermindert werden.

Bei Digitalkameras verstärkt die Software das auf dem Sensor eingehende Signal. Dabei verstärkt die auch die Störungen, das sogenannte Bildrauschen nimmt zu.

Megapixel
Der Megapixel-Wert gibt die Auflösung einer Digitalkamera an, also wie viele Bildpunkte der Sensor erfasst. Ein Megapixel entspricht einer Million Bildpunkte. Aus der Pixelmenge resultiert die Rasterung beim Druck der Fotos – je höher die Auflösung, desto größer können die Fotos gedruckt werden, ohne dass die Pixel sichtbar werden.

Laut Kodak genügt für einen Ausdruck in A4-Format (20×30 cm) in guter Qualität eine Auflösung von 1920 x 1280 Pixeln (2,4 Megapixel), für optimale Qualität ist eine Auflösung von 2160 x 1440 Pixeln (3,1 Megapixel) nötig.
Eine digitale Kompaktkamera mit derselben Auflösung wie eine Spiegelreflexkamera bringt dieselbe Menge an Bildpunkten auf einer kleineren Sensoroberfläche unter. Eine Folge: Auf der kleinen Fläche erreicht weniger Licht jeden einzelnen der Bildpunkte, das Signal muss daher verstärkt werden, was wiederum mehr Störungen durch das sogenannte Bildrauschen mit sich bringt.

Bildrauschen
Die Ursache für das Bildrauschen sind physikalische Effekte auf dem Bildsensor und den dort untergebrachten Fotodioden, vor allem den sogenannten Dunkelstrom (mehr bei SPIEGEL WISSEN) . Wie stark diese Effekte im Foto sichtbar (siehe Foto mit 1600 ISO) sind, hängt von mehren Faktoren ab: – Bei gleicher Auflösung rauschen Sensoren mit kleinerer Oberfläche stärker als größere.
+ Je stärker die Lichtempfindlichkeit der Kamera eingestellt ist, umso stärker ist das Rauschen, da das vom Sensor eingehende Signal verstärkt wird – einschließlich der Störungen.

+ Je wärmer der Sensor ist, umso stärker ist das Bildrauschen.
Digitalkameras nutzen diverse Software-Routinen, um das Bildrauschen schon beim Abspeichern einer Aufnahme herauszurechnen.
Die Hersteller nutzen verschiedene Verfahren mit unterschiedlichen Ergebnissen. Manchmal beeinträchtigt die Rauschunterdrückung wiederum die Schärfe eines Bildes sichtbar.


Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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