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Virales Marketing: Dieser Mixer kriegt das iPhone klein (Spiegel Online, 11.7.2007)

Konrad Lischka
Konrad Lischka
2 minuten gelesen

Virales Marketing

Dieser Mixer kriegt das iPhone klein

Yahoo entwickelt ein neues soziales Netzwerk, Google sammelt an Universitäten Ideen für die nächste Menschel-Maschine. Denn im sozialen Netz sind die beiden Web-Konzerne Zwerge. Helfen könnte das "Vereinigte Soziale Netzwerk" – ein Zugang zu allen Web-Gemeinschaften.

Spiegel Online, 11.7.2007

Erst verbiegt sich das Metall, dann fliegen erste Fetzen und bald schwirrt weißer Staub und zuletzt schwarzer Qualm durch den Mixer. Sechs Sekunden hält das iPhone im "Total Blender" des US-Küchengeräte-Herstellers Blendtec durch. Der Motor des Geräts hat drei PS und häckselt fast alles klein: iPhones, iPods, Videokameras. Das demonstriert der Mixer-Hersteller selbst in seinen Werbevideos. Der Mann im weißen Kittel mit dem ordentlichen Seitenscheitel, der in den Blendtec-Filmchen mit genüsslichem Grinsen das iPhone kleinhäckselt ist Tom Dickson, Gründer und Geschäftsführer des Mixer-Herstellers.

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Bis 2006 war er eine lokale Berühmtheit in Utah und ein – kleiner – Star in der Geschäftswelt, seit ihn 2004 die Beratungsfirma Ernst & Young zum Unternehmer des Jahres gekürt hatte. Wenn ihn jemand ließ, sprach er begeistert von seinen Mixern, sagte Sätze wie: "Vier Schokoladen-Shakes, für die man früher sechs Minuten brauchte, sind heute in sechs Sekunden fertig".

Es begann mit Murmeln

Aber es scheint Dickson nicht genügt zu haben, dass Blendtec-Geräte in den Vereinigten Staaten in Läden wie Starbucks und Subway stehen. Vorigen November startete er eine der bislang erfolgreichsten viralen Marketing-Kampagnen im Netz: "Will it blend?". Die Frage könnte man mit "Wird es sich vermischen?" übersetzen, aber treffender ist wohl "Kriegt der Mixer das klein?". Denn darum geht’s: Dickson begann mit Murmeln (werden zu Staub) und arbeitete sich über Coladosen bis zum iPhone vor.

Abgesehen von der Zerstörungswut macht der trockene Humor die kurzen Videoclips so unterhaltsam: Manchmal lässt sich Dickson abstruse Begründungen einfallen, warum er gerade dieses Gerät zerstören will: "schlechte Golfpartie gehabt", "brauche einen neuen iPod" oder, ganz groß: Er habe 25 Enkel. Immer ließen die ihre Spielzeugautos bei ihm herumliegen. Heute morgen sei er auf eins getreten. Und weil seine Füße jetzt so schmerzen, will er den Enkeln eine "Lektion erteilen": Ab mit dem 53 Spielzeugautos in den Mixer!

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In sechs Monaten vom Slogan zur Redewendung

Der Erfolg: Der Slogan "Will it blend?" taucht inzwischen gut eine halbe Million mal auf, beim US-Wirtschaftsmagazin Forbes, bei der "New York Times" und völlig ohne Zusammenhang mit den Videos sogar in Überschriften von Technologie-Blogs wie Endgadget auf. Ein Mixer-Slogan ist zum Sprichwort geworden – innerhalb eines halben Jahres, dank Youtube-Clips.

Die Mixer-Werbung hat Dickson sogar ins Fernsehen gebracht, in die "The Tonight Show" mit Jay Leno – die Sendung hat im Durchschnitt 5,7 Millionen US-Zuschauer, fast ein Drittel des US-Publikums, das in dieser Zeit vorm Fernseher sitzt. Dort hat Dickson am 30. März eine Harke in seinem Mixer kleingehäckselt.

Und das Geschäft profitiert wohl auch durch den PR-Erfolg. Dickson hat in einem Interview mit dem Blog Squidnews gesagt: "Wir spüren definitiv eine Wirkung bei den Verkäufen, eine Unglaubliche Wirkung bei unsere Heim- und Profiprodukten."

Aufgrund der Video-Kampagne musste Blendtec inzwischen ein neues Produkt in sein Angebot aufnehmen: Merchandise-Artikel. Im "Will-it-Blend"-Fanshop kann man für 15 Dollar und 99 Cent das offizielle Will-it-Blend T-Shirt kaufen.

© SPIEGEL ONLINE 2007
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Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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