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Was wir Jack Vance verdanken

Konrad Lischka
Konrad Lischka
2 minuten gelesen

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Am Sonntag ist Jack Vance gestorben. Seine Geschichten haben die Archetypen der Magier und Spitzbuben in Rollenspielen geprägt. Vance hat den legendären Draufgänger Cugel geschaffen, einen verschlagenen, witzigen und wortgewandten Dilettanten (in der Magie), der sich in einer untergehenden Welt durchschlägt. Cugel macht Schulden und denkt gar nicht ans Zurückzahlen, wie er in einem bemerkenswerten Dialog mit seinen Bewachern begründet: Warum zahlen, wenn man bald sterben wird?

“Naturally,” said Cugel, “the possibility of exorbitant charges has occurred to me. Since I do not intend to pay, I care not a fig for expense!” Both Yelleg and Malser murmured in surprise. “That is a remarkably bold attitude!” “Not altogether. At any instant the sun may lurch into oblivion. At this time, were I to owe Twango ten thousand terces for a long series of excellent meals, my last thoughts would be happy ones!”

Jack Vance Erzählungen haben diesen für Fantasy seltenen ironischen Ton. Sie sind witzig, sie sind intelligent, sie erzählen auch etwas über unsere Welt und Wirtschaft. Vance war nach Fritz Leiber einer der Literaten der frühen Fantasy. Er hat wie Leiber die Erfinder des ersten Rollenspiels überhaupt maßgeblich beeinflusst. Das 1973 erschienene Dungeons & Dragons verdankt Vance einige Ideen und Archetypen. D&D-Miterfinder Gary Gygax hat Vance immer wieder als Einfluss erwähnt, schon 1976 findet sich Vance in einer von Gygax im D&D-Hausmagazin “Dragon” veröffentlichten Listen der “Fantasy / Swords & Sorcery recommended reading” (Dragon, Dezember 1976, Vol. 1, Ausg. 4, S. 29).

Das Magie-System der Original-Ausgabe von Dungeons & Dragons ist von Vance beeinflusst. Die Mechanik unterscheidet sich von der der meisten aktuellen Computer-Rollenspielen. In OD&D müssen die Magier Zaubersprüche für einen Tag auswendig lernen. Sind die einmal gesprochen, verschwinden sie aus dem Gedächtnis und müssen erneut memoriert werden. Das System funktioniert wie Pfeil und Bogen: Jeden Pfeil kann ein Magier nur einmal abschießen, sein Köcher wächst mit steigenden Erfahrungsstufen.

Zu diesem Magie-System dürften Arneson und Gygax Jack Vance inspiriert haben. Vance beschreibt in seinen 1950 erstmals in dem Sammelband „The Dying Earth“ erschienenen Kurzgeschichten die untergehende Erde in einer fernen Zukunft, in der die Sonne instabil wird. In dieser Zukunft sind die mächtigsten Menschen Magier. Sie müssen jeden Zauber neu lernen, die nötigen Komponenten beisammen haben und wenn es darauf ankommt trotz Stress die gelernten Formeln perfekt rezitieren. Einmal gesprochen ist der Zauber aus dem Gedächtnis verschwunden und muss erneut gelernt werden. Zaubersprüche sind wie Pfeile und das Gedächtnis ist der Köcher. Einmal verschossen, muss er wieder gefüllt werden. Dieses System nutzt auch das erste Dungeons & Dragons. Sprüche müssen gelernt werden, immer und immer wieder. Einige, wenige Computer-Rollenspiele übernahmen dieses vancianische System, zum Beispiel das erste fürs Nintendo Entertainment System erschienene „Final Fantasy“.

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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